Verteilung nach Quote:Dorfener Gemeindehaus wird zur Flüchtlingsunterkunft

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Dorfen braucht ein neues Feuerwehrhaus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Icking beherbergt aktuell zu wenige Geflüchtete. Bis klar ist, ob auf dem Areal der 2018 abgebrannten Reithalle ein Containerdorf entstehen kann, wird kleinteilig umgebaut - und eine Künstlerin muss ihr Atelier räumen.

Von Susanne Hauck, Icking

Auch der Gemeinde Icking fehlen Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete. Deswegen soll das Gemeindehaus in Dorfen zur Flüchtlingsunterkunft werden. Selbst wenn das heißt, dass dafür eine langjährige Mieterin ausziehen muss.

Die Anzahl der Asylbewerber hat wieder dramatisch zugenommen, jeder hat das mitbekommen. Icking bereitet sich auf neue Ankömmlinge vor, nachdem seit Juli bekannt ist, dass im Landkreis wieder nach Schlüssel verteilt wird. "Wir haben unsere Quote noch nicht erfüllt", erklärte Bürgermeisterin Verena Reithmann (Unabhängige Bürgerinitiative) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Derzeit leben ihr zufolge 63 Flüchtlinge - Asylbewerber und Ukrainer - hier, was heißt, dass noch 25 weitere Menschen aufgenommen werden müssten. Und dabei wird es vermutlich nicht bleiben: "Wenn die Welle weiter anhält, könnten es bis Jahresende noch einmal ein Dutzend mehr sein."

Saal und Florianstüberl bleiben

Weil hinten und vorne Plätze fehlen, beschloss der Gemeinderat mit großer Mehrheit, das Gemeindehaus in Dorfen dazu zu nehmen. In dem Ortsteil leben bis jetzt noch keine Asylbewerber. Der Künstlerin Reinhild Stötzel, die dort seit zehn Jahren im Erdgeschoss ihr Atelier hat, wurde bereits gekündigt. Ihre zwei Räume und ein weiterer Raum, in dem bisher die Bürgermeistersprechstunde stattfand und historische Vereinsfahnen gelagert wurden, hat das Landratsamt als geeignet befunden, insbesondere für eine Familie. Weil für das alte Gemeindehaus, in dem auch die Dorfener Feuerwehr untergebracht ist, ja eines Tages ein Neubau kommen soll, einigten sich die Räte darauf, möglichst wenig Geld in den Umbau zu stecken. Eine Dusche kann verhältnismäßig einfach im Keller installiert, im Erdgeschoss muss eine Küche untergebracht werden. Es soll aber nicht das ganze Gemeindehaus zur Flüchtlingsunterkunft werden, da war sich der Gemeinderat einig. Der Saal und das Florianstüberl sollen weiter den Vereinen vorbehalten sein.

Vieles ist in punkto Flüchtlinge und ihrer Unterbringung im Ungewissen, das geht auch der Gemeinde Icking so. Ursprünglich habe das Landratsamt eine Zuweisung von fünf weiteren Flüchtlingen für Oktober angekündigt, teilte die Bürgermeisterin mit. Nachdem das bayerische Innenministerium die Asylzuweisungen aufgrund des dramatischen Hagelunwetters im Landkreis im August bis zum Jahresende ausgesetzt hat, rechnet sie mit deren Ankunft Anfang des kommenden Jahres.

Mit dem Containerdorf wäre Icking "Übererfüller" der Quote

Wie es weitergeht, hängt vor allem davon ab, ob das Landratsamt sein Vorhaben umsetzen kann, auf dem Grundstück der 2018 abgebrannten Reithalle ein Containerdorf als größere Flüchtlingsunterkunft mit etwa 80 Plätzen zu bauen. Dann wäre die Gemeinde als "Übererfüller" von der weiteren Aufnahme befreit. Konkrete Planungen gibt es zurzeit jedoch noch nicht. Denn es müsse erst einmal die Erschließung geklärt werden, so Reithmann. Scheitert diese und finden sich keine weiteren Bestandsgebäude, führt für die Rathauschefin kein Weg daran vorbei, dass die Gemeinde selbst zügig "etwas Größeres" baut, entweder auf einem Privat- oder einem Gemeindegrundstück.

Der Kelch geht an der Gemeinde indes vorbei, dass die Turnhalle des Gymnasiums wie 2015 erneut zur Flüchtlingsunterkunft wird. Dies habe der Landrat auf der Bürgerversammlung ausgeschlossen, sagte Reithmann. Sie informierte in der Sitzung auch über die bereits bestehenden Unterkünfte, die vom Landratsamt angemietet wurden. Ende August etwa ein Haus am Walchstadter Kapellenweg mit zehn Plätzen. Auch Verhandlungen über ein weiteres Haus mit bis zu 14 Plätzen ist derzeit am Laufen. Leer stehende Häuser und Wohnungen mit Platz für zusammen 42 Personen gibt es bereits in Icking in der Kirchenleite im Pfarrhaus und in der Münchner Straße, in Irschenhausen und in Walchstadt in der Walchstadter Straße. Die Zweite Bürgermeisterin Claudia Roederstein (UBI) ist dabei, wieder einen Helferkreis zu gründen, um den Ankömmlingen zu helfen, sich einzuleben.

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