Im Süden von Bad Tölz:Ein neuer Deich am Wildbach

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Nach einem Starkregen im August 2020 wurde die "Große Gaißach" zu einem Sturzbach. Dies hatte zur Folge, dass sich das mitgeführte Treibholz am Wehr sammelte und das Wasser sich dort aufstaute. Deshalb musste das Wehr eingeschlagen werden, worauf der Linsensägbach austrocknete. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Planfeststellungsverfahren für den Hochwasserschutz an der Großen Gaißach beginnt in diesem Jahr. Damit sollen die südliche Karwendelsiedlung und das Moralt-Areal vor Überflutungen abgeschirmt werden. Vorgesehen ist auch eine Fischaufstiegshilfe.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit dem Hochwasser vor 17 Jahren, als Teile des Altstadtviertels Gries, der Bockschützstraße, des Amortplatzes und der Königsdrofer Straße überschwemmt waren, hat Bad Tölz etliche Baumaßnahmen zum Schutz vor solchen Naturereignissen umgesetzt. An der Königsdorfer Straße entstanden Deiche, unterhalb des Gries und des Zentralen Busbahnhofs wurde die Mauer erhöht, auch von der Kohlstattstraße bis oberhalb des Moraltparks errichtete man Dämme. Nun kommt der nächste Abschnitt an die Reihe: Mit dem Hochwasserschutz an der "Großen Gaißach" sollen der südliche Teil der Karwendelsiedlung und das Moralt-Firmengelände vor Überflutungen geschützt werden. Dazu wird unter anderem ein neuer Damm auf der Wiese zwischen dem Wildbach und der Siedlung errichtet, ebenso eine Fischaufstiegshilfe. Das Planfeststellungsverfahren beginnt in diesem Jahr.

Die Pläne hatte das Wasserwirtschaftsamt Weilheim schon vor gut fünf Jahren im Pfarrheim Heilige Familie in Bad Tölz vorgestellt. Das wichtigste Element ist der Deich, der östlich der Umspannstation beginnt und sich bis zum alten Bolzplatz zieht, wo er auf 1,50 Meter Höhe wachsen soll; dahinter führt er weiter nach Süden bis an die Bundesstraße 13 und wird bis zu 2,50 Meter hoch. Vorgesehen sind auch eine tiefe Natursteinrampe anstelle des alten Wehrs und ein tieferes Fundament unter der B 13-Brücke. Geplant sei überdies ein neuer Zulauf für den Linsensägbach, der nur noch wenig Restwasser führt, seit das Wehr an der Großen Gaißach nach einem Starkregen im August 2020 zerstört werden musste. Außerdem soll es ein Fischaufstieg über mehrere Becken angelegt werden, damit die Tiere in den Wildbach gelangen können.

Das brach liegende Moralt-Firmengelände würde bei einem Hochwasser-Ereignis von Osten her überschwemmt werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Für den Tölzer Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) ist dieser Hochwasserschutz auch deshalb wichtig, weil erst danach das brachliegende Moralt-Firmengelände überplant werden kann. Eigentümer Hans Wehrmann will dort nach seinen bisherigen Aussagen ein Quartier mit handwerklichem und künstlerischem Gewerbe schaffen. Da dieses Areal aber nun mal ein Überschwemmungsgebiet sei, wären sonst nur gleich bleibende Nutzungen möglich, sagte Mehner in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Soll heißen: Habe es da mal einen Holzbetrieb gegeben, müsse es wieder in Holzbetrieb sein. In allen anderen Fällen müsse zunächst der Hochwasserschutz geprüft werden. Deshalb hält es Mehner auch für sinnvoll, zuvörderst die Maßnahme an der Großen Gaißach umzusetzen, ehe man mit dem Hochwasserschutz an der Isar unterhalb des Moralt-Geländes beginnt. "Wir müssen erst dafür sorgen, dass kein Wasser mehr von Osten zum Moralt reinfließt."

Die Kosten für den Hochwasserschutz "Große Gaißach" sind zwar noch nicht genau beziffert. Bauamtsleiter Christian Fürstberger rechnet jedoch damit, dass um die 30 Prozent davon auf die Stadt Bad Tölz und die Gemeinde Gaißach entfallen - "der Löwenanteil dabei auf Tölz". Dies dürfte einen Millionenbetrag ausmachen. "Da werden wir schon auf eine siebenstellige Summe kommen, die wir zu bezahlen haben", sagte Fürstberger. Mit Blick auf das Moralt-Areal fragte Moritz Saumwerber (Grüne) nach, ob eine Kostenbeteiligung von Besitzern privater Flächen möglich sei. Dies bejahte der Bauamtschef, erklärte allerdings auch, dass die Berechnung solcher Beiträge arg kompliziert sei. Dazu müsse man konkret benennen, welche Vorteile ein Einzelner aus den Schutzmaßnahmen ziehe. "Das ist rechtssicher fast nicht möglich." Im Stadtzentrum habe man deshalb auch darauf verzichtet. Außerdem komme der Hochwasserschutz nicht bloß Anliegern, sondern der gesamten Bevölkerung zugute.

Willi Streicher (SPD) und Dorothea Bigos (Grüne) war es ein Anliegen, dass der Bolzplatz beim Deichbau auf der Wiese unterhalb der Karwendelsiedlung erhalten bleibt. "Da habe ich selber schon darauf gespielt, der Platz ist für das ganz Viertel wichtig", sagte Streicher. Auf die Frage von Johannes Gundermann (Grüne), ob an dem neuen Damm nicht eine Solaranlage entstehen könnte, zeigte sich Bauamtsleiter Fürstberger skeptisch. Das könne er sich auf der Restfläche nicht vorstellen, erwiderte er.

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