Geretsried:Richtfest mit satirischem Zimmerer

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Hoch hinaus geht's mit dem sogenannten "Opus G" an der Banater Straße - teilweise entstehen acht Geschosse. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Krämmel-Unternehmensgruppe feiert den ersten Rohbauabschnitt des Großwohnprojekts an der Banater Straße.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Rundum Beton, aber Bauherr Korbinian Krämmel sagt: "Wir stehen hier auf dem Waldplatz." Eine ordentliche Portion Fantasie gehört schon dazu, als die Krämmel-Unternehmensgruppe am Donnerstag Richtfest auf ihrem "Vorzeigeprojekt" an der Banater Straße in Geretsried feiert. Der Rohbau des ersten Abschnitts mit rund 340 - von am Ende insgesamt 770 - Wohnungen ist fertig.

Der Geschäftsführer lotst die Besuchergruppe mit etlichen Ehrengästen, von Bürgermeister Michael Müller bis zu Bauminister Christian Bernreiter, über die Baustelle und erklärt, dass auf einem Platz inmitten des Gebäudes ein großer Baum gepflanzt werde. Aus dem vielen Grau hinter den Gerüsten blitzt ein Werbetransparent mit der Zukunftsvision hervor: sehr viel Grün, eine Parkbank und ein Kinderwagen schiebender Vater. Vier Elemente bestimmten das Quartier, so Krämmel: Nachhaltigkeit, Mobilität, Gemeinschaft und "Wohnen im Grünen". Der Bauherr liefert auch ein paar imposante Zahlen: 17 000 Kubikmeter umbauter Raum, 32 000 Quadratmeter oberirdische Geschossfläche und 3800 Tonnen Stahl.

Josef Brustmann frotzelt in Zimmermann-Kluft

Der Richtspruch wird auf Baustellen traditionell vom Zimmerer gehalten - den aber braucht es bei den bis zu achtgeschossigen Flachdachbauten an der Banater Straße mangels Dachstuhl nicht. Kabarettist Josef Brustmann, den Krämmel dafür engagiert hat, trägt dennoch die schwarze Zimmererkluft samt breitkrempigem Hut - und erspart der honorigen Gesellschaft den einen oder anderen Rempler nicht. Er begrüßt die Leute "vor den heilgen Hallen, auch wenn's net gleich am jeden gfallen"; erwähnt das nicht eingelöste Versprechen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), jährlich 2000 neue Wohnungen zu schaffen, und den immer noch fehlenden S-Bahnanschluss der größten Stadt im Landkreis.

Schließlich eine freche Frotzelei in Richtung Architekt Klaus Kehrbaum: Beton als Baumaterial habe in Geretsried von Grund auf Tradition, denn schon die Rüstungsbunker seien ja daraus geschaffen worden. Bevor die Festgesellschaft von der Baustelle ins Bewirtungszelt wechselt, noch ein ultimativer Reim: "Auch ich brauch' jetzt ganz dringend eine Leberkassemmel. Hoch lebe die Familie Krämmel!"

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