Ehrenamt in Geretsried:Vom Erfolg überholt

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Von links: Hannah Schreyer (IAG/Helferkreiskoordination), Dawood Boolakee und Rudi Mühlhans (Geschäftsführung TVJA) hoffen auf Hilfe für die Radlwerkstatt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Radlwerkstatt des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit Geretsried sucht händeringend Helfer - und einen Lagerraum.

Von Arnold Zimprich, Geretsried

Randvoll ist die Holzwerkstatt, die der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried (TVJA) hinter dem Jugendzentrum Saftladen betreibt - randvoll mit Werkbänken zur Holzbearbeitung, randvoll mit Artefakten. Aber auch randvoll mit Fahrrädern verschiedener Größen - und genau hier liegt das Problem. Eigentlich allein für die Holzbearbeitung konzipiert, bleibt in der immer montags von 16 bis 18 Uhr geöffneten Werkstatt für das Reparieren von Fahrrädern nur am Rande Platz - geschweige denn Raum für deren Lagerung und Verkauf. Den aber bräuchte es dringend.

Dawood Boolakee, 72, beugt sich über ein vollgefedertes Mountainbike. "Die Interessenten rennen uns im Moment die Bude ein", sagt der berentete Diplom-Maschinenbauingenieur, der als Quereinsteiger auch am Gymnasium Geretsried unterrichtete. "Es kommen zum Teil zwanzig Leute auf einmal", pflichtet ihm Konrad Korntheuer (69) bei. Speziell Flüchtende aus dem Jemen seien es im Moment, die Bedarf an Fahrrädern hätten. "Wir behelfen uns mit Google Translate", sagt Boolakee, "Arabisch können wir leider nicht."

Auch Spezialwerkzeuge werden gebraucht

Der Nachschub, der zum Teil aus Fundrädern besteht, sei aktuell nicht das größte Problem, so Korntheuer. Doch es fehle akut an einem Lagerplatz und an technisch versierten ehrenamtlichen Helfern, die in der Radlwerkstatt aushelfen. Dazu komme der Bedarf für Spezialwerkzeuge wie ein Zentrierständer, auch eine gute Bohrmaschine steht auf der Wunschliste. Bewundernd schauen die beiden ehrenamtlichen Radexperten nach Wolfratshausen. "Das läuft dort wie geschmiert", schwärmt Boolakee, "die haben sieben, acht Leute, die auch neben den Öffnungszeiten arbeiten, und ausreichend Lagerplatz." Erst kürzlich habe die Stadt Geretsried dem Vorschlag, ob denn nicht das alte Schwimmbad als Lager genutzt werden könnte, eine Absage erteilt. Regelmäßig nimmt Boolakee deshalb defekte Räder mit nach Hause, um sie dort mit bei Nachbarn ausgeliehenem Werkzeug zu reparieren. "Meine Frau beschwert sich schon", erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Dass ihre Arbeit von hoher Bedeutung für die Geflüchteten ist, steht für Korntheuer und Boolakee außer Frage. "Es geht um die Autonomie", sagt Korntheuer. "Die Geflüchteten sitzen hier sonst wie in einem offenen Gefängnis". Er hebt hervor, dass das ehrenamtliche Mitwirken auch für junge Menschen Sinn machen würde: "Berufe im Fahrradbereich haben Zukunft!" Rudi Mühlhans, der Geschäftsführer des TVJA, fasst zusammen: "Wir leiden darunter, dass wir nicht mehr tun können".

Interessenten an ehrenamtlicher Mitarbeit in der Radlwerkstatt können sich per E-Mail direkt an helferkreis@jugendarbeit-geretsried.de wenden.

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