Wirtschaft im Oberland:Das Aroma der Seen

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Samuel Lorenz hat sich alle Arbeitsschritte zur Duftkerzenherstellung selbst beigebracht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der junge Beuerberger Samuel Lorenz hat vor knapp einem Jahr im Keller seines Elternhauses mit den ersten Duftkerzen experimentiert. Seine Marke "Bavarian Relax" produziert er inzwischen im Geltinger Gewerbegebiet.

Von Benjamin Engel, Eurasburg/Geretsried

Zum Anfang ein kleines Gedankenexperiment: Die Naturschönheiten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wie im Oberland dürften viele auf Fotos leicht erkennen. Kann das genauso mit dem Geruchssinn funktionieren? Lassen sich beispielweise die Seen an ihrer individuellen Duftnote unverwechselbar identifizieren?

Zumindest scheint es der junge Beuerberger Samuel Lorenz versucht zu haben, sich der Frage anzunähern. Bei ihm riecht der Walchensee etwa nach rauchiger Esche und Holunderbeeren, so wie im dichten Wald an den Berghängen ringsum. Frisches Quellwasser und Maiglöcken charakterisieren für den 19-jährigen Studenten den Starnberger See. Damit sich das Aroma am intensivsten entfaltet, muss es aber erst brennen.

Auch das Design der Verpackungen hat Lorenz selbst entworfen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Unter der Marke "Bavarian Relax" fertigt Lorenz seit Jahresbeginn Duftkerzen. Die verschiedenen Sorten sind nach oberbayerischen Seen benannt, man kann sie in Lorenz' Online-Shop sowie bislang einem knappen Dutzend Einzelhandelsgeschäften kaufen. Inspirieren lassen hat sich der junge Mann mit Fachabitur in BWL in der Natur, wo er viel sportlich aktiv ist, sei es als Skilehrer oder beim Segeln. Der Starnberger See habe diese "aquatische Frische", sagt er.

"Düfte sind einfach mein Ding", beschreibt Lorenz den Anfangsimpuls, mit dem Produkt zu experimentieren. Zu Hause habe er um die 20 verschiedene Parfüms, die er je nach Anlass und Aktivität wechsle. So sei er auf die Duftkerzen gekommen, die längst ein Massenprodukt seien. Anders als bei Parfums traute sich der junge Beuerberger zu, deren Herstellungsprozess nachzuvollziehen.

"Ich wollte etwas besonders machen, dass den Bezug zu Bayern sofort widerspiegelt", sagt Lorenz zu seinen besonderen Noten. Daher sei er auf die bei Urlaubern bekannteren Seen als Namensgeber für die verschiedenen Duftkerzen gekommen, die er jeweils einzeln von Hand fertigt. Das und die Kosten für die Basisstoffe erklären für ihn auch den Verkaufspreis von 32,50 Euro im Online-Shop.

Die Duftkerzen gibt es statt mit Baumwoll- auch mit Holz-Dochten - für das knisternde Lagerfeuerfeeling beim Abbrennen, wie Lorenz sagt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um seine Kerzen herzustellen, nimmt Lorenz Raps- und Kokoswachs, Duftöle, Dochte aus Baumwolle oder Holz, Gläser für die großen Duftkerzen und leere Teelichtformen für die kleinsten Varianten. All das liegt in Kartons und Regalen in einem angemieteten Raum am Bürgermeister-Graf-Ring im Geltinger Gewerbegebiet bereit. "Ich achte darauf, dass alles natürliche Inhaltsstoffe sind, die Öle haben keine Zusatzstoffe wie Silikone, die Verpackungen sind kunststofffrei", erklärt Lorenz.

Damit das fertige Produkt schön aussieht, muss er vorsichtig vorgehen. Das im Block angelieferte Wachs gilt es bei niedriger Temperatur um die 55 Grad Celsius einzuschmelzen. Wird die Masse zu stark erhitzt, verbrennt sie. Anschließend mischt Lorenz die Duftöle darunter - durchschnittlich kombiniert er fünf bis sechs verschiedene je Kerzensorte - und verrührt alles sorgfältig miteinander. Schließlich gießt der junge Mann die flüssige Masse in die bereit gestellten Behälter. Die großen 200-Gramm-Duftkerzen etwa kommen in Gläser, die Lorenz aus Italien importiert.

Die Tegernsee-Kerzen riechen nach Lindenblüte und Heu

Dort härtet das Wachs mehrere Tage aus. "Das wird dann noch mit dem Heißluftföhn geföhnt", so Lorenz. Schließlich schlägt er jedes Exemplar in Seidenpapier ein und verpackt es in einen Karton mit selbst konzipiertem Design. Das dunkelgelbe Etikett des Typs Eibsee nehme den Ton des Hauptdufts Waldhonig auf, erklärt er; das Dunkelblau beim Typ Starnberger See stehe wiederum für die aquatische Frische von Quellwasser.

Die neueste Kreation - Tegernsee - hat die Hauptduftnoten Lindenblüte und Heu. "Meine Mutter sagt immer, dass sie sofort an den Tegernsee denkt, wenn sie die Kerze anmacht und der ganze Raum nach Heu riecht", schildert Lorenz. So lässt der junge Mann erst einmal Familienmitglieder, Freunde und Bekannte seine neu entwickelten Produkte testen. Auf dieser Basis könne er dann weiterexperimentieren.

Bei den ersten Versuchen ging einiges schief

Seine ersten Versuche mit Duftkerzen hat Lorenz im November vergangenen Jahres im Keller seines Elternhauses gemacht. Zuerst sei noch vieles schiefgegangen, berichtet er. Das Wachs habe beispielsweise Blasen gebildet. Zweieinhalb Monate lang habe er getestet, bevor er das Ergebnis für verkaufsbereit hielt. Erhältlich sind große und kleine Duftkerzen sowie Teelichter in sechs verschiedenen Varianten über den firmeneigenen Online-Shop und bislang zehn Einzelhandelsgeschäfte und Hotels im Oberland. Lorenz entwickelt derzeit zudem eine Weihnachtsedition.

Für den Keller der Eltern wurde das Geschäft mit den Kerzen bald zu groß. Lorenz zog daher vor wenigen Wochen ins Geltinger Gewerbegebiet um. Der 19-Jährige studiert E-Commerce im Online-Fernstudium. Um sich ansonsten möglichst ganz auf die Duftkerzenherstellung zu konzentrieren, arbeitet er nur noch nebenbei als Fitnesstrainer.

Wie gut seine Duftkerzen bei den Leuten ankämen, habe ihn selbst überrascht, sagt er. Gerade anfangs hätten viele aus dem Familien- und Freundeskreis sich gefragt, was er da eigentlich mache, sagt Lorenz. "Dann haben alle gesagt, was das doch für eine coole Idee ist."

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