Gastronomie:Frühstück unter Palmen

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Mario Grossmann (links) und Nils Berghäuser betreiben das Café im Glashaus namens "Beans & Leaves" in Reichersbeuern. (Foto: Manfred Neubauer)

Nils Berghäuser und Mario Grossmann haben sich einen Wunsch erfüllt: das Café "Beans&Leaves" in einem Gewächshaus in der Gärtnerei Epp in Reichersbeuern.

Von Alexandra Vecchiato, Reichersbeuern

Tische und Stühle unter Palmen und Birkenfeigen. Dazwischen Sofas zum Chillen. Orchideen und andere tropische Gewächse geizen nicht mit schrillen Farben. Kaffeeduft liegt in der Luft. Willkommen im "Beans&Leaves", dem etwas anderen Café. Das liegt nicht nur daran, dass Kaffeebohnen in einem Gewächshaus der Gärtnerei "Epp's BlumenCult" frisch geröstet werden. Mario Grossmann und Nils Berghäuser haben sich mit ihrer Kaffeemanufaktur in Reichersbeuern einen Wunsch erfüllt: einen Ort, der Genuss und Weltoffenheit aufs Beste vereint.

Verschiedene Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen und Genießen im Glashaus ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Dass der kleine oberbayerische Flecken die neue Wirkungsstätte der beiden ist, mag verwundern. Grossmann und Berghäuser waren mehr als 20 Jahre weltweit in Hotellerie und gehobener Gastronomie tätig, darunter die "Überfahrt" am Tegernsee. "Es war eine Verkettung von Zufällen", sagt Berghäuser. Der wichtigste war das Treffen auf Sonja und Wolfgang Epp. Sie erzählten von ihren Plänen, eine neue Gärtnerei zu eröffnen. Beide wünschten sich ein angeschlossenes Café. Man kam ins Gespräch und wurde sich schließlich einig. Im Jahr 2021 war das. Grossmann und Berghäuser beschlossen, einen Neuanfang als selbständige Gastronomen zu wagen und nach Oberbayern zurückzukehren. Immerhin seien die fünfeinhalb Jahre am Tegernsee sehr schön gewesen, erzählt Berghäuser. Da war es kein Thema, die Koffer zu packen und von Nordrhein-Westfalen in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zu ziehen. Berghäuser und sein Partner wohnen in Lenggries - samt Bullterrier Paco. In fünf Minuten an der Isar zu sein, Berge vor der Nase zu haben und in einem Ort zu leben, in dem "was los ist", bedeute Lebensqualität. Und abends kein Flugzeug zu hören, wenn man auf der Terrasse sitze, sei unbezahlbar.

In China hat Berghäuser die Liebe zum Tee entdeckt

Städte hätten ihren Reiz, wenn man jung ist, sagt er. Mit 19 sei er weg aus Dresden. Nächste Station war Berlin. Sein Beruf führte ihn unter anderem nach London, Neuseeland, China und die Schweiz. Berghäuser war Hotelmanager im Ritz-Carlton in Hongkong. Dreieinhalb Jahre China - da lernt man einiges über Tee. "Er hat einen ganz anderen Stellenwert dort. China ist ein Land mit großer Teekultur." Daher beschloss Berghäuser vor etwa zwei Jahren, sich in Berlin zum Tee-Sommelier fortzubilden. Sein Partner Mario sei mehr der Kaffee-Mensch. Da lag es nahe, das Rösten von Bohnen professionell zu erlernen. Er besuchte die "Coffee School" in Berlin. "Er kann sich da richtig reinsteigern und liest unheimlich viel."

Den Kaffee rösten die beiden Gastronomen selbst. (Foto: Manfred Neubauer)

Tee und Kaffee - wer die Passion der beiden Gastronomen teilt, sollte unbedingt im "Beans&Leaves" vorbeischauen. 35 Teesorten und zehn Kaffee- und Espressomischungen stehen auf der Karte. Das Besondere: Geröstet werden im Gewächshaus alle eineinhalb Wochen 120 Kilo. Grossmann achtet auf ein schonendes Verfahren. Ein Röstvorgang dauert 15 Minuten bei 200 Grad. "In der Industrie ist es eine Minute bei 600 Grad", sagt Berghäuser. Die Sorgfalt schlage sich im Geschmack nieder. Nach dem Rösten müssen die Kaffeebohnen drei bis vier Tage ruhen. "Ausgasen", nennt sich das. Ohne diese Pause würde die Crema zusammenfallen, betont Berghäuser.

Gerne experimentieren die beiden bei den Kaffeesorten. Die Rohbohnen beziehen sie aus Brasilien, Guatemala, Argentinien, Uganda, Ruanda und Indien. Sie arbeiten mit Fairtrade- und Bio-Partnern zusammen. "Wenn das Grundprodukt schlecht ist, kann kein gutes Lebensmittel oder Essen daraus entstehen", sagt Berghäuser. Das gelte auch für den Tee. Schwarzer, grüner, weißer Tee, Oolong, Rooibos oder Früchte - Teekenner kommen im Café im Gewächshaus auf ihre Kosten.

Für Teeliebhaber ist das "Beans&Leaves" ein Dorado. (Foto: Manfred Neubauer)

Ebenfalls auf Qualität achten Grossmann und Berghäuser bei den Snacks und Speisen, die sie anbieten. Sie setzen auf regional erzeugte Produkte. Die Backwaren beziehen sie aus Reichersbeuern, die Kuchen von der Konditorei Bolzmacher. Wurst- und Käsespezialitäten, süße und herzhafte Aufstriche, Obst, Müslis und frisch zubereitete Salate runden das Angebot ab. "Wir wollen langsam wachsen. Es wird immer mal was Neues geben", meint Berghäuser. "Nur das, wo wir selbst dahinterstehen, möchten wir anbieten. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht." So wechselt die Auswahl an Gebäck etwa alle drei bis vier Wochen. Es gibt Herzhaftes, Suppen, Eistees, selbstgemachte Zitronenlimo und ausgefallene Biere. "Wir wollen nicht das Gleiche machen wie andere", erklärt Berghäuser das Café-Konzept. Tees, Kaffees und mehr können im "Beans&Leaves" erworben werden für den Genuss zu Hause. Auf der Homepage gibt es obendrein einen Onlineshop.

Kulinarisches Kleinod in Reichersbeuern: Das "Beans&Leaves" soll ein Ort des Genusses sein. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Mai 2022 eröffnete das "Beans&Leaves". Nach vier Monaten seien bereits so viele Gäste gekommen, "wie wir maximal zu zweit am Tag schaffen", sagt Berghäuser. 40 Plätze hat das Café im Gewächshaus, weitere 25 draußen. "Wir wollten einen Ort schaffen, wo man runterkommen und genießen kann." Dieses "wunderschöne Fleckchen" mache dies möglich, ist sich der Gastronom sicher.

Café Beans&Leaves, Greilinger Weg 2, Reichersbeuern, geöffnet Mittwoch bis Samstag 9 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr; auf Instagram @cafebeansandleaves, im Internet unter www.beansandleaves.de , Telefon 0176/44269402.

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