Knapp zehn Jahre ist es her, dass der Eurasburger Gemeinderat erste Pläne für ein neues Wasserkraftwerk am bestehenden Holzstreichwehr an der Loisachschleife südlich von Eurasburg genehmigt hat. Noch einmal zwei Jahre, also bis 2026, könnte es dauern, bis die Anlage an der Stelle der Floßgasse auf der rechten Flussseite betriebsbereit ist. Das stellten die Projektanten bei einem Energieabend in Aussicht, den der Eurasburger CSU-Ortsverband am Donnerstag in der Vereinsgaststätte Bistro Auszeit organisiert hat. Das Kraftwerk könnte bei einer Fallhöhe von zwei Metern um die 2,3 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr produzieren. Das entspricht Strom für etwas mehr als 500 Vier-Personen-Haushalte.
Betreiber und Planer ist die Kleinwasserkraftwerke GmbH & Co. KG aus Memmingen. Dem Unternehmen gehören insgesamt 15 Anlagen. Mit dem Wasserkraftwerk an der Wolfratshauser Weidachmühle, sowie je einem in Eurasburg und Beuerberg befinden sich drei davon in unmittelbaren Umgebung.
"Wir erzeugen mit all unseren Anlagen um die 45 Millionen Kilowattstunden im Jahr", sagte Albert Gleißner, technischer Leiter und Prokurist der ECO Bau GmbH & Co. KG mit Sitz im schwäbischen Krumbach. "Damit können wir 10 000 Vier-Personen-Haushalte im Jahr, vergleichbar mit einer Kleinstadt wie Memmingen, versorgen." Das Unternehmen, das die neue Anlage in Eurasburg errichtet, ist mit der Kleinwasserkraftwerke GmbH eng verbunden. Deren Inhaber Armin Meyer ist auch Geschäftsführer bei der ECO Bau.
Am Streichwehr in der Loisach wird das Wasser in den Kanal für das existierende Eurasburger Kraftwerk abgeleitet. Dort wird seit 1898 Energie erzeugt, aktuell etwa eine Million Kilowattstunden jährlich. Laut Armin Meyer, der mit seinem Vater Günther Meyer nach Eurasburg gekommen war, habe die Familie das Kraftwerk zuerst gepachtet, in den 1980er-Jahren dem Vorbesitzer abgekauft. Derartige Wasserkraftanlagen zur regenerativen Energieerzeugung seien praktisch "unkaputtbar", sagte er. Die bisherige Anlage in Eurasburg halte noch einmal hundert Jahre, wenn es gut gepflegt werde.
In der neu entstehenden Anlage soll eine Kaplan-Rohrturbine die Energie erzeugen. Integriert werden eine Fischaufstiegs- und abstiegsanlage. Auflage ist laut Planern, dass darüber 400 beziehungsweise 600 Liter Wasser pro Sekunde fließen müssen. Ein Kubikmeter Wasser muss über das Wehr fließen. Damit sei das Kraftwerk fischfreundlich, auch durch die nur drei- statt vierflügelige Turbine.
Der Bau des neuen Loisach-Kraftwerks soll um die 6,5 Millionen Euro kosten
Von einer "nachhaltigen Energiequelle" sprach Gleißner. Um das neue Kraftwerk zu errichten, brauche es 2000 Kubikmeter Beton und 900 Kubikmeter Spundwände. "8500 Kubikmeter Erde werden bewegt", so der technische Leiter der ECO Bau. Davon würden 3000 Kubikmeter Schotter und Kies angefahren und eingebaut, bis zu einem gewissen Grad etwas abgebaut. Das Kraftwerksgebäude werde sich in die Landschaft weitestgehend einfügen, die Wasserlinie um etwa vier Meter überragen, das Dach eingegrünt werden. "Der Auslauf wird mit Flussbausteinen befestigt und damit natürlich gehalten", so Gleißner. Um die 6,5 Millionen Euro soll der Anlagenbau kosten.
Aus Fischschutzgründen ruhen die Bauarbeiten über den Sommer
Die Loisach ist ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Naturschutzgründe machen Planungs- und Bauprozesse für Wasserkraftwerke wie das in Eurasburg geplante aufwendig und langwierig. Seit November 2022 liegt der wasserrechtliche Genehmigungsbescheid vor. Im Frühjahr und Sommer und damit laut Meyer für das knappe halbe Jahr kann aber an der Loisach etwa wegen der Schonzeiten für Fischarten wie den Huchen nicht gearbeitet werden. Daher ruhen die Bauarbeiten für das neue Kraftwerk derzeit, sollen voraussichtlich im kommenden Herbst fortgesetzt werden. Der später erzeugte Strom soll über Kabel am rechten Loisachufer zu einer Trafostation bei Baierlach ins Netz geleitet werden, wo auch die Baustraße entlang führt.
An die Kraftwerksbetreiber appellierte der CSU-Ortsvorsitzende Peter Pelz, jede Gelegenheit zum Ausbau der Wasserkraft zu nutzen, um Windräder in Eurasburg zu vermeiden. Das wollte und konnte Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) aber nicht ausschließen. An der Grenze zum westlichen Münsing existiere ein für Vorrangflächen geeignetes Gebiet. Bis 2027 müsste die Planungsregion Oberland 1,1 Prozent ihrer Fläche für die Windkraft ausweisen. Sonst gelte diese als privilegiert, womit Investoren überall Bauanträge einreichen könnten. "Ob Windräder in Eurasburg gebaut werden, ist völlig offen", so Sappl.