Sport und Freizeit im Oberland:"Wir können die Risiken niemals tragen"

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Die Sportanlagen in Eurasburg sollen umgestaltet werden. Großer Wunsch ist ein Kunstrasenplatz, aber der ist nicht gerade billig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In Eurasburg soll der Sportverein als Bauherr die Haftung für den geplanten Kunstrasenplatz übernehmen. Das sei unmöglich, so der Vorstand.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Ein neuer Kunstrasenplatz für den Sportverein Eurasburg-Beuerberg zählt seit vielen Jahren zu den Wunsch-Projekten der Kommune und scheint doch kaum voranzukommen. Die Gemeinde hat zwar eigens Grundstücke gekauft und auf einer Teilfläche das Verfahren zum Flächennutzungs- sowie Bebauungsplan eingeleitet, um am zentralen Standort der Sportanlagen loslegen zu können. Doch die ursprünglich geplante Variante ist mit geschätzten Kosten von 2,2 Millionen Euro wohl viel zu teuer geworden, um sich realisieren zu lassen. Zudem hat der Gemeinderat für die ausgehandelten Vertragsmodalitäten neue Bedingungen gestellt, die aus Sicht des Sportvereins unmöglich zu erfüllen sind.

Laut dem stellvertretenden Vorsitzenden Gerhard Jung könne ein ehrenamtlich geleiteter Verein als Bauherr die geforderte Haftung während der Bau- und 25-jährigen Nutzungsphase keinesfalls übernehmen. "Wir können die Risiken, die nach oben offen sind, niemals tragen", sagt er auf Nachfrage. Auch dass die Kommune ihren Zuschuss deckeln wolle, sei problematisch. Unter diesen Bedingungen lasse sich der Kunstrasenplatz kaum realisieren, so Jung.

Mit einem solchen Spielfeld könnten die Fußballer im Winter draußen trainieren. So würden dringend benötigte Kapazitäten in der Eurasburger und Beuerberger Turnhalle für die Aktivitäten anderer Vereine frei. Insbesondere deshalb hat die Kommune im Jahr 2018 das Vorhaben als das erste der sogenannten Meilensteinprojekte definiert, das umgesetzt worden soll. Dafür muss der Sportverein als Bauherr agieren. Nur so zahlt der Bayerische Landessportverband (BLSV) die Fördermittel aus.

Die Förderrichtlinien des Landessportverbands haben sich 2023 geändert. Der Verein muss doppelt so viel Eigenkapital aufbringen

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Förderrichtlinien während der langen Projektierungsphase geändert haben. Ursprünglich hätte der Verein laut Jung 60 000 Euro Eigenkapital aufbringen und die gleiche Summe nochmals als Darlehen aufnehmen müssen. Dafür hätte der BLSV das Projekt mit 120 000 Euro gefördert. Seit Januar 2023 gebe es neue Richtlinien, die nicht mehr mit Festbeträgen verknüpft seien, so der stellvertretende Sportvereins-Vorsitzende.

Der BLSV zahle nun 20 Prozent der förderfähigen Bausumme als Zuschuss. Dafür müsse der Sportverein je zehn Prozent als Eigenkapital und Darlehen aufnehmen. Von Summen von jeweils circa 115 000 Euro spricht Jung. "Wenn wir mehr Eigenleistung tragen, entlastet das die Gemeinde." Dem Verein sei es nicht zuzumuten, Bauaufträge auf Boden zu erteilen, der diesem nicht einmal gehöre. Genauso wenig könne der Verein für 25 Jahre das Risiko tragen, falls sich der Moorboden verändere. Zudem habe die Gemeinde für Zufahrten und Parkplätze Grund angekauft.

Für den Kunstrasenplatz stand ursprünglich eine Summe von einer Million Euro im Raum. Der dafür jetzt angesetzte Betrag von 2,2 Millionen Euro dürfte ein Ausschlusskriterium sein. Es existieren aber noch Varianten in Höhe von etwa 1,7 sowie 1,5 Millionen Euro. Dafür müsste die Kommune umplanen, die Flächennutzungs- und Bebauungspläne neu aufstellen, sagt Bürgermeister Moritz Sappl (GWV). "Frühestens kann 2026 gebaut werden", erklärt er. Jetzt habe der Sportverein die Aufgabe, den Bauantrag mit der gewünschten Variante zu formulieren. "Wenn der im Haus ist, kommt er in die Gemeinderatssitzung."

"Die Gemeinde wird den Verein nicht in der Luft hängen lassen", so der Bürgermeister

Dass der Sportverein an seine finanziellen Grenzen stoße, sei aus dessen Sicht verständlich, sagt Sappl. Die Kommune habe ihren Zuschuss gedeckelt, wie es auch die Nachbargemeinde Münsing getan habe, in der ebenso ein Kunstrasenplatz geplant ist. Der Eurasburger Sportverein sei Bauherr und damit auch über die Verträge in Haftung. Ein Rundum-sorglos-Paket könne die Kommune nicht leisten. "Die Gemeinde wird den SV aber auch nicht in der Luft hängen lassen." Letztlich sei es die Angelegenheit des Gemeinderats über den Bauantrag für den Kunstrasenplatz zu entscheiden.

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