Landtagswahl in Bayern:Für Ökologie und Bürgerbeteiligung

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Jakob Koch an einem seiner Lieblingsplätze an der Bergbauer-Kapelle mit Blick auf Beuerberg. (Foto: Manfred Neubauer)

Der 25-jährige Jakob Koch will für die Grünen in das Maximilianeum. Der Beuerberger Student setzt auf seine kommunalpolitischen Erfahrungen.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Unter den Landtags-Direktkandidaten zählt Jakob Koch mit 25 Jahren zu den jüngsten, ist aber gleichzeitig kommunalpolitisch erfahren. 2015 hat der Student der Sonderpädagogik die Grüne Jugend im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mitgegründet. Seit 2020 hat er Mandate im Kreistag sowie im Eurasburger Gemeinderat. Womöglich wirbt der Mittzwanziger daher so selbstbewusst dafür, aus junger Sicht Landespolitik zu machen. "Ich finde, dass wir viele Perspektiven im Parlament brauchen", sagt der Direktkandidat der Grünen im Stimmkreis 111 (Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen). "Eine Stimme der Jugend im Landtag sein zu dürfen wäre mir ein großes Fest."

In seinem Engagement hat ihn das stark politisch aktive Elternhaus geprägt. Vater Klaus Koch ist Dritter Landrat und sitzt für die Grünen im Kreistag und im Eurasburger Gemeinderat. Beruflich leitet er das Sonderpädagogische Förderzentrum in Bad Tölz. Lehrerin ist auch Jakob Kochs Mutter Christiane Fußy. "Die regt Ungerechtigkeit total auf", sagt der mitten in den Examensprüfungen stehende Lehramtsstudent. "Mein Vater ist eher jemand, der Mehrheiten organisiert und Sachen mit Bedacht umsetzt." Das präge ihn.

"Da schüttelt es mich"

Im Anschluss an die sogenannte Flüchtlingskrise im Jahr 2015 ist Jakob Koch als Jugendlicher zu den Grünen gestoßen. In dieser Situation hätten manche Angst vor den Geflüchteten geschürt. Das habe er nicht hinnehmen wollen. Stimmungen zu schüren, wie das etwa die AfD gegen Fremde betreibe, sei immer falsch. Genauso wenig könne er akzeptieren, wenn Hubert Aiwanger (Freie Wähler) als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Wirtschaftsminister rufe, dass sich das Volk die Demokratie zurückholen solle. "Da schüttelt es mich", sagt Koch. "Wir müssen uns einfach auf fachlicher Ebene streiten. Alles andere ist für die Demokratie unwürdig."

Das führt direkt zum aktuellen Thema Energie. Koch sieht im neuen Heizungsgesetz der Ampelregierung einen Schritt zum richtigen Zeitpunkt, um den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu reduzieren. Problematisch daran findet er, dass klare Informationen verloren gegangen seien. Genau diese zu geben, sei aber die Bringschuld einer Demokratie. Die Menschen müssten an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden, etwa in Bürgerwerkstätten oder durch Bürgerräte. Windkraftanlagen oder Freiflächen-Photovoltaikanlagen würden leichter akzeptiert, wenn die Bürger daran beteiligt seien.

Aus Kochs Sicht gehörte das Walchenseekraftwerk wieder in öffentliche Hand. Die Gesellschaft müsse sich darauf vorbereiten, die erneuerbaren als einzige Energiequellen zu haben. "Wenn Windräder und Solaranlagen uns allen gehören, wird die Umstrukturierung etwas Identitätsstiftendes haben", so Koch. Das Potenzial für Wasserkraft hält er landkreisweit für beinahe ausgeschöpft.

"Ohne Auto mobil zu sein muss auch smart sein"

Wie Menschen unter geänderten Rahmenbedingungen nachhaltig mobil bleiben können, dürfte eine der weiteren Zukunftsherausforderungen auf dem Land bleiben. "Das Ziel wird sein, dem Zweitauto den Kampf anzusagen", sagt Koch. Für die Wege zur Arbeit und das tägliche Leben brauche es einen gut ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr, etwa mit einem Stundentakt zu den Hauptverkehrszeiten von Dörfern im Anschluss an die S-Bahn.

Alle Mobilitätsideen müssten miteinander vernetzt werden. "Ohne Auto mobil zu sein muss auch smart sein", sagt Koch. Wer etwa in Wolfratshausen ankomme und kurz einkaufen wolle, müsse am Bahnhof auf ein Lastenfahrrad zurückgreifen können. Für hochwertige Fahrräder brauche es gesicherte Abstellplätze. Damit die marode Schieneninfrastruktur störungsfrei funktioniere, müsse investiert werden. Das Geld dafür sei da, sagt Koch. Dafür könnten bisherige Finanzmittel für klimaschädliche Subventionen verwendet werden. Mobilität müsse genauso wie Wohnen sozial gerecht und bezahlbar sein. Dass die Gemeinde Eurasburg etwa über eine Genossenschaft Wohnraum vergebe, sei ein großer Erfolg. Damit eröffne die Politik insbesondere der Jugend die Chance, auch im Erwachsenenalter in der Region wohnen bleiben zu können.

Dafür seien auch medizinische Versorgung und Bildungsmöglichkeiten wichtig. Kliniken auf dem Land müssten erhalten, Kinderarmut bekämpft werden. "Das Ziel muss sein, ein Schulsystem aufzubauen, das soziale Benachteiligung nicht mehr reproduziert", sagt Koch.

Der Student will aber auch die schönen Seiten des Lebens genießen: "Ich bin einfach gern unterwegs, gern draußen mit Leuten." Auf den Berg gehen falle genauso darunter wie sich abends in der Kneipe zu treffen oder im Starnberger See zu baden. Zu seinen Lieblingsplätzen zählt die nur wenige Gehminuten vom Elternhaus in Beuerberg entfernte Bergbauer-Kapelle. Von dort fällt der Blick auf das Dorf mit den zwischen den Häusern hervorspitzenden Türmen beider Kirchen und das Bergpanorama mit der Benediktenwand. Ein beruhigender Platz, wie Koch findet. "Das ist eigentlich wie eine Fototapete, wenn man da oben sitzt und schaut." Für ihn ein guter Ort, um einfach nur still zu genießen, aber auch mit Freunden fruchtbare Gespräche zu führen.

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