Eiger Ultra Trail:"Fürs Schlafen reicht die Zeit nicht"

Lesezeit: 3 min

Susann Lehmann (links) und Magdalena Kalus laufen im Juli 2022 beim Eiger Ultra Trail mit. Sie wollen damit 25 000 Euro für die Alpen sammeln. (Foto: Matthias Paintner / OH)

250 Kilometer, 20 000 Höhenmeter, und 100 Stunden Zeit: Magdalena Kalus und Susann Lehmann wollen mehr als vier Tage laufen - und damit Spenden für den Umweltschutz sammeln.

Von Marie Heßlinger, Kochel am See

Eine Marathondistanz beträgt 42 Kilometer, ein durchschnittlicher Läufer braucht dafür meist mehr als vier Stunden. Alles, was länger ist als 42 Kilometer, gilt als Ultramarathon. Beliebt sind 100 Kilometer. Aber was Magdalena Kalus vom Walchensee vorhat, könnte man wohl als Ultra-Ultra-Ultraverrückthon bezeichnen. Die 36-Jährige will 250 Kilometer und 20 000 Höhenmeter in vier Tagen zurücklegen, ohne richtigen Schlaf. Und als wäre das nicht genug: Ihr eigentliches Ziel ist es, damit 25 000 Euro an Spenden für die Alpen zu sammeln.

"Es ist echt freaky", sagt Magdalena Kalus am Telefon und schweigt kurz, als hätte sie erst in diesem Moment selbst realisiert, was sie da eigentlich vorhat. Die 36-Jährige aus Kochel am See arbeitet in Teilzeit in einer Personalabteilung, aber in ihrer Freizeit ist sie nahezu täglich in den Bergen, seitdem sie am Walchensee wohnt. Kalus ist zudem Influencerin in den Sozialen Netzwerken und hat in den vergangenen Monaten immer wieder auf das Müllproblem dort aufmerksam gemacht. Wenn sie laufen geht, trägt sie eine Tüte bei sich und klaubt den Müll vom Boden auf, auch Gemeinschaftssammelaktionen hat sie schon organisiert. Und dann hat sie im vergangenen Jahr ihre Lauffreundin Susi kennen gelernt.

Susann Lehmann ist ebenfalls als Influencerin auf Instagram unterwegs und wohnt seit vergangenem Jahr ebenfalls in der Nähe des Walchensees. Sie und Kalus sind beide schon beim Eiger Ultra Trail mitgelaufen. Bei der Sportveranstaltung rund um den Eiger in der Schweiz gibt es unterschiedliche Strecken und Distanzen. "Irgendwann kam eine E-Mail, dass es eine neue Distanz gibt", erinnert sich Kalus. "Das ist ja ends-geil!", sagten sich die beiden 36-Jährigen.

Die neue Strecke E250, "Unesco Jungfrau-Aletsch Trail" getauft, beginnt in Grindelwald in der Schweiz und endet auch dort. Sie führt zunächst nach Südwesten über den Sefinafurgga und den Lötschepass und spannt einen großen Bogen bis zum Grimselpass im Nordosten. Der Lauf ist eine Teamchallange, zu der sich mehr als 60 Zweier- und Dreiteams angemeldet haben. Sie tragen Namen wie "No pressure, please!" und "Team Kurzurlaub". Es haben sich viele Männerteams angemeldet, und einige gemischte. Aber bislang nur drei reine Frauenteams. "Du darfst dich nicht trennen", erklärt Kalus. "Es müssen beide zur gleichen Zeit am Ende ankommen." Der Startschuss fällt am Mittwoch, 13. Juli, um 8 Uhr. Zielschluss ist nach 100 Stunden am Sonntag, 17. Juli, um 12 Uhr.

250 Kilometer ist die neue Jubiläumsstrecke beim Eiger Ultra Trail lang - sie nennt sich "E250 - UNESCO Jungfrau-Aletsch Trail". An acht Stationen auf der Strecke werden die Läuferinnen und Läufer verpflegt. In Grindelwald ist Start und Ziel. (Foto: Verein Running Grindelwald, Eiger Ultra Trail / oh)

An acht Stationen wird es Essen und Getränke geben, an einigen davon auch Liegemöglichkeiten. "Wir werden schon versuchen, hin und wieder ein bisschen zu dösen", sagt Kalus. Doch wirklich schlafen werde sie während der vier Tage vermutlich nicht viel, glaubt sie, "dafür reicht die Zeit nicht." Bei einem Lauf in dieser Größenordnung haben beide noch nicht mitgemacht, auch wenn sie schon einige Ultramarathons gelaufen sind. Auch wirklich vorbereiten könne man sich darauf nicht, schon allein aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen, sagt Kalus. "Zu oft sollte man das nicht machen."

"Meinst du, wir schaffen das?", fragte Magdalena Kalus ihre Freundin Susann Lehmann, bevor sie sich anmeldeten. "Ja, keine Ahnung, wir müssen es halt ausprobieren", antwortete die. Auch jetzt ist sich Kalus noch nicht sicher, ob sie es schaffen werden. "Es wird sich zeigen, ob wir dafür gemacht sind", sagt sie. Doch darum gehe es auch nicht.

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25 000 Euro, das ist das Spendenziel, das die beiden Läuferinnen sich gesetzt haben. Mit dem Geld wollen sie ein Naturschutzprojekt zum Erhalt der Biodiversität in den Alpen unterstützen, sie haben sich dafür mit dem Bund Naturschutz zusammengetan. "Wir würden hoffen, dass die Leute sich dadurch motiviert und inspiriert fühlen, sowohl Sport zu machen als auch für die Natur etwas Gutes zu tun", sagt Kalus. "Selbst wenn wir das jetzt nicht schaffen - was bei einem 250-Kilometer-Lauf wahrscheinlicher ist, als es zu schaffen - hoffen wir trotzdem, dass wir die Spendensumme zusammen kriegen."

250 Euro haben die beiden Frauen beide jeweils als Startgeld gespendet. Für jeden weiteren Kilometer, den sie zurücklegen, wollen sie einen Euro zahlen. Kalus hofft, dass sich mehr Menschen ihrer Spende anschließen. "Wenn wir wirklich sehen: ,Oh, wir können es schaffen, das Geld zusammen zu kriegen', laufen wir wahrscheinlich doppelt so schnell."

Spendengelder für das Projekt "Run for the Alps" sammelt der Bund Naturschutz auf seiner Website www.bund-naturschutz.de/spenden-helfen/spenden-statt-geschenke/meine-spendenaktion?25-000e-fuer-die-alpen . Auf Instagram lassen sich Magdalena Kalus unter @youareanadventurestory und Susan Lehmann unter @runskills finden.

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