Manager und Autor aus Egling:Der Glücksbringer

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Stephan Oberacher ist weltweit unterwegs, aber in Thanning zu Hause. Nun hat er sein erstes Buch geschrieben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Thanninger Stephan Oberacher hat eine PR-Agentur aufgebaut und saniert inzwischen weltweit Unternehmen. Doch persönliche Erlebnisse haben ihn gelehrt, was wirklich wichtig ist. Nun hat er sein erstes Buch veröffentlicht.

Von Claudia Koestler, Egling

Die Sehnsucht und Suche hiernach dürfte fast so alt sein wie die Menschheit, und nicht nur, aber ganz besonders zu Neujahr wünscht man es sich gegenseitig: viel Glück. Kein Wunder also, dass es inzwischen eine florierende Branche gibt, die das verspricht. Wer in den 1960er- und 1970er-Jahren groß geworden ist, dem kommt vielleicht beim Blick in die gut gefüllten Regale für Ratgeber auch der Gedanke an einen Zeichentrickklassiker. "Herr Rossi sucht das Glück", denn er führt ein freudloses Dasein als Fabrikarbeiter. Bis eine Fee erscheint und ihm eine Trillerpfeife schenkt, durch die er durch Raum und Zeit reisen kann - mitsamt Hund Gaston. Doch um sein Glück zu suchen, muss man weder unterbezahlt noch überarbeitet oder zweidimensional sein. Es gibt viele andere Beweggründe, die zum Ziel führen können. Auch Stephan Oberacher treibt die Suche nach dem Glück um, und der Thanninger weist wenig Gemeinsamkeiten mit der Trickfilmfigur Rossi auf.

Oberacher ist Unternehmer und Manager, weltweit gefragt als erfolgreicher Sanierer von Firmen. Der gebürtige Münchner, der zum Teil in Kochel am See aufgewachsen ist, fragte sich aber bereits als Jugendlicher und junger Mann, wie man glücklich wird - gepaart mit dem brennenden Wunsch, ein Buch schreiben zu wollen. Denn Oberacher, 1966 geboren, las gerne und verschlang die Werke von Schriftstellern wie Franz Kafka, Hermann Hesse oder Botho Strauß. Der Wunsch, selbst zu schreiben, war geweckt.

Das Leben kommt dazwischen

Doch bis zur Erfüllung lag ein langer, durchaus spannender Weg vor ihm. Man könnte sagen, dass das Leben erst einmal dazwischenkam. Nach dem Abitur entschied sich Oberacher für einen dualen Weg: Tagsüber arbeitete er in einer Werbeagentur, abends studierte er. Mit 23 Jahren zeigte sich, dass Oberacher der Typ Macher ist: Er gründete seine eigene PR-Agentur und wurde Teil einer Medienlandschaft, die von großen Wellenbewegungen und hartem Konkurrenzkampf geprägt ist. Doch diese Herausforderungen nahm er mit viel Energie und noch größerem Wunsch nach Erfolg an. Seine Agentur wuchs und gedieh, hier wurden nationale und internationale Kampagnen entwickelt und umgesetzt. Als einen Höhepunkt seiner Karriere in der Werbebranche erzählt er, wie er einst vom Chef des Microsoft-Konzerns eingeladen wurde, um sein Werbekonzept vorzustellen. Dieser habe - samt seiner Entourage - zunächst mit keiner Wimper gezuckt, um dann in einer großen Geste auf die Knie zu fallen, mit den Worten: "Endlich versteht mich einer."

Oberacher merkte aber mit den Jahren auch, dass dieses Fliegen nahe der Sonne auch seine Schattenseiten haben kann. Nicht nur die Fluktuationen der Branche können am Nervenkostüm zehren. Ein enger Freund und Berufskollege erlitt einen Herzinfarkt, und Oberacher wurde schlagartig klar, dass er ähnliche Voraussetzungen lebte mit langen Arbeitstagen, kaum Phasen, in denen man mal komplett abschaltet, dazu viel Zigaretten. Ein anderer Freund reichte eine Gewerbe-Ummeldung ein paar Monate zu spät ein und erfuhr die ganze Härte des Gesetzes. Er wurde wegen Steuerhinterziehung festgenommen und verurteilt, in der Haft erlitt er einen Herzinfarkt, erhielt kurz darauf die Diagnose Krebs und starb wenig später.

Oberacher steigt aus - und auf ein Segelboot

Traumatische Ereignisse, die auch Oberacher zum Nachdenken anregten. "Irgendwann kam der Tag, an dem ich mich selbst fragte: Was willst du eigentlich in deinem Leben erreichen? Worauf kommt es wirklich an? Und wie wird der Mensch glücklich?" Er stieg aus - zumindest eine Zeit lang. Er siedelte nach Südfrankreich um und widmete sich seinem liebsten Zeitvertreib, dem Segeln. Um finanziell stabil zu bleiben, übernahm er hin und wieder Managementaufträge, was ihm den Ruf eines erfolgreichen Sanierers einbrachte. In dieser Zeit kam ihm seine Jugend wieder in den Sinn, sein Wunsch, zu schreiben. Er erinnerte sich an seinen Leitfaden fürs Glücklichsein, und begann, das niederzuschreiben, in Form einer Geschichte: Ein junger und erfolgreicher Mann kommt auf einem Segeltörn in der Karibik ins Gespräch mit einem alten, erfahrenen Seebären. Im Dialog zwischen Jung und Alt schälen sich zehn Grundregeln heraus, die das Glück finden lassen.

Doch das Manuskript blieb zunächst etwas für die Schublade, und wieder kam das Leben dazwischen: Oberacher lernte seine heutige Frau kennen, bekam mit ihr Drillinge, und sie entschlossen sich - schon wegen der Schule für die Kleinen - wieder nach Bayern zu gehen. Seither lebt er mit seiner Familie in Thanning und nutzt die oberbayerische Landschaft für seine Hobbys und sportlichen Aktivitäten, wenn er nicht weltweit Firmen auf die richtige Spur bringt.

Stephan Oberacher auf seinem Lanz in Thanning. (Foto: Privat/oh)

Im Eglinger Ortsteil Thanning ist er inzwischen bekannt wie ein bunter Hund - auch, weil er sich aktiv im Dorfleben einbringt und einen alten Bulldog hegt und pflegt. "Der Stephan mit dem Lanz", so kenne man ihn im Dorf, erzählt er. Eines Tages aber stieg er auf sein Rennrad, fühlte sich fit und flitzte in Richtung Dietramszell los. An einem Abhang passierte es: Oberacher stürzte aus unerfindlichen Gründen. "Ich kann mich an gar nichts erinnern, nur, dass ich auf dem Rad fuhr, alles gut war, und ich dann Tage später in der Intensivstation aufgewacht bin." Dort reflektierte er sein Leben erneut. Seine Nahtoderfahrung brachte ihm unter anderem sein Buch wieder in den Sinn. "Ich dachte mir: Da hast du endlich mal ein Buch geschrieben, und dann machst nichts draus." Doch Oberacher ist eben der Macher-Typ. Kaum genesen, machte er sich daran, einen Verlag zu finden - was ihm gelang. Erst kürzlich konnte er schließlich sein Werk auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren.

Das Erstlingswerk von Stephan Oberacher wurde kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Das Glück findet jeder bei sich selbst", sagt Oberacher heute. Weil er aber auch weiß, dass das leichter gesagt ist als getan, habe er versucht, mit den zehn Regeln Impulse zu setzen, die unkompliziert sind. Natürlich komme immer wieder das Leben dazwischen, gibt er zu. Und das sei auch manchmal von Dingen und Ereignissen geprägt, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen - und die tragisch oder dramatisch sein können. "Entscheidend ist trotzdem immer, was man tut, wie man sich entscheidet." Der Wille als Weg also. "Und der erste Schritt, um glücklich zu werden, ist, dass man es will", sagt Oberacher. Da nimmt es nicht wunder, dass er auf die Frage, ob er es gefunden hat, das Glück, nur eine positive Antwort geben kann.

"Ich will glücklich sein! 10 Regeln für die wichtigste Reise zu einem glücklichen Leben". Novum Verlag, 24,90 Euro, ISBN-13: 9783991303022 und ISBN-10: 3991303027

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