Reden wir über:Treibstoff oder Strom

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Josef Oliv (Foto: Privat/oh)

Josef Oliv betreibt mehrere freie Tankstellen im Landkreis. Die Mobilitätswende hin zu mehr E-Autos per Gesetz hält er für noch unausgegoren.

Interview von Miriam Kinzl, Königsdorf / Wolfratshausen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zum Auftakt der IAA Mobility gesagt, dass er in den nächsten Wochen ein Gesetz auf den Weg bringen möchte, welches die Betreiberinnen und Betreiber fast aller Tankstellen dazu verpflichtet, Schnelllademöglichkeiten mit mindestens 150 Kilowatt für E-Autos bereitzustellen. Josef Oliv betreibt seit 2010 zwei Tankstellen in Wolfratshausen und in Königsdorf. Was das für ihn konkret bedeutet, darüber spricht er im Interview:

Herr Oliv, mit welchen Emotionen sind Sie geladen, wenn Sie die Ankündigung des Bundeskanzlers hören?

Josef Oliv: Das jetzt mit einem Gesetz den Leuten aufzudrücken, passt mir gar nicht. Weil es reiner Schwachsinn ist! Es ist unmöglich, jede Tankstelle so auszustatten. Der Strom ist nicht da. Wir haben in Königsdorf 150-Kilowatt-Lader beantragt und das Bayernwerk hat sofort abgewunken, dabei sind wir an der Bundesstraße 11. Es ist technisch schlicht nicht möglich. Es ist Blödsinn, was da geredet wird. Ich weiß gar nicht, wo Scholz sich die Größe von 150 Kilowatt aus der Nase zieht, da soll er mal mit Tesla reden, die haben es raus, wie man das macht.

Gibt es bisher schon die Nachfrage von Ihrer Kundschaft nach so einer E-Zapfsäule?

Nein. Wir sind mitten im Ort, so eine E-Zapfsäule hat am Supermarktparkplatz mehr Sinn, weil die Leute beschäftigt sind, während das Auto lädt.

Fahren Sie selbst schon E-Auto? Würden Sie die E-Zapfsäule selber nutzen?

Ich habe zwar eine Tankstelle, aber ich fahre selber E-Auto seit fünf Jahren. Also ich lade mein Auto in der Arbeit mit einem elf Kilowatt-Lader oder eben zuhause. Ich habe kein Problem damit und brauche solche Ladesäulen gar nicht.

Denken Sie, dass mehr E-Zapfsäulen, wie sie sich der Bundeskanzler erhofft, die Menschen hier in der Region dazu motivieren, E-Autos zu kaufen?

Nein, warum denn? Die meisten E-Autos verkaufen sich doch nur, weil sie als Firmenwagen in der 0,25-Prozent- Besteuerung laufen. Diejenigen, die ein privates E-Auto haben, laden sowieso daheim mit einer Wallbox. Das Netz aus Ladestationen ist ja selbst bei uns im ländlichen Raum bereits gut. Es ist überall was da. Also ich könnte mich jetzt nicht beschweren.

Bei Schnellladestationen mit 150 Kilowatt dauert das Laden von E-Autos nur wenige Minuten. Wie aufwendig wäre es dagegen für Sie, die Tankstelle mit einer E-Zapfsäule auszustatten?

Wenn der Strom da ist, ist es überhaupt kein Problem. Das ist kein besonderer Aufwand. Wir haben uns schon darüber kundig gemacht. Aber wenn schon die Bayernwerke abwinken, dass die Leitungen gar nicht existieren... Mit den 150-Kilowatt-Ladern muss man sich das so vorstellen wie mit einem großen Kühlschrank: Da läuft sogar ein Lüfter, weil so viel Wärme da ist.

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