Corona-Virus:Ein Landkreis rüstet sich

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Nach dem ersten deutschen Corona-Fall in Starnberg herrscht im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Verunsicherung.

Von Claudia Koestler, Konstantin Kaip und Florian Zick, Wolfratshausen

In China stehen wegen des Coronavirus bereits Millionen Menschen unter Quarantäne. Nun hat die Infektionskrankheit Bayern erreicht. Die Ausbreitung des Virus beunruhigt derzeit auch viele Landkreisbürger. Doch die Behörden mahnen neben sorgsamer Hygiene auch zu Gelassenheit. Und während sich die Kreisklinik Wolfratshausen für alle Eventualitäten rüstet, betont der Geschäftsführer Ingo Kühn dort: "Es ist nicht wahrscheinlich, dass das Virus bei uns um sich schlägt." In der Klinik habe man das Thema "schon länger auf dem Schirm", sagt Kühn. Bereits am Freitag habe sich dort ein sogenanntes Task-Force-Team gebildet, bestehend aus den Chefärzten, der Geschäftsführung und dem Hygienebeauftragten. "Wir haben Merkblätter ausgegeben, ausreichend Schutzartikel wie Masken, Visiere und Schutzkleidung bevorratet sowie Schutzräume eingerichtet", erklärt er. In solchen Schutz- oder Isolationsräumen könnten Infizierte behandelt werden, sollten in der Klinik tatsächlich Menschen mit Coronavirusinfektion oder dem Verdacht auf eine solche vorstellig werden. Wichtig sei vor allem die Anamnese. "Man sollte es deshalb beim Arzt oder in der Notaufnahme gleich sagen, wenn man einen Verdacht hat", bittet Kühn. Der Fall im Landkreis Starnberg ändert ihm zufolge nichts an der Kooperation der beiden Kliniken.

Laut Landratsamts werden derzeit alle Ärzte im Landkreis über das Coronavirus informiert. Die Informationen reichten von aktualisierten Risikoeinschätzungen über Dokumente zur Erkennung von möglichen Erkrankungsfällen bis zu Hygieneregeln. Das Gesundheitsamt weist zudem darauf hin, dass gute Händehygiene, Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand eingehalten werden sollten. Aber - und das sei ganz wichtig: Diese Maßnahmen seien in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten.

Vorsicht herrscht auch bei den Unternehmen, die geschäftlich mit China zu tun haben, etwa beim Wolfratshauser Dichtungshersteller Eagle-Burgmann, der zur Unternehmensgruppe Freudenberg gehört. "Wir nehmen die Situation mit Besorgnis wahr", erklärt eine Konzernsprecherin. Freudenberg habe 70 Standorte in China, davon 23 Fabriken mit insgesamt circa 7000 Mitarbeitern. Auch in Wuhan unterhalte die Gesellschaft ein Verkaufsbüro. Für die betroffene Region bestehe ein Reiseverbot, in China seien "überhaupt nur dringende und nicht verschiebbare Reisen erlaubt". Der Konzern stehe zudem in engem Kontakt mit der Deutschen Botschaft und der Handelskammer, die die Sicherheitshinweise koordinierten.

Peter Becker von der Marienapotheke an der Wolfratshauser Marktstraße bekommt die Verunsicherung deutlich zu spüren. Alleine am Dienstagvormittag haben bei ihm rund 30 Leute nach einem Mundschutz gefragt. "Normalerweise will so etwas niemand haben", sagt Becker. Aber momentan meine offenbar jeder, sich irgendwie vorbereiten zu müssen. Atemschutzmasken sind in ganz Deutschland derzeit deshalb so gut wie ausverkauft. Als der Wolfratshauser Apotheker am Montag beim Großhandel welche nachbestellen wollte, habe er seinen Satz am Telefon nicht einmal zu Ende sprechen können. "Die haben sofort gesagt: Haben wir nicht mehr", erzählt Becker.

© SZ vom 29.01.2020 / cjk, aip, zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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