Blitzer:Jedes zehnte Auto zu schnell in der Starnberger Straße

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Manche Schäftlarner leiden unter Rasern in der Tempo-30-Zone. Auch der Bürgermeister will die Autos bremsen - und veröffentlicht Ergebnisse der Kontrollen.

Von David Costanzo, Schäftlarn

Cornelia Achtel wundert sich schon gar nicht mehr. Wenn die Hohenschäftlarnerin im Auto durch die Starnberger Straße fährt und sich an die vorgeschriebenen 30 Kilometer pro Stunde hält, werde sie angehupt von den anderen Fahrern und einfach überholt, erzählt die Rentnerin. Und wenn sie den Hund der Nachbarn Gassi führt, bleibt sie an der Straße stehen und denkt sich: "Wie die hier rauf und runter rasen..." Seit 20 Jahren wohnt sie in der Nähe der Starnberger Straße, einmal ist ihr dort eine Katze totgefahren worden, aber die Raser haben sie auch davor schon geärgert. "Da fährt doch keiner 30."

Jeden Tag drängen sich bis zu 12 000 Autos und Lastwagen durch die enge Straße mit den schmalen Gehwegen. Schwere Unfälle, die mit Raserei zu tun hatten, gab es zwar lange nicht. Doch Schäftlarner wie Cornelia Achtel leiden unter dem Verkehr. Die Gemeinde plant seit Jahren eine Ortsumfahrung. Über die spottet Cornelia Achtel nach Verzögerung um Verzögerung: "Das wird noch 100 Jahre dauern."

Als sie nun von dem geplanten Tempolimit in der viel befahrenen Rosenheimer Straße in München las, schrieb Cornelia Achtel einen Leserbrief an die SZ, der auch an Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) ging: "Messen und ahnden Sie mal hier in Hohenschäftlarn an der Starnberger Straße. Sie würden in kürzester Zeit steinreich!"

Bei der Blitzeraktion im November wurden 1450 Autos kontrolliert - 106 von ihnen waren bis zu zehn Stundenkilometer zu schnell, weitere 30 Autos waren elf bis 15 Stundenkilometer zu schnell. Im Dezember wurden etwas weniger Autos erwischt, dafür waren noch schnellere dabei. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Bürgermeister antwortete prompt und legte die Blitzerkontrollen in der Tempo-30-Zone offen. Bei der Messung an einem Tag im November war tatsächlich fast jeder zehnte Autofahrer zu schnell in der Staatsstraße unterwegs, die Autobahn und B 11 verbindet. Genau 1450 Autos wurden in zwei Stunden im Berufsverkehr am frühen Morgen kontrolliert - 106 von ihnen waren bis zu zehn Stundenkilometer zu schnell, weitere 30 Autos waren elf bis 15 Stundenkilometer zu schnell. Bei der Messung an einem Tag im Dezember waren von 1477 kontrollierten Autos noch 88 zu schnell, zwei davon allerdings 16 bis 20 Stundenkilometer.

"Es wird kontrolliert und auch geahndet", antwortet Ruhdorfer auf den Vorwurf, die Gemeinde sei untätig. Tempo 30 sei an der Stelle gerechtfertigt. Darum habe die Gemeinde auch die Straße bei der Polizei zur Messung angemeldet. Es sei wegen der beengten Verhältnisse gar nicht leicht gewesen, eine allen Regeln entsprechende Stelle zu finden. Die eine geeignete werde jedoch monatlich von der Kommunalen Verkehrssicherheit Oberland angesteuert, deren Mitglied Schäftlarn ist. Allerdings kennt Ruhdorfer auch die Autofahrer, die sagen: "Aha, kassieren Sie wieder ab..."

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Tatsächlich seien die Autos in der Starnberger Straße rasanter unterwegs als andernorts in der Gemeinde, bestätigt der Bürgermeister: Bei den Kontrollen werden prozentual mehr Fahrer ertappt als in als in anderen Tempo-30-Zonen. Und weil bauliche Hindernisse auf der Staatsstraße nicht möglich seien, gebe es auch keinen anderen Weg, Autos zu bremsen, als durch Radarfallen.

Reich werde die Gemeinde davon aber nicht, versichert Ruhdorfer. Mit etwas Glück bleibe nach Abzug der Kosten für die Messung - Personal, Geräte, Bürokratie - ein kleiner Betrag übrig. Dieser werde aber sicher an andere Messstellen wieder aufgebraucht, an denen nicht so viele Autofahrer erwischt werden.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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