Problem-Bären, Problem-Wölfe - wo Wildtiere auf den Menschen treffen, prallen nicht selten zwei Welten aufeinander. In Penzberg gibt es einen Problem-Biber, oder vielmehr mehrere der Säugetiere. Um die zwölf der großen Nager sollen sich in dem Bereich Hubersee und Kirnbergsee niedergelassen haben. Im Juli vergangenen Jahres brach ein Fischer am Dammweg auf Höhe des Zulaufs zwischen den beiden Weihern ein. Der Mann wurde dabei verletzt. Für das Loch, das sich unvermittelt unter ihm auftat, war eben ein Biber verantwortlich. Damals setzte die Stadt Penzberg auf Vergrämung. Mit Lichtsignalen und Geräuschen sollten die Tiere vergrault werden. Denn der Biber fällt nicht unter das Jagdrecht, er darf nicht einfach so geschossen werden. Wie der Wolf gilt er als besonders schützenswert. Zwölf sogenannte Schreckgeräte hatte die Stadt erworben, die der Bauhof entlang des beliebten Spazierwegs installierte. Kaum zwei Wochen später hatten vermeintliche Tierschützer die Hälfte der Geräte beschädigt oder abgerissen.
Der Biber ist der perfekte Landschaftsarchitekt. Der dämmerungs- und nachtaktive Nager gestaltet seine Umwelt so umfangreich um wie kaum eine andere Tierart. Er fällt Bäume und baut Dämme in Fluss- und Bachbetten, auf dass kleine Seen entstehen. Die Ufer müssen sich zum Graben eignen, damit er seine Röhren anlegen kann. Die Randbereiche an den Penzberger Seen haben es ihm wohl daher besonders angetan. Wie das Bauamt den Penzberger Bauausschuss informierte, funktioniert die Vergrämung nicht wirklich. Bei Kontrollen wurde festgestellt, dass die Biberaktivitäten deutlich zugenommen haben. Was eben ein großes Problem für die Stadt darstellt. Sie ist Baulastträgerin des Weges und muss somit sicherstellen, dass Spaziergänger und Radfahrer diesen ohne Gefahr nutzen können. Es gibt demnach nur zwei Optionen: Den Weg auf irgendeine Weise sichern oder ihn sperren. Letzteres dürfte den Penzbergern nicht gefallen. Der Fuß- und Waldweg ist stark frequentiert. Das Areal um Gut Hub ist eines der Naherholungsgebiete der Stadt.
Das Bauamt schlägt bauliche Maßnahmen vor. Ziel ist es, möglichst wenig in die sensiblen Naturbereiche einzugreifen. Bislang war der Biber bevorzugt auf der Seite des Hubersees aktiv. Dort soll neben dem Weg ein etwa 30 Zentimeter breiter Graben gezogen werden. In diesem werden Baustahlmatten und Beton verbaut, was künftig verhindern soll, dass der Biber die Böschung unterhöhlen kann. Des Weiteren könnten sogenannte Rundstahlstifte in kurzen Abständen als Sperre in den Boden gerammt werden. Sollte bei den Arbeiten festgestellt werden, dass es noch andere Biber-Schäden gibt, müssen laut Bauamt auf beiden Seiten des Weges Maßnahmen erfolgen. Auf alle Fälle bleibt der Fußweg während der Arbeiten gesperrt. Auf einer Länge von circa 70 Metern werden die Baustahlmatten eingegraben. Die geschätzten Kosten für eine Seite liegen bei ungefähr 18 000 Euro. Ob der Biber seine Qualitäten als Landschaftsarchitekt auf die andere Seite, also den Kirnbergsee, verlagert, wenn er nicht mehr graben kann, wie er mag, bleibt abzuwarten. Der Bauausschuss stimmte für die Maßnahme.