Belebung der Wolfratshauser Innenstadt:Zwei Bewerber für Untermarkt 10

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Stadtbildprägend ist das ehemalige Königliche Landgericht am Untermarkt 10. Doch seit Jahren nicht als Schmuckstück, sondern als verfallendes Haus in der Altstadtmitte. Nun aber könnte Bewegung in die Sanierung kommen. (Foto: H. Pöstges)

Mit der Ausschreibung des markanten, aber sanierungsbedürftigen Gebäudes wollte der Bürgermeister den Markt testen. Doch bei der Frage, ob die Immobilie nun auch zügig vergeben wird, sind die Fraktionssprecher gespalten.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

In der Frage nach der Zukunft der städtischen Immobilie am Untermarkt 10 in Wolfratshausen zeichnet sich eine mögliche Lösung ab: Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) auf Anfrage sagte, haben sich zwei potenzielle Investoren beworben, die das zentral gelegene denkmalgeschützte Haus in der Altstadt in Erbpacht übernehmen und sanieren wollen. Die Stadt hatte das schadstoffbelastete und marode Gebäude öffentlich ausgeschrieben, weil die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Stäwo), die es laut Stadtratsbeschluss vom Juli übernehmen sollte, sich dazu aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen nicht in der Lage sieht. Ob das einstige Königliche Landgericht an der Ecke zur Bahnhofstraße nun an einen Investor vergeben wird, muss der Stadtrat entscheiden. Heilinglechner betont, dass es "keine Verpflichtung zur Vergabe" gibt.

Mit der Ausschreibung wollte der Bürgermeister nach eigener Aussage zunächst "in Erfahrung bringen, ob ein externes Interesse an der Immobilie besteht". Der Beweis ist mit der Bewerbung der beiden Interessenten nun erbracht. Über deren Identität gibt es bislang keine Angaben aus dem Rathaus. Auch Jürgen Kindervater, der vor knapp sieben Jahren das nahegelegene, ehemalige Vermessungsamt am Untermarkt in Erbpacht übernommen und liebevoll saniert hat, will nicht kommentieren, ob die inzwischen mehrheitlich von seinem Sohn geführte Gesellschaft Kindervater OHG unter den Bewerbern ist. Zuvor hatte er jedoch erklärt, der Untermarkt 10 sei für ihn als Investor "auf jeden Fall interessant".

Eine Vergabe würde nicht nur zur allseits geforderten Belebung der Altstadt beitragen, sondern auch eine jahrelange Debatte mit zahlreichen Kapriolen im Stadtrat beenden. Das prominente gelbe Haus an der Marktstraße beherbergt zwar derzeit noch das Heimatmuseum im Obergeschoss, das irgendwann in das ehemalige Stadtarchiv gegenüber an der Loisach ausgelagert werden soll. Im Erdgeschoss zur Straße hin steht es allerdings seit vielen Jahren leer. Dort werden lediglich die Schaufenster genutzt - von der Stadt und dem Verein Flößerstraße. Der Plan, dort einen Bürgerladen einzurichten, scheiterte vor drei Jahren an einem Bürgerentscheid. Danach wollte der Stadtrat in dem Gebäude eine Art Außenstelle des Rathauses mit Tourismusbüro einrichten. Die dafür nötige Generalsanierung kann sich die Stadt jedoch nicht leisten. Ein Gutachten hatte 2016 ergeben, dass die Räume stark mit mutmaßlich krebserregenden Schadstoffen belastet sind: Eine Sanierung des denkmalgeschützten Hauses mit Anbau inklusive Ausbau des Dachgeschosses und den nötigen Brandschutzmaßnahmen würde mehr als zwei Millionen Euro kosten.

Die Fraktionssprecher im Stadtrat wollen der Entscheidung nicht vorgreifen. Günther Eibl (CSU) will das Thema nicht kommentieren, weil es derzeit nicht öffentlich behandelt wird. Josef Praller (BVW) räumt zumindest ein, die Vergabe an einen privaten Investor könne "ein gangbarer Weg werden". Die Zukunft des Untermarkts 10 stehe schließlich schon lange auf der Agenda des Stadtrats. "Ich hoffe, dass wir möglichst bald eine Entscheidung treffen." Fritz Meixner (SPD) spricht von einem "großen Bestreben, in der Sache voranzukommen", betont jedoch, dass die "stadtprägende Immobilie mit Sicherheit nicht leichtfertig vergeben wird". Annette Heinloth (Grüne) sieht in der Angelegenheit noch "großen Diskussionsbedarf und viele Fragezeichen". Die Entscheidung über eine Vergabe an einen Investor sei "keine reine Formalität", erklärt sie. "Ich denke, dass da noch viel passieren kann." So sei es noch möglich, dass die Stadt eine Sanierung in Eigenregie übernehme. Zwar spricht auch der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) von "vielen Wegen, die nach Rom führen". Er betont allerdings: "Irgendwann müssen wir uns für einen entscheiden." Das Gebäude stehe schließlich seit Jahren leer. "Die Stadt steht auch anderen Immobilienbesitzern gegenüber in der Pflicht und muss mit gutem Beispiel vorangehen".

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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