Baum-Tüv:Doppelte Degradierung

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Der Maibaum in Weidach wurde 2018 aufgestellt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wegen Verdachts auf Pilzbefall müssen in Wolfratshausen gleich zwei Maibäume frühzeitig gefällt werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Maibäume sind nicht nur ein traditionelles Wahrzeichen der Kommunen und Ortsteile, in denen sie stolz in den Himmel ragen. Sie sind auch praktische, weithin sichtbare Orientierungshilfen und beliebte Treffpunkte. Weil sie aber, zumindest nach heutigen Versicherungsstandards, auch ein Sicherheitsrisiko darstellen können, müssen sie regelmäßig überprüft werden. Der Baum-TÜV wurde nun Wolfratshausen zum Verhängnis. Wegen Verdachts auf Pilzbefall verliert die Loisachstadt vorzeitig gleich zwei Maibäume auf einmal: den in Weidach und den an der Alten Floßlände.

Anfang Februar hat ein Baumgutachter im Auftrag der Stadt die beiden Bäume auf ihre Vitalität hin geprüft. Beim Klopftest hat er sowohl an der 36 Meter hohen Fichte vor der Gaststätte "Grüner Baum" in Weidach als auch beim 32 Meter hohen Stamm an der Alten Floßlände jeweils im oberen Drittel dumpfe Geräusche vernommen. Das deutet laut Gutachten auf Pilzbefall hin, der die Standfestigkeit gefährdet. Und damit erlischt der Versicherungsschutz. "Es ist mehr als ärgerlich, dass beide Bäume frühzeitig entfernt werden müssen", erklärt dazu Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung). "Aber es muss sein." Die Maibäume stünden schließlich auf städtischem Grund, die Stadt sei in der Verkehrssicherungspflicht. Daher habe man die Gutachten mit der Aufforderung, die Bäume unverzüglich zu entfernen, der Burschenschaft Weidach und der Kolpingfamilie Wolfratshausen geschickt.

Die Weidacher Burschen haben bereits kurzen Prozess gemacht und ihren 2018 aufgestellten Maibaum am Samstag oberhalb des weiß-blauen Rautenmusters gekappt. Stehen geblieben ist nur ein Stumpen, an dem die Burschen ihren Bandltanz üben wollen. "Aus is und gor is und schod is, dass wohr is", kommentieren die Weidacher die Bilder ihrer Kapp-Aktion mit Kran auf Facebook. Man freue sich nun auf 2023, wenn der neue Maibaum aufgestellt werde.

Auch der Maibaum an der Alten Floßlände muss abgebaut werden, nach nicht einmal zwei Jahren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Loisachufer der Altstadt steht der Maibaum zwar noch, aber nicht mehr lange. Am Samstag hat die Feuerwehr die Zunftzeichen entfernt, kommendes Wochenende, sagt der Kolping-Vorsitzende Sebastian Rid, soll die weiß-blaue Fichte gekappt werden. "Wir waren sehr überrascht", sagt Rid über die Aufforderung der Stadt - auch weil die Kolpingfamilie nicht einbezogen worden sei. Man hätte die beiden Vereine zwar vorab über die Prüfung informieren können, sagt Heilinglechner. "Am Ergebnis hätte das aber nichts geändert." Dass der 2019 aufgestellte Maibaum an der Alten Floßlände keine zwei Jahre stehen bleiben konnte, ist bitter für die Kolpingleute. "Da steckt sehr viel Arbeit und Geld drin", sagt Rid. Nun müsse man drei Jahre mit einem Stumpen leben. Weil man zwei Maifeiern im selben Jahr vermeiden wolle, werde er erst 2024 ersetzt.

© SZ vom 23.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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