Bad Tölz-Wolfratshausen:"Gerade bei Älteren steigen die Infektionen wieder"

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Klinik-Geschäftsführer Ingo Kühn erklärt: "Unsere subjektive Einschätzung bestätigt, dass ungeimpfte Patienten einen schwereren Verlauf aufweisen als geimpfte Patienten." (Foto: Hartmut Pöstges)

Impfdurchbrüche sind im Landkreis keine Seltenheit. Aktuell liegen drei vollständig Geimpfte wegen Corona in der Kreisklinik.

Von Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wer vollständig gegen Corona geimpft ist, sollte sich dennoch an die Hygieneregeln wie Abstandhalten und Maskenpflicht halten. Das legen die jüngst veröffentlichten Zahlen zu den "Impfdurchbrüchen" im Landkreis nahe. Zwar konnte die Kreisbehörde am Dienstag keine Daten dazu liefern, wie viele der aktuell 161 Infizierten bereits zweimal geimpft sind. Die Quote vom Vortag zeigt jedoch, dass Ansteckungen immunisierter Bürger keine Seltenheit sind: 19o Infizierte meldete das Landratsamt am Montag, 61 davon, also fast ein Drittel, waren vollständig geimpft. Noch höher lag der Anteil bei den Corona-Positiven im Krankenhaus: Von zwölf Patienten waren sieben geimpft, mehr als die Hälfte.

Diese Quote ist am Dienstag wieder zurückgegangen. Von den aktuell 161 Infizierten müssen elf stationär behandelt werden, davon zwei auf der Intensivstation. Fünf Patienten im Krankenhaus seien vollständig geimpft, wie Landratsamtssprecherin Sabine Schmid auf Nachfrage berichtet. Zwei seien ungeimpft, bei einer Person sei der Impfstatus noch unklar. Die Statistik erfasst jedoch nicht, ob die positiv getesteten Patienten auch tatsächlich wegen Corona oder wegen anderer Beschwerden im Krankenhaus sind. Am Freitag etwa hatte das Landratsamt drei Geimpfte mit Corona im Krankenhaus vermeldet, keiner von ihnen aber habe Covid-Symptome gehabt.

Dennoch müssen auch Geimpfte wegen Covid-19 stationär behandelt werden, wie ein Blick in die Kreisklinik Wolfratshausen zeigt: Dort liegen fünf Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, einer davon auf der Intensivstation. Dieser ist laut Geschäftsführer Ingo Kühn der einzige von ihnen ohne Impfung. Die vier anderen seien vollständig geimpft, von diesen werde nur einer wegen einer anderen Krankheit behandelt, die übrigen drei wegen Covid. Alle fünf Covid-Patienten in der Klinik seien älter als 75 Jahre.

Ob der hohe Anteil geimpfter Corona-Patienten eine Ausnahme ist, kann Kühn nicht sagen. "In der jetzigen vierten Welle ist das neu für uns", erklärt er. "Daher haben wir bislang keine validen Erfahrungswerte." Die Entwicklung müsse abgewartet werden. Die Ärzte hätten jedoch die Erfahrung gemacht, dass eine Immunisierung die Krankheit mildere. "Unsere subjektive Einschätzung bestätigt, dass ungeimpfte Patienten einen schwereren Verlauf aufweisen als geimpfte Patienten", so Kühn. Nach aktuellem Stand liege die Sterblichkeitsrate unter jener der ersten Corona-Wellen von März und November 2020. "Wir hoffen und erwarten aufgrund der Impfung einen eher moderaten Verlauf", so Kühn. Laut Landratsamt sind bislang circa 71 800 Landkreisbürger vollständig geimpft. Bezogen auf 127 277 Gesamteinwohner entspricht das etwa 56 Prozent.

Landratsamtssprecherin Schmid legt älteren Bürgern die dritte Auffrischungsimpfung nahe, die auch die Ständige Impfkommission für Risikopatienten empfiehlt. "Gerade bei Älteren steigen die Infektionen wieder", sagt sie. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen liegt die Inzidenz bei den über 75-Jährigen bei 80,7. Das ist der zweithöchste Wert nach den Kindern bis neun Jahren.

© SZ vom 29.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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