Treffen von Staats- und Regierungschefs in Elmau:Eine Geduldsprobe namens G-7-Gipfel

Lesezeit: 3 min

Kriminalhauptkommissarin Barbara Macheiner und Polizeihauptkommissar Robert Demmel stehen in Kochel am See bereit für Fragen. (Foto: Manfred Neubauer)

Extreme Sicherheitsvorkehrungen begleiten das Treffen der Staats- und Regierungschefs Ende Juni in Elmau. Mit Info-Mobilen gibt die Polizei nun Antworten auf Fragen, wie sich das Ereignis auf den Landkreis auswirken wird.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Ein weltpolitisches Ereignis wirft seine Schatten auch in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die Region voraus: Vom 26. bis zum 28. Juni werden sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Wirtschaftsnationen auf Schloss Elmau in Krün zum sogenannten G-7-Gipfel treffen. Nicht mehr ganz vier Wochen Zeit also für Einwohner und Gäste, sich mit den Auswirkungen auseinanderzusetzen - und für die Polizei, Gullydeckel zu versiegeln und die Bürger zu informieren, worauf zu achten ist.

Es sind vor allem Fragen nach möglichen Verkehrseinschränkungen, die langsam, aber sicher in der Bevölkerung zunehmen, berichten Barbara Macheiner und Robert Demmel. Die Kriminalhauptkommissarin und der Polizeihauptkommissar sind seit Montag mit einem von zwei Info-Mobilen der Bayerischen Polizei unterwegs. Sie fahren Kommunen sowohl im Isartal und rund um den Kochel- und Walchensee, als auch an der Loisach und im Ammertal an, die unmittelbar und mittelbar von den Sicherheitsvorkehrungen rund um das Treffen der Staats- und Regierungschefs betroffen sein werden. Dort geben sie interessierten Bürgerinnen und Bürgern Auskunft zu allen Fragen rund um die Auswirkungen des G-7-Gipfels. Macheiner und Demmel sind an diesem Montag in Lenggries gestartet, haben dann in Vorderriß Rede und Antwort gestanden und machen am frühen Nachmittag in Kochel Station.

In der Zwei-Seen-Gemeinde erinnern sich viele noch an die Auswirkungen des letzten Gipfeltreffens in Elmau. Auch Macheiner und Demmel waren bereits 2015 im Einsatz, als sich Angela Merkel, Barack Obama und weitere Staatenchefs im Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen getroffen haben. Um nun den Schutz und die Sicherheit von Olaf Scholz, Joe Biden, Boris Johnson, Emmanuel Macron, Mario Draghi, Justin Trudeau und Fumio Kishida zu gewährleisten, zieht die Polizei das Sicherheitskonzept von 2015 als Grundlage heran. So werden auch dieses Mal eine innere und eine äußere Sperrzone rund um das Luxushotel errichtet. Auch wenn die Polizei bemüht ist, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, muss, insbesondere in der Region Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald, in den Tagen vor und an den Gipfeltagen selbst mit Behinderungen und Einschränkungen gerechnet werden.

Einschränkungen für Wanderer werden sich auf die zweite Hälfte des Monats Juni und im Wesentlichen auf einen rund 16 Kilometer langen Sicherheitsbereich um den Veranstaltungsort Schloss Elmau beschränken. In diesem relativ eng gefassten Bereich werden keine Wanderungen möglich sein. Darüber hinaus ist es durchaus möglich, den Naturraum im Werdenfelser Land zur Erholung zu nutzen. Ob im Einzelfall beispielsweise Seilbahnbetriebe eingestellt werden müssen, hängt von der konkreten Lagebeurteilung zum Veranstaltungszeitpunkt ab.

Mit Staus und Behinderungen im Landkreis muss vor allem dann gerechnet werden, wenn am An- oder Abreisetag kein Flugwetter herrschen sollte. Eigentlich sollen die Staatsoberhäupter per Helikopter einfliegen. Bei ungeeignetem Wetter aber wird der Tross der Gipfelteilnehmer vom Münchner Flughafen über die Garmischer Autobahn fahren. Das bedeutet für Autorfahrerinnen und Autofahrer: Vollsperrung der Strecke vom Flughafen München bis nach Elmau, also auf der A9, A99, A95 und B2. Zudem kann es dann zu weiteren Straßensperren auf der besonders bei Ausflüglern beliebten Strecke Kesselberg/Walchensee kommen. "Wer also nicht zwingend fahren muss, sollte überlegen, ob er ins Auto steigt", rät Demmel.

2015 fuhr der Konvoi zum G-7-Gipfel über die Garmischer Autobahn. Auch 2022 ist das eine der möglichen Routen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Über einen solchen Plan B für die An- und Abreise der Staatschefs hinaus sind im Landkreis keine Straßensperren vorgesehen: "Grundsätzlich bleiben die Straßen offen", sagt Demmel. Allerdings könne es für die Polizei kurzfristig notwendig werden, zu agieren, etwa wenn Gipfelgegner demonstrierten oder Straßen blockierten. Bislang sind nach Auskunft des Landratsamts jedoch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen keine Aktionen und auch keine Camp-Flächen für Gipfelgegner angemeldet.

Wo es jeweils kurzfristig zu solchen Sperrungen kommt, werde am jeweiligen Tag per Radio kommuniziert. "Geduld und Zeit, das sollte jeder ausreichend einplanen, der an diesen Tagen unterwegs sein muss", sagt Macheiner. Sie und Demmel empfehlen zudem, sich kurzfristig über das neu eingerichtete Bürgertelefon zu informieren, ob es bei einer geplanten Route zu Änderungen oder gar Sperrungen gekommen ist oder kommen wird. Grundsätzlich raten sie zudem allen Einwohnern und Touristen, stets Ausweispapiere mit sich zu führen. Das erleichtere das Prozedere bei einer etwaigen Kontrolle.

Tourismusunternehmen im Landkreis hatten obendrein Umsatzeinbußen befürchtet, weil Urlauber das Gebiet wegen des Gipfels ausgerechnet im Frühsommer meiden könnten. Das habe sich inzwischen relativiert, weil gerade im stärker betroffenen Südlandkreis viele Bereitschaftspolizisten in Hotels und Gaststätten untergekommen sind. Macheiner und Demmel erleben jedenfalls Kommunenvertreter und Tourismus-Verantwortliche sehr gelassen: "Es ist auffallend, wie freundlich und zuvorkommend alle hier bislang sind." Sie hoffen, dass die entspannte Haltung bis nach dem Gipfel anhalten wird.

Das Bürgertelefon für Fragen rund um den G-7-Gipfel ist unter der kostenfreien Rufnummer 0800/776 63 30 bis Mittwoch, 1. Juni, werktags von 9 Uhr bis 20 Uhr, von Donnerstag, 2. Juni, an, werktags von 6 bis 22 Uhr und vom 17. Juni an täglich rund um die Uhr besetzt. Der Fahrplan der Info-Mobile ist unter g7.polizei.bayern.de/mam/g7/220520_land_fahrplan_infomobile_-_isartal_und_kochelsee.pdf abrufbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: