Bad Tölz:Voll ausgestattet für den Ernstfall

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Über das Zentrum für Notfall- und Akutmedizin finden noch immer die meisten Menschen in die Asklepios-Stadtklinik. (Foto: Manfred Neubauer)

In den vergangenen Monaten wurde die Notaufnahme der Asklepios-Stadtklinik umfassend modernisiert und ausgebaut. Nun gibt es dort neun moderne Behandlungszimmer plus Schockraum.

Von Celine Chorus, Bad Tölz

Die Asklepios-Stadtklinik ist wieder für den Ernstfall gerüstet: In den vergangenen Monaten wurde die Level-2-Notaufnahme umfassend modernisiert und ausgebaut, um die Menschen aus Bad Tölz und der Umgebung in kritischen Situationen bestmöglich zu versorgen. Am Freitag haben Geschäftsführer Felix Rauschek und Landrat Josef Niedermeier (FW) das neue Zentrum für Notfall- und Akutmedizin in einem festlichen Rahmen eröffnet.

"Die Notaufnahme ist das Herzstück unseres Krankenhauses", erklärte Rauschek, "und das Eingangstor für einen Großteil unserer Patienten". Seit der Übernahme des Tölzer Krankenhauses durch die Asklepios Kliniken GmbH hätten sich jedoch die Größenordnungen und dadurch auch die Bedürfnisse geändert. Nach der Modernisierung könne man eine bessere Versorgung als noch vor 20 Jahren leisten: "Wir haben nun eine deutlich erweiterte Notaufnahme und können dort auch andere Strukturen anbieten."

"Eine Reform ist unabdingbar"

Auch Niedermeier betonte in seinem Grußwort: "Eine Reform des Gesundheitswesens, auch im stationären Bereich, ist unabdingbar" - und bedankte sich bei der Stadtklinik, dass diese die Modernisierung trotz aller Ungewissheiten bei der Krankenhausreform durchgeführt habe. "Es ist nicht selbstverständlich, dass man diesen Schritt geht, in dem vollen Bewusstsein, dass in ein paar Monaten vielleicht wieder etwas geändert wird."

Die Modernisierung der Notaufnahme war ein hartes Stück Arbeit. Fünf Jahre lang wurde dort bei laufendem Betrieb gewerkelt, 580 000 Euro wurden in den Umbau investiert, nun ist die Gesamtfläche um 50 Prozent vergrößert und es gibt vier neue, zusätzliche Behandlungsplätze. Zu Stoßzeiten können also deutlich mehr Patienten gleichzeitig versorgt werden, was für eine Notaufnahme nicht unüblich ist. Das ist aber nur mit dem entsprechenden Personal möglich: Seit 2008 ist die Belegschaft um 25 Prozent gewachsen, derzeit verfügt die Notaufnahme des Tölzer Krankenhauses über 24 Mitarbeiter.

Seit 2019 ist die Stadtklinik eine von 160 Level-2-Notaufnahmen

Schon 2019 hat die Asklepios-Stadtklinik begonnen, ihre Notaufnahme zu modernisieren. Die Einführung eines gestuften Systems von Notfallstrukturen in Krankenhäusern hatte dies erforderlich gemacht. Seitdem ist die Asklepios-Stadtklinik eines von rund 160 Häusern in Deutschland, das die Qualitätsstufe 2 für Notaufnahmen erfüllt. Diese beinhaltet unter anderem eine rund um die Uhr betriebene Chest-Pain-Unit für Herzinfarktpatienten, eine Stroke-Unit für Schlaganfallpatienten sowie ein Traumazentrum zur Schwerstverletztenversorgung. 2023 erfolgte mit dem räumlichen Umbau der letzte Baustein des Modernisierungskonzepts.

Klinik-Geschäftsführer Felix Rauschek (l.) und Raimund Novak, leitender Arzt der Notaufnahme, vor dem Hubschrauberlandeplatz der Asklepios-Stadtklinik. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Bedarf an notfallmedizinischer Akutversorgung steigt seit Jahren: Seit 2003 hat sich die Anzahl an Patienten mehr als verdoppelt und liegt in Bad Tölz bei etwa 20 000 jährlichen Notfällen. Nicht alle dieser Patienten müssten aber im Krankenhaus behandelt werden. Im Krankheitsfall vertrauen sich immer mehr Patienten der Notaufnahme im Krankenhaus an, statt den Notfalldienst der niedergelassenen Ärzte aufzusuchen.

Um den gestiegenen Zahlen gerecht zu werden, wurde die Raumkapazität gegenüber 2019 um 36 Prozent gesteigert. Eine innerklinische Leitstelle macht den Betrieb in der Notaufnahme nun rund um die Uhr steuerbar und soll auch in unübersichtlichen Situationen die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten sicherstellen. In einer Praxis der Kassenärztlichen Vereining werden künftig Patienten behandelt, deren Beschwerden keiner Behandlung in der Notaufnahme bedürfen. Auch die Kommunikation mit dem Rettungsdienst wurde weitestgehend digitalisiert. Patienten werden nun von der Rettungsdienststelle online angemeldet und bei Bedarf beispielsweise EKG-Befunde aus dem Rettungswagen direkt ins Notfallzentrum gesendet.

Einzelne Patienten müssen sich durch das Triage-System auf Wartezeiten einstellen

Der innerklinischen Leitstelle, dem Headquarter, angegliedert ist ein großzügiger Triage-Bereich. Hier werden anhand des weltweit anerkannten Einstufungssystems "Manchester Triage System" (MTS) alle wichtigen Werte gemessen und die Beschwerden des Patienten einem von fünf Schweregraden zugeordnet. Die Farbe Rot steht für oberste Priorität, also Lebensgefahr, und muss sofort behandelt werden. Blau steht für nicht dringend und kann eine Wartezeit bis zu zwei Stunden zugeteilt bekommen. "Diese Einstufung kann für einzelne Patienten Wartezeiten bedeuten - gleichzeitig können sich aber alle darauf verlassen, dass unsere Hilfe immer zuerst bei denjenigen ankommt, die sie am dringendsten benötigen", erklärt Raimund Novak, der die Notaufnahme der Asklepios-Stadtklinik leitet.

An der Asklepios-Klinik in Bad Tölz gibt es künftig keine Abteilung für Gefäßchirurgie mehr. (Foto: Asklepios-Klinik/OH)

Die Behandlung erfolgt in neun modern ausgestatteten Zimmern. Für schwer oder lebensbedrohlich verletzte Patienten steht zusätzlich ein komplett ausgestatteter Schockraum bereit, in dem lebensrettende Maßnahmen wie Reanimationen oder auch Notfalleingriffe durchgeführt werden. Ein zusätzlicher Raum steht zur Verfügung, um beispielsweise bei schweren Verkehrsunfällen mehrere Personen gleichzeitig versorgen zu können.

Die bestehenden sechs Beobachtungsbetten sind nun mit einer zentralen Monitoranlage ausgestattet, um eine fortlaufende Überwachung der Patienten zu gewährleisten. Das kann zum Beispiel nach der Verabreichung von starken Schmerzmitteln erforderlich sein. Über die neuen Monitore können die Ärzte unter anderem Blutdruck, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Atmung einsehen. In den Beobachtungsbetten können die Patienten bleiben, bis sie die Notaufnahme verlassen.

"Die Notfallmedizin ist ein spannendes Aufgabengebiet, das aber auch viele Herausforderungen mit sich bringt", betonte Novak in seinem virtuellen Rundgang durch die neuen Räume. Die Mitarbeiter müssten rund um die Uhr dieselbe Leistung bringen, gleichzeitig seien deren Aufgaben in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. "Die Herausforderung ist, die Strukturen so zu gestalten, dass die Mitarbeiter viele Jahre bei uns bleiben und Freude an ihrem Beruf haben." Dafür wurde mit der neuen Notaufnahme nun der Grundstein gelegt.

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