Austauschprogramm:Japan trifft Bayern

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Auf dem Bauernhof von Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner staunen die Gäste über die Färbung der Kühe. Braune Flecken? In Japan sind die Kühe alle schwarz gefleckt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine Woche lang schnuppern Jugendliche aus Wolfratshausens Partnerstadt Iruma bayerische Luft. Sie besuchen den Bürgermeister auf seinem Bio-Bauernhof - und erlernen sogar das Brezenbacken

Von Silver Lucia Breitkopf, Wolfratshausen

Die Kühe haben sich in einer schnurgeraden Linie vor dem Zaun aufgebaut. Sie schauen konzentriert die Besucher aus Japan an - und die Besucher schauen interessiert zurück. Bürgermeister Klaus Heilinglechner hat die japanischen Gäste, die aus Wolfratshausens Partnerstadt Iruma angereist sind, zu sich auf den Hof eingeladen. Seit einer Woche sind die acht Jugendlichen und ihre zwei Betreuer in der Gegend und bekommen einen Einblick in die bayerische Kultur.

Nun besuchen sie also den Bio-Bauernhof des Bürgermeisters und stehen zum ersten Mal in ihrem Leben einer braun gefleckten Kuh gegenüber - in Japan sind alle schwarz gefleckt. Natsuki Imai ist besonders fasziniert. Ob die Kühe schon mal ausgerissen seien, will sie wissen, ob man den Kühen ihre Stimmung ansehen könne, was die gelben Zettel im Ohr bedeuteten.

Heilinglechner beantwortet bereitwillig alle Fragen und gibt geduldig Auskunft. Die Kommunikation zwischen allen Teilnehmern verläuft dabei nicht immer einfach. Zwar begleiten zwei Dolmetscher die japanische Delegation. Oft hört man aber auch ein paar Fetzen Englisch, meistens wird mit Händen und Füßen gesprochen. Doch auch wenn die Kommunikation nicht immer perfekt funktioniert: Es haben sich trotzdem tiefe Freundschaften zwischen den Austauschpartnern entwickelt. Viele der Jugendlichen kennen sich seit Jahren und haben schon öfter an einem Austausch teilgenommen. So zum Beispiel Soner Hacibekiroglu, der begeistert vom japanischen Essen erzählt.

Aber nicht nur die deutschen Jugendlichen freuen sich auf eine fremde Esskultur, auch die japanischen Besucher wollen jede bayerische Besonderheit probieren: Schnitzel, Knödel, Obatzda und Schweinshaxe. Die Brezn haben sie sogar selbst gebacken, am Morgen in der Königsdorfer Backstube. Neben dem Brezenbacken stand bereits die Besichtigung von Schloss Neuschwanstein, das Anprobieren von Trachten und ein Ausflug zum schönen Schliersee auf dem Programm. Der Schliersee kam bei den Besuchern dabei offenbar besonders gut an.

Wolfratshausens Bürgermeister Heilinglechner begleitet das Partnerschaftsprojekt schon seit vielen Jahren. Bereits vier Mal war er selbst in Iruma, zuletzt 2018. Tatsuo Tanaka, Bürgermeister von Iruma, hatte zum Fest der 10 000 Laternen eingeladen, dem Mandoh-Fest.

Es sind 9368 Kilometer Luftlinie zwischen Iruma und Wolfratshausen - und trotzdem verbindet diese beiden Städte eine enge Freundschaft. Seit vielen Jahren organisiert Helga Hacibekiroglu, die Mutter von Soner, den Jugendaustausch, der alle zwei Jahre stattfindet. Besonders schätzt sie die ungemeine Gastfreundschaft und Höflichkeit der japanischen Freunde, deren aufrichtiges Interesse an der deutschen Lebensart, der Kultur und den Menschen. Das mache diese Partnerschaft so bemerkenswert, sagt Hacibekiroglu.

Die Kulturen, die dabei aufeinander treffen, könnten verschiedener kaum sein. Besonders die höfliche Zurückhaltung der Japaner ist Hacibekiroglu aufgefallen. "Wo deutsche Kinder über Langeweile maulen, muss man bei den Japanern genau hinschauen, um ihre Laune zu entziffern", sagt sie. Obgleich der Unterschiede, die bayerische Brotzeit schmeckt allen.

Am Donnerstag reisen die japanischen Freunde wieder ab. Es geht zurück in die Heimat. In zwei Jahren steht der nächste Austausch an. Dann werden sich die Wolfratshauser auf die weite Reise begeben.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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