Am Dienstag im Wolfratshauser Stadtrat:Startklar für die Surfwelle

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Alle Verträge sind in aufwendigen Verfahren unterschriftsreif vorbereitet worden. Die Politik kann die endgültige Entscheidung über die 800 000-Euro-Attraktion fällen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Seit bald sechs Jahren befassen sich der Betreiberverein und der Stadtrat mit der geplanten künstlichen Surfwelle in Wolfratshausen. Nun sind die Verträge für die Wassersportattraktion am Kanal der Weidachmühle fertig. Ob sie unterzeichnet werden, entscheidet der Stadtrat am Dienstag. "Es ist eine wichtige Entscheidung", hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) betont. Schließlich müssten alle erforderlichen Unterlagen für das Projekt bis 17. September beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Rosenheim eingereicht werden, das über die Förderung aus dem EU-Programm Leader bestimmt. Ohne diese könne die Surfwelle nicht gebaut werden.

Heilinglechner sagte bei einem Pressegespräch, sämtliche nötigen Verträge lägen unterschriftsreif vor: mit der Memminger Kleinwasserkraftwerke & Co. KG, mit dem Verein "Surfing Wolfratshausen", der die steuerbare Wellenkonstruktion betreiben will, und mit dem Freistaat Bayern, dem das Gewässer gehört. "Endverhandelte Verträge" waren eine Bedingung des Stadtrats im Februar, die städtischen Mittel auf maximal 400 000 Euro zu erhöhen. 335 000 Euro hat die Leader-Gruppe zugesichert. Insgesamt soll die Welle nach derzeitiger Schätzung 800 000 Euro kosten.

Die Verträge, so Heilinglechner, seien den Stadträten in einer nicht öffentlichen Sondersitzung mit dem Rechtsanwalt der Stadt vorgestellt worden. Eine dort geforderte kleine Änderung sei eingearbeitet worden. "Es war schon ein bisschen eine massive Aufgabe", sagte der Bürgermeister zur Erstellung der Schriftstücke. Schließlich sei die Surfwelle ein Pilotprojekt ohne Beispielvereinbarungen, die man per "copy and paste" übernehmen könnte. Allein mit dem Kraftwerksbetreiber, der der Stadt sehr entgegengekommen sei, habe es seit Februar zwölf Vertragsentwürfe gegeben.

Auch der Betreiberverein habe "in der Haftungsfrage seinen Blick noch einmal extrem geschärft", erklärte Heilinglechner. Schließlich müsse er bei Unfällen haften. "Surfing Wolfratshausen" habe sich daher zusätzlich absichern müssen, alle Versicherungen seien den Stadträten vorgelegt worden. Auch Umweltgutachten seien erbracht worden.

Sollte der Stadtrat nun sein Okay geben, muss die wasserrechtliche Genehmigung für den Bau beantragt werden - und zwar vom Kraftwerksbetreiber als Besitzer des künstlichen Kanals, auf dem die Welle an der Mündung zur Loisach entstehen soll. Laut Heilinglechner ist der Antrag bereits vorbereitet und kann sofort weitergeschickt werden. Auch die beteiligten Behörden seien auf das Genehmigungsverfahren vorbereitet. Schließlich bestehe wegen der Deadline beim AELF Mitte September "zeitlich ein gewisser Druck".

"Zeit intensiv genutzt"

Seit die Initiatoren Stefanie und Marcus Kastner ihre Idee einer künstlichen Surfwelle in Wolfratshausen 2013 erstmals an den Stadtrat herangetragen haben, ist viel Zeit vergangen - die "aber auch intensiv genutzt wurde", wie Heilinglechner betonte. Dreimal hat der Stadtrat mit großer Mehrheit Beschlüsse für die Welle gefasst und den städtischen Zuschuss dabei zweimal erhöht. Dass die Konstruktion nun deutlich teurer ausfällt - anfangs war man von circa 320 000 Euro Gesamtkosten ausgegangen - liegt daran, dass der Kraftwerksbetreiber den Kanal tiefer legen will, um mehr Wasser zu bekommen und mehr Strom zu produzieren. Beantragen kann er das erst 2021, wenn seine bisherige wasserrechtliche Genehmigung ausläuft. Laut Stadtverwaltung ist die Genehmigung aber schon in Aussicht gestellt. Deshalb muss die Welle nun tiefer gebaut werden als ursprünglich geplant. Aufwendig ist außerdem die steuerbare Stahlkonstruktion, mit der die Welle dem unterschiedlichen Wasserstand angepasst werden kann. Laut Bauamtsleiterin Susanne Leonhard macht sie etwa 30 Prozent der Gesamtkosten aus, die allerdings wie vom Stadtrat gefordert "relativ fix" seien.

Der Vertrag mit dem Verein sieht vor, dass die Welle nur betrieben wird, wenn ein Vereinsmitglied an der Steuerung sitzt und die Wellenreiter beaufsichtigt. Gesurft werden soll donnerstags bis sonntags, also vier Tage pro Woche, mindestens acht Stunden am Tag, voraussichtlich von Mai bis Oktober. Bis die geplante Kanalvertiefung umgesetzt ist, muss der Verein dem Kraftwerksbetreiber einen Ausgleich für den Strom zahlen, den er beim Ableiten des Wassers für die Welle verliert. Die Betriebskosten sollen durch Mitgliedsbeiträge gedeckt werden: Surfen kann nur, wer Mitglied ist. Es soll aber neben einer Jahres- auch eine Tagesmitgliedschaft geben. Um genug Rücklagen zu bilden, will "Surfing Wolfratshausen" nun auch einen Förderverein gründen, in dem auch Nichtsurfer das Projekt unterstützen können. Der Antrag liege beim Registergericht, sagt Vorsitzende Stefanie Kastner.

Wie sie erklärt, haben sie und ihre Mitstreiter sehr viel Zeit investiert, um die Verträge unterschriftsreif zu bekommen und die Betriebskostenrechnung "auf Vordermann zu bringen". Zudem habe man in engem Austausch mit der Versicherung "ein Angebot bekommen, das auf uns zugeschnitten ist", sagt die Initiatorin. "Wir haben einen Sicherheitsrahmen, damit keiner, der sich engagiert, in die Haftung kommt." Die Entscheidung des Stadtrats erwarte man nun mit Spannung. Zwar seien die Beschlüsse zur Surfwelle bislang "sehr eindeutig" gewesen. "Aber man weiß ja nie", sagt Kastner. "Wir haben in den letzten sechs Jahren so viel Zeit, Arbeit und Energie in das Projekt gesteckt. Es wäre schade, wenn es jetzt gegen Ende scheitert."

Sitzung des Stadtrats: Dienstag, 18. Juni, 18 Uhr, Rathaus Wolfratshausen

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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