Alt werden in Bad Tölz:Drei Varianten für das Josefistift

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Um den gesetzlichen Vorgaben zu genügen, muss das Tölzer Alten- und Pflegeheim neu gebaut werden. Dies könnte an der Arzbacher Straße, an der Hindenburgstraße oder auch am jetzigen Standort geschehen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit mehr als 275 Jahren besteht das Josefistift an der Bahnhofstraße in Bad Tölz. Allerdings genügen nur mehr ein Viertel der derzeit rund 90 Zimmer im Alten- und Pflegeheim den gesetzlichen Vorschriften. Ein Umbau an Ort und Stelle wäre zwar machbar, aber auch kostspielig und zeitraubend. (Foto: Manfred_Neubauer)

Für hochbetagte Menschen ist es ein großes Problem, wenn sie am Ende ihres Lebens das gewohnte Zuhause verlassen und umziehen müssen. Das gilt auch für Heimbewohner. "Für sie ist es schon ein Thema, wenn sie von einem Zimmer ins andere kommen", sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). Aber genau dies steht den Seniorinnen und Senioren des Tölzer Alten- und Pflegeheims Josefistift an der Bahnhofstraße bevor. Nur rund ein Viertel der knapp 90 Einzel- und Doppelzimmer sind groß genug, um der 2011 erlassenen "Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes", kurz: AVPfleWoqG, zu entsprechen. Weil ein Umbau im Bestand nicht zu bewerkstelligen ist, sucht die Stadt schon seit Jahren nach Alternativen. Nachdem sich ein neues Heim neben der Asklepios-Klinik zerschlagen hat, kristallisieren sich nun drei Varianten heraus.

Die erste wäre ein Neubau auf dem Parkplatz des Altenheims. Sobald dieser steht, müssten die Bewohner aus dem linken Flügel des in U-Form errichteten Josefistifts in das neue Gebäude umziehen. Danach würde der linke Flügel abgerissen und neu gebaut, worauf die Senioren aus dem rechte Flügel dort einziehen. Im letzten Bauabschnitt würde schließlich der rechte Trakt abgebrochen und ebenfalls neu errichtet. Ein kompliziertes Verfahren, aber Janker zufolge die einzige Möglichkeit, das Josefstift am Standort an der Bahnhofstraße zu belassen. Denn ein Umbau im Bestand sei "nicht machbar", sagt er. Um die Zimmer zu vergrößern, müsste das Haus mit seinen Rohren und Leitungen komplett entkernt werden, was jedoch eine andere Statik erfordere.

Seit mehr als 275 Jahren steht das Josefistift schon an der Bahnhofstraße, dort soll es für Sieglinde Dorfmeister auch bleiben. Die Tölzerin hat rund 500 Unterschriften dafür gesammelt, dass die Bewohner weiterhin im Herzen der Kurstadt leben können und ihren Lebensabend nicht "abseits vom Schuss" verbringen müssen. Bürgermeister Janker gibt allerdings zu bedenken, dass die Bauphase mit den Neubauten auf dem Parkplatz und der beiden Flügel ungefähr sechs Jahre dauern dürfte. Von den Kosten ganz zu schweigen, wie er sagt: "Das sind erhebliche Mehrkosten gegenüber einem völligen Neubau."

Dafür war bislang das Areal zwischen der Stadtklinik und der hinter einem Erdwall gelegenen Bundesstraße 472 vorgesehen. Aber diese Pläne zerschlugen sich, weil der Asklepios-Konzern an dieser Stelle ein zweites Wohnheim für sein Personal errichten möchte. Als möglicher Standort für einen Josefistift-Neubau käme Janker zufolge der Gelände an der Hindenburgstraße in Frage, wo jetzt noch die Tölzer Jugendförderung untergebracht ist, die an die Peter-Freisl-Straße ziehen soll. Das Jugendhaus würde dem neuen Heim weichen, das dort laut Janker gerade noch machbar sei. Allerdings: "Das ist schon beengt." Ein Problem sind vor allem die Stellplätze, die oberirdisch nicht mehr unterzubringen wären. "Da ist eine Tiefgarage nötig", sagt der Bürgermeister. Als zweiten Standort für einen Heimneubau bezeichnet er das Areal an der Arzbacher Straße, wo einst das Hotel des österreichischen Investors Arcus entstehen sollte.

Mit diesen drei Varianten wird sich der Tölzer Stadtrat in seiner Klausurtagung am Freitag und Samstag, 29. und 30. März, befassen. "Ohne Emotionen" und orientiert an den Fakten, wie Janker hofft. In erster Linie stellten sich bei jedem der drei Modelle für das Josefstift die Fragen, "geht es, was kostet es, welche Auswirkungen hat es". Wofür sich die Stadträte am Ende auch entscheiden, so ist eines für den Bürgermeister auf jeden Fall klar: Das neue Alten- und Pflegeheim wird künftig 120 anstatt wie bisher 95 Plätze anbieten, außerdem kommen auch noch acht Kurzzeitpflegeplätze hinzu. Dabei soll das Haus in vier Versorgungseinheiten aufgeteilt werden. Anders ausgedrückt: Je 30 Bewohner werden vom gleichen Pflegekräfte-Team betreut, sie haben eine eigene kleine Küche, einen eigenen Aufenthaltsraum. Eine Art Haus-im-Haus-Prinzip also. Dies habe für die Senioren den Vorteil, dass alles beieinander sei, "sie müssen nicht 40 Meter mit dem Gehwagerl oder dem Rollstuhl fahren", verdeutlicht der Rathauschef. Lediglich die zentralen Einrichtungen wären in der Mitte des neuen Josefistifts angesiedelt.

Ein Konzept, das für Janker "eigentlich nur mit einem Neubau" zu verwirklichen wäre. Um den Personalstand macht er sich derzeit keine Sorgen. "Da haben wir keine großen Probleme", sagt er. "Die Zahl der notwendigen Pflegekräfte kriegen wir zusammen."

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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