Ein Angebot des Kinder- und Jugendfördervereins Wolfratshausen:Lichtblicke im Alleinerziehenden-Alltag

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Karin Strobl, Andrea Hentzen, Fritz Meixner und Sonja Weißbacher sind für den Alleinerziehenden-Treff zuständig. (Foto: Hartmut Pöstges)

Treffpunkt für Austausch, Beratung und gemeinsame Unternehmungen hat sich gut etabliert. Und es gibt noch Kapazitäten.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Alleinerziehend, aber nicht allein: Aus diesem Vorhaben ist in und um Wolfratshausen Wirklichkeit geworden. Der offene Treffpunkt, den der Kinder- und Jugendförderverein (KJFV) vor einem guten Jahr geschaffen hat, ist erfolgreich. KJFV-Geschäftsführer Fritz Meixner und das Team aus Fachfrauen haben "etwas völlig Neues aus dem Boden gestampft", wie er sagt. Rund zehn Veranstaltungen im Jahr bieten alleinerziehenden Frauen und Männern Gelegenheit zu Gespräch, Information, Beratung und Freizeitgestaltung - immer mit qualifizierter Kinderbetreuung.

"Austausch ist das Hauptanliegen der Alleinerziehenden", sagt Karin Strobl, die zusammen mit Andrea Hentzen für die Erwachsenengruppe zuständig ist. Drei bis sieben Teilnehmende seien pro Treff dabei und bis zu neun Kinder. Im Verteiler für E-Mails und Termine, den Sonja Weißbacher betreut, sind 26 Personen. Und Meixner sagt, da sei durchaus noch Kapazität für mehr.

Auch alleinerziehende Väter haben's nicht leicht

Zu den Fragen und Themen, die im lockeren Gespräch ausgetauscht werden, gehören laut Hentzen so alltägliche wie: "Wie funktionieren die Ferien?" oder "Ich suche einen neuen Job". Gezielt erörtert werden unter Leitung der Fachfrauen Themen der Kinderbetreuung, zuletzt etwa die schwierige Phase der Pubertät. Größte Sorge der Alleinerziehenden, so sagen alle Beteiligten, sei die Unsicherheit, ob der jeweilige frühere Partner/die Partnerin zur verabredeten Übernahme der Kinder kommt. Dies sei zwar vor allem ein Problem der Frauen, die sich oft auf die Männer nicht verlassen könnten. Es habe der Gruppe aber gut getan, diese Erfahrung auch einmal aus männlicher Sicht zu hören. Denn es habe ihnen gezeigt: "Es gibt auch Frauen, die alleinerziehenden Vätern das Leben nicht leicht machen", sagt Hentzen.

Der Treffpunkt hat nur bestätigt, was die Fachleute ohnehin wussten: Wie anstrengend das Leben alleinerziehender Mütter und Väter ist. Sie seien "hochbelastet", sagt Weißbacher und zählt auf: "Erziehung Kinderbetreuung, Transporte, das Logistische, was die zu managen haben. Dazu Auseinandersetzungen mit dem Kindsvater." Hentzen ergänzt: "Immer alles allein entscheiden zu müssen; immer in der Kraft sein zu müssen. Und dazu die Enttäuschung der Kinder, wenn der Vater nicht kommt." Und Strobl weist darauf hin, dass viele Frauen nie Zeit für sich selbst hätten, weil sie niemanden im Umfeld haben, keine Oma oder andere helfende Hände. Weißbacher fasst alles in einem Begriff zusammen: "Null Pause."

Der Treff bietet auch Fachvorträge und moderierte Gespräche, zuletzt mit der Erziehungsmediatorin Sabine Eberlein, die so gut angekommen sei, dass sie wieder eingeladen werde, berichtet Weißbacher. Die Ausflüge der losen Gruppe haben bisher in den Wolfratshauser Bergwald, zum Bergkramerhof und in die Maisinger Schlucht geführt. Die Teilnehmenden haben sich außerdem auch untereinander vernetzt und eine WhatsApp-Gruppe gebildet.

Geretsried könnte einen eigenen Treff brauchen

Der Treffpunkt in Wolfratshausen ist der zweite seiner Art im Landkreis. In Bad Tölz gibt es schon seit vielen Jahren eine von der Diakonie getragene offene Alleinerziehenden-Gruppe. Die Sozialraumanalyse des Landkreises deutet aber nach Meixners Auskunft darauf hin, dass ein solches Angebot gerade im Norden (Wolfratshausen, Egling, Eurasburg, Icking und Münsing) und in der Mitte (Geretsried, Königsdorf und Dietramszell) gebraucht werde. Bisher können aus all diesen Gemeinden Alleinerziehende in den Treffpunkt des KJFV kommen. Speziell in Geretsried mit seinen rund 26 000 Einwohnern, wo der Anteil der alleinerziehenden Eltern deutlich größer sei, wäre aber ein eigenes solches Angebot nötig.

Der Treffpunkt wurde und/oder wird materiell unterstützt vom Jugendamt Bad Tölz, dem Lions Club München-Isartal und dem SZ-Adventskalender für gute Werke.

Der Wolfratshauser Treff findet in den Räumen des Horts an der Bahnhofstraße 14 statt. Dies sei ideal, sagen die Fachfrauen, weil es auf einer Ebene je einen Raum für die Erwachsenen und die Kinder gebe und auch ein Spielplatz genutzt werden könne.

Der nächste Termin ist am 8. Juli von 14.30 bis 16.30 Uhr. Eine Anmeldung ist wegen der Kinderbetreuung nötig: faamilienpaten-nord@jugend-wolfratshausen.de . Telefon 0176/20 59 12 90

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