Ärger im CSU-Ortsverein:Dobrindt, hilf!

Lesezeit: 2 min

Auf der Suche nach Harmonie: Bundesverkehrsminister und Weilheimer CSU-Kreisvorsitzender Alexander Dobrindt soll es richten und den Penzberger Ortsverband wieder vereinen. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Weil die Penzberger Christsozialen vor der Selbstauflösung stehen, rufen sie den Bundesverkehrsminister und Kreischef zu Hilfe.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Penzberger CSU steht vor der Selbstauflösung. Ein Teil der Stadtratsfraktion ist unzufrieden mit dem Ortsvorsitzenden Nick Lisson. Sie drohen mit der Gründung einer eigenen parteifreien Liste. Ihr Vorwurf lautet, Lisson engagiere sich vor allem für die Junge Union (JU). Da der Antenne-Bayern-Moderator seinen Lebensmittelpunkt in München hat, kümmere er sich nicht um den Ortsverband, glänze mehr durch Abwesenheit bei wichtigen Anlässen. Zum Eklat kam es bei der Jahreshauptversammlung. Nun soll Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, zugleich CSU-Vorsitzender im Landkreis Weilheim-Schongau, es richten. Am Freitag, 7. Juli, kommt er zu einer Aussprache mit den Kontrahenten nach Penzberg.

Im Stadtrat gibt die CSU schon seit Längerem kein homogenes Bild ab. Da gibt es das CSU-Urgestein und Zweiten Bürgermeister Ludwig Schmuck, der sich noch nie an einen Fraktionszwang gebunden sah und stets mit Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) einer Meinung ist. Nick Lisson und die frühere Fraktionssprecherin Christine Geiger als Zweigestirn. Und eben die Rebellen Michael Kühberger, der bei der Jahreshauptversammlung im Mai überraschend gegen Lisson antrat, Jack Eberl und Maria Probst. Dann ist da noch Fraktionssprecher André Anderl, der gegen Lisson schießt und den viele als den eigentlichen Drahtzieher hinter der Palastrevolte sehen. Ihm sagt man nach, er wolle wieder Ortsvorsitzender werden und dann alle Fäden in Händen halten.

Für Kühberger gibt es derzeit nur eine Lösung des Problems: Lisson müsse als Ortsvorsitzender zurücktreten, sagt der CSU-Stadtrat. Er habe sich im Mai zur Gegenkandidatur entschlossen, weil Lisson offenkundig kein Interesse an der "reinen CSU" habe und sich nicht um den Penzberger Verband kümmere. Dass Lisson ihm danach einen "versuchten Putsch" vorgeworfen habe, den er "einigen Leuten nicht vergessen" werde, habe ihn dazu bewogen, sich von der CSU-Stadtratsfraktion zu lösen und eine eigene Liste zu gründen. Lisson, der auch JU-Kreisvorsitzender ist, hatte die Neuwahlen genutzt, um eigene JU-Leute in den Vorstand des Penzberger Verbandes zu hieven. Damit vergraulte er insbesondere die Stadträte, allen voran Eberl, dem Lisson zuerst den Posten des Kassiers anbot, dann aber einen anderen Kandidaten vorschlug. Eberl und Anderl traten schließlich nicht mehr bei der Wahl an.

Kühberger ist sich sicher, dass die Spaltung einen "Riesenaderlass" für den Ortsverband bedeuten werde. "Da werden mindestens 50 Mitglieder austreten", sagt er. An seiner Seite sieht er Eberl und Probst. Beide, so Kühberger, bestens verankert in der Penzberger Gesellschaft. "Hochkarätige Stimmenfänger", nennt sie Kühberger. Natürlich sei André Anderl auch dabei.

Anderl gibt sich allerdings bedeckt. Er könne noch nicht sagen, wohin die Reise gehen werde. Sein Herz schlage für die CSU, mit ihr sei er verheiratet. Dieses Bild trifft: Anderls Ehefrau ist die Tochter von Dobrindts Stellvertreterin im Landkreis Weilheim-Schongau, Michaela Liebhardt. Allein aus diesem Grund vermuten Insider, dass er sich einer Weisung des Ministers nicht widersetzen könne. Die werde in Richtung Versöhnung gehen. Alles andere sei politisches Harakiri.

Bleibt noch Lisson. Der möchte zu allem eigentlich gar nichts sagen. Außer, dass er auf eine Zusammenarbeit künftig hoffe. Jedes weitere Wort von seiner Seite würde Öl ins Feuer gießen. "Warten wir den Juli ab", sagt er. Nun liegt es an Dobrindt, weiteren Schaden von der CSU abzuwenden.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: