Auslöser war vor elf Jahren die Gorilla-Aktion an der Müllerstraße 6: Prominente in Affen-Masken richteten eine angeblich unrenovierbare Sozialwohnung her und blamierten damit die Stadtpolitik. Daraufhin ließ sich der Stadtrat regelmäßig über lange Leerstände in städtischen Mietwohnungen informieren. Weil die Leerstandsquote seit 2013 aber kontinuierlich gesunken ist, sollen sich künftig nicht mehr die Stadträte damit befassen müssen, sondern die Aufsichtsräte der Wohnungsgesellschaft Münchner Wohnen. Voraussetzung ist, dass der Planungsausschuss an diesem Mittwoch zustimmt.
Standen 2013 noch 647 städtische Wohnungen leer, waren es laut Abschlussbericht des Planungsreferats Ende 2023 nur noch 301. Die Quote sank damit von 1,02 Prozent des städtischen Wohnungsbestands auf 0,34 Prozent. Als Gründe für Leerstand nennt das Planungsreferat zum einen, dass Immobilien, die die Stadt per Vorkaufsrecht übernimmt, "oft einem Sanierungsstau unterliegen". Ein Beispiel sei die Buttermelcherstraße 14 neben dem ehemaligen Rischart-Areal mit derzeit 13 leer stehenden Wohnungen. Wegen der hohen Sanierungskosten denke man dort über Abriss und Neubau nach.

Zum anderen stünden Wohnungen leer, wenn alte Bestandssiedlungen umgebaut und die Mieter vorübergehend anderswo untergebracht würden, erklärt das Referat und nennt als Beispiele die Rupertigaustraße in Ramersdorf und die Dientzenhoferstraße im Harthof mit jeweils gut hundert Wohnungen. Seit 2018 habe man Häuser mit 2558 Wohnungen abgerissen und dafür 3734 preisgünstige Einheiten neu gebaut.
Hinzu kämen Sonderfälle etwa wegen komplizierter Eigentumsverhältnisse. Das sogenannte Geisterhaus an der Westendstraße 35, das aufgrund mangelnder Verkehrssicherheit jahrelang leer stand, ist inzwischen abgerissen. Im Herbst sollen dort, wo es einst stand, 32 Apartments für wohnungslose Frauen bezugsfertig sein.
Ein Heilmittel fand die Stadtverwaltung in Zwischennutzungen. Die allerdings seien nur für etwa die Hälfte der leer stehenden Wohnungen eine Lösung, weil Kosten und Nutzungsdauer in einem annehmbaren Verhältnis stehen müssten, heißt es im Abschlussbericht. Bis 2015 brachte die Stadt auf diese Weise zum Beispiel 120 Geflüchtete vorübergehend unter. Und diverse Gewerbeeinheiten gingen temporär an Künstler, etwa ein ehemaliger Teppichladen an der Maximilianstraße.