Freizeittipps:Wandern in der Winterwunderwelt

Lesezeit: 5 min

Ein Traumtag im Winter, wie hier mit Blick ins Loisachtal. Ideales Wetter für einen Ausflug und eine kleine Wanderung - am besten mit anschließender Einkehr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit den Kindern Iglus bauen, eine Fackelwanderung machen, rodeln oder einfach auf die Berge stapfen: So leicht lässt sich der Winterblues vertreiben. Neun Tipps unweit von München.

Von Thomas Becker

Grenzwertig

Wer sich nicht entscheiden kann oder mag, ob er lieber im schönen Bayerland bleiben oder doch mal bei den Tiroler Nachbarn fremdwandern will, ist beim Marsch hinauf zur Ederkanzel hoch über Mittenwald genau richtig. Das knuffige Berggasthaus ist benannt nach dem Königlich-Bayerischen Forstmeister Hubert Eder, der hier 1900 einen Hochstand errichten ließ, der über die Jahre vom Aussichtsturm samt Erfrischungsraum zum Gasthaus wuchs. Und das hat eine Besonderheit: In der Gaststube sitzt man in Bayern, auf der Terrasse dagegen in Tirol, was angesichts des herrlichen Blicks auf Karwendel, Wetterstein sowie ins Leutaschtal dringend zu empfehlen ist. Der Aufstieg von Mittenwald aus (knapp 300 Höhenmeter) dauert etwa eine Dreiviertelstunde und ist auch mit Kindern gut machbar, am besten über den Waldlehrpfad am Burgberg.

Berggasthaus Ederkanzel, 82481 Mittenwald, 10-18 Uhr, Mittwoch geschlossen, Telefon 08823/1681 oder 0171/2952559, ederkanzel.de/kontakt

Klassisch

Die Rettenbäckalm und das ganzjährig geöffnete Bodenschneidhaus vor Bodenschneid im Winter (Foto: Hermann Dobler/IMAGO/imagebroker)

Die Bodenschneid ist einer dieser Münchner Hausberge, für die Franz Beckenbauer seine vielseitig verwendbare Sentenz "We call it a Klassiker" in die Welt gesetzt hat. Wem der Aufstieg auf den 1669 Meter hohen Gipfel im Winter zu viel ist, der bescheidet sich mit einem gemütlichen Hatscher zum 300 Höhenmeter tiefer liegenden Bodenschneidhaus, der das ganze Jahr über geöffneten DAV-Hütte. Aufsteigen kann man entweder vom Parkplatz am Ende der Dürnbachstraße in Neuhaus (1,5 Stunden), vom Wandererparkplatz Hennerer in Schliersee (2 Stunden), vom Spitzingsattel über die Firstalmen (2,5 Stunden), oder vom Tegernseer Tal aus (von Enterrottach über die Kühzaglalm, 3 Stunden). Wer mehr Zeit hat, bleibt gleich über Nacht, bucht sich vorab einen der 48 Schlafplätze (im Zimmer oder im Lager) und marschiert am nächsten Tag doch noch hoch auf den Gipfel, nachschauen, ob der Schliersee tatsächlich noch da ist.

Bodenschneidhaus, Bodenschneid 1, 83727 Schliersee, Montag bis Sonntag, 9-22 Uhr, bodenschneidhaus.de

Naheliegend

Einen fantastischen Blick hat man bei schönem Wetter von den Daffneralmen aus über das Chiemgau und die Alpen. (Foto: Norbert Achtelik/IMAGO/imagebroker)

Eins der wichtigsten Kriterien in Sachen Winterwanderung für den Münchner Spätaufsteher respektive Langfrühstücker: schon raus aus der Stadt, aber bloß nicht zu lang im Auto sitzen! Da bietet sich der Heuberg am Rand des Inntals an: 75 Kilometer, 50 Minuten Fahrzeit - falls es auf der A 8 gerade mal nicht staut. Den markanten, vierteiligen Gipfel (1338 Meter) besteigt man entweder von Nußdorf im Inntal aus (2 Stunden 45 Minuten) oder aber vom Wanderparkplatz in Samerberg (1 Stunde 45 Minuten). In beiden Fällen führt etwa eine Dreiviertelstunde vor dem Gipfel kein Weg vorbei an den Daffneralmen (Deindlalm und Laglerhütte). Und wer beim Wandern noch ein wenig mit Fachwissen angeben will, lenkt die Schritte seiner Begleiter zum Südosthang des Heubergs, wo in Richtung Kranzhorn zwei riesige Felstürme stehen: Der Sage nach handelt es sich um einen versteinerten Backofen, vor dem eine Frau namens Kundl steht, die wegen ihres Geizes zu Stein erstarrt ist. Wer nicht gerade ein ausgesprochener Kletter-Crack ist, sollte sich das allerdings lieber aus der Entfernung anschauen.

Überfällig

Stimmungsvoll: Morgennebel liegen über dem Voralpenland, während über dem Hohen Peißenberg bei Hohenpeißenberg die Sonne aufgeht. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Gesehen hat man ihn schon hundertmal, aber hoch marschiert? Noch nicht? Zeit wird's! Der Hohe Peißenberg im malerischen Pfaffenwinkel bietet einen herrlichen Blick auf rund 200 Kilometer Alpenkette, vom Allgäuer Grünten im Westen bis hinüber zum Chiemgau im Osten. Auch zu sehen: die blauen Tupfer von Ammersee, Starnberger See und Staffelsee. In Anlehnung an einen ebenfalls wunderhübschen Hügel am Vierwaldstättersee wird der knapp tausend Meter hohe Aussichtsberg auch "Bayerischer Rigi" genannt, ein Name, den die Betreiber der Gipfelgaststätte dankend übernommen haben. Wer vom Parkplatz Tiefstollen unten in Peißenberg in knapp zwei Stunden bis ganz nach oben gestiefelt ist und auch noch einen Blick in die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt geworfen hat, der hat sich einen Schweinsbraten oder "Rigi-Burger" verdient (Montag Ruhetag).

Bayerischer Rigi, wegen Renovierung zurzeit geschlossen bis voraussichtlich 9. Februar, Dienstag bis Freitag, 9-18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 9-20 Uhr, bayerischer-rigi.de

Tierisch

Alois Oswald bei der täglichen Fütterung in seinem Rotwildgehege nahe der Reiseralm am Brauneck. (Foto: Manfred Neubauer)

Zugegeben, das Brauneck ist für Münchner wirklich kein Geheimtipp mehr. Aber die kleine Reiser-Alm haben die meisten Garland-Bezwinger auf der Talabfahrt wahrscheinlich stets rechts liegen lassen. Wer ohne Ski, dafür aber mit dem Schlitten im Schlepptau etwa eine halbe Stunde von der Talstation aus, vorbei an der Bullcarts-Strecke am Streidlhang, bergauf geht, bekommt auf dem Heimweg nicht nur eine flotte Rodelpartie, sondern oben auch eine Brotzeit und einen wärmenden Tee. Der Nachwuchs lässt sich dabei mit einem Schmankerl locken: Die Kleinen dürfen bei der Wildfütterung zusehen (täglich ab 15.30 Uhr). Das Rotwild frisst dem Wirt Alois Oswald tatsächlich aus der Hand! Und einen Promi, wenn auch nur einen hölzernen, gibt es ebenfalls noch zu bestaunen: Problembär Bruno, der 2006 hier in der Gegend sein Wesen trieb.

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Rutschig

Ein angenehm niederschwelliges Wintersportangebot haben sich die Touristiker in Inzell überlegt: eine präparierte Reifenrutschbahn für Kinder, direkt bei den Liften an der Kesselalm. Die ganz Kleinen rutschen mit Mama oder Papa, die Mutigeren alleine: Gaudi garantiert! Unten im Ort kann man zudem die "Kalorienpromenade" in Angriff nehmen: eine sechs Kilometer lange, nahezu ebenerdige Wanderung rund um Inzell, mit zehn Schautafeln, die dem Wanderer zeigen, wie viele Kalorien er bereits verbraucht hat. Nach 48 Minuten sind angeblich die Kalorien für eine Forelle blau abgearbeitet. Na dann: ran an den Fisch!

Kessel-Alm, Froschseer Straße 37, Inzell, Montag bis Sonntag 10.30-17 Uhr, kesselalm.com

Feurig

Fackelwanderung! Ein Begriff, der bei jedermann sofort eins dieser Sehnsuchtsbilder erzeugt: tief verschneite Winterlandschaft, durch die dick eingemummelte Menschen stapfen, in der einen Hand eine brennende Fackel, im Gesicht ein selig beglücktes Lächeln. Klingt kitschig, ist aber so. Im richtigen Leben macht man so was allerdings selten bis nie, weil: Wo bekomme ich jetzt wieder Fackeln her? Wie schaffe ich es, dass die nicht aufs teure Outdoor-Gewand tropfen? Und ist das danach Restmüll oder braucht es wegen des Asbests womöglich noch eine Fahrt zur Schadstoffsammelstelle? Viel zu kompliziert, das alles. Gut, dass es Menschen respektive die Agentur Sport-Piraten gibt, die das alles schon gecheckt haben und uns auf eine rund dreistündige Tour um den Spitzingsee mitnehmen (ab 39 Euro pro Person, Kinder ab zehn Jahren in Begleitung eines Erwachsenen). Nicht auszuschließen, dass danach noch der ein oder andere Glühwein fällig wird.

Sport-Piraten, Leipartstraße 23, München, Montag bis Freitag 10-18 Uhr, Telefon 089/78707655, sport-piraten.de/kontakt

Zupackend

Teambuilding im Familienkreis beim Iglubau: Wer gibt den fleißigen Handlanger? Und wer steht daneben und weiß alles besser? (Foto: Egon Tempelin)

Ein Wintererlebnis der besonderen Art wartet in den Berchtesgadener Alpen, zwischen Schneizlreuth und Bad Reichenhall: Iglubau im Outdoor Center Baumgarten. Teambuilding im Familienkreis oder mit der Firma: eine hoch spannende Erfahrung. Wer strebt in die Rolle des Baumeisters? Wer gibt den fleißigen Handlanger? Und wer steht daneben und weiß alles besser? Natürlich braucht es dazu die Anleitung eines Profis - sonst wird das eher nichts. Drei Stunden lang werden Schneeblöcke ausgesägt und aufeinandergestapelt, bis am Ende vielleicht sogar die ganze Mannschaft Platz im Schneehaus findet. Und wenn die Konstruktion doch nicht halten sollte: Nebenan im 200 Jahre alten Gasthof Baumgarten warten Kasspatzn und Spinatknödel.

Outdoor Center Baumgarten, Baumgarten 1, Schneizlreuth, Telefon 08651/4009, outdoor-center-baumgarten.de

Vogelfrei

Den Eisvogel und viele andere Vögel kann man in der Vogelstation Moosmühle bei Benediktbeuern beobachten. (Foto: Ralf Kistowski/IMAGO)

Endlich mal einen Eisvogel sehen, und das nicht nur in der Bier-Werbung! Gerade jetzt, wenn das Laub mal für ein paar Monate von den Bäumen ist, hat man dazu gute Gelegenheiten, zum Beispiel an der Vogelstation Moosmühle bei Benediktbeuren. Fast 30 Vogelarten, von der Goldammer über Gimpel, Sperber und Grauspecht bis zur Wacholderdrossel lassen sich hier beobachten, etwa einen Kilometer westlich vom Kloster, in den Feuchtgebieten der Loisach-Kochelsee-Moore (vom Kloster aus Rundweg 1 oder 3 folgen). Mitarbeiter des Zentrums für Umwelt und Kultur erklären mittwochs und samstags (13.30 bis 15.30 Uhr) Wissenswertes über Winterfütterung, Vogelschutz und die Lebensweisen der Vögel. Der Moorpfad über Stege und Baumstämme ist nicht nur ein schöner Spaziergang durchs "Blaue Land", sondern auch Gleichgewichts-Parcous für Kids. Und danach natürlich noch ins Klosterbräustüberl!

Vogelstation Moosmühle, Benediktbeuern, Mittwoch und Samstag 13.30-15.30 Uhr, Anmeldung unter Telefon 08857/88759, toelzer-land.de/a-vogelstation-moosmuehle ; Klosterbräustüberl, Zeile Weg 2, Benediktbeuern, täglich außer Montag und Dienstag, 10-22 Uhr, Betriebsurlaub bis 2. Februar, Telefon 08857/9407, klosterwirt.de

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