Konzertreihe:Stars im Schlossgraben

Lesezeit: 2 min

Johannes Tonio Kreusch leitet das Festival und ist natürlich auch selbst mit einem Tango-Programm zu hören. (Foto: Claus Schunk)

Beim 10. Internationalen Gitarrenfestival Wertingen treten trotz aller Einschränkungen internationale Größen wie Adam Rafferty oder Giulia Ballaré auf.

Von Oliver Hochkeppel, Wertingen

Bei vielen Festivals verschiebt sich derzeit die Zählung - manche fallen schon zum zweiten Mal aus. Das Internationale Gitarrenfestival Wertingen indes konnte auch im vergangenen Jahr in stark reduzierter Form, ohne internationale Künstler und mit wenigen Zuschauern, in einem Schullandheim stattfinden. Deshalb darf man nun, wenn es vom 2. Juli an wieder losgeht, die echte zehnte Ausgabe feiern.

"Erfunden" hat das Festival damals 2011 die Hobby-Gitarristin Bärbel Schoen. Um nach dem Tod ihrer Eltern auf andere Gedanken zu kommen, hatte sie eine Gitarrenreise nach Brasilien gebucht, wie sie der Münchner Gitarrist Ahmed El-Salamouny seit vielen Jahren veranstaltet. Wie verwandelt zurückgekehrt, fragte sie El-Salamouny, ob er nicht mit einem Kurs oder Konzert etwas von der brasilianischen Lebensfreude ins heimische Wertingen bringen könne. Am Ende wurde daraus ein kleines Gitarrenfestival, das so viel Zuspruch fand, dass die Stadt die Veranstaltung sofort unter ihre Fittiche nahm und zusammen mit Schoen auf die Suche nach einem geeigneten künstlerischen Leiter ging. Schnell war Johannes Tonio Kreusch gefunden, der im fränkischen Hersbruck aus einem ähnlichen, auch als Privatvergnügen gestarteten Event in wenigen Jahren eines der wichtigsten internationalen Gitarrenfestivals gemacht hatte, was Genreoffenheit, Interdisziplinarität und die Verknüpfung mit Ausbildung angeht.

Sein Konzept hat er erfolgreich auf Wertingen übertragen, was man nun auch beim Zehnjährigen sehen kann, selbst wenn es nach wie vor nur ein Corona-Notprogramm gibt. So finden alle Konzerte im Schlossgraben statt (mit dem stillgelegten alten Wertinger Kino als Ausweichspielstätte bei schlechtem Wetter), verteilt auf ein Eröffnungswochenende vom 2. bis zum 4. Juli und vier eher mit hiesigen Musikern bestückte Einzelkonzerte vom 15. Juli bis zum 7. August. Mit Workshops und drei Gesprächskonzerten in Wertinger Schulen geht es am Freitag eher gemächlich los, bevor man am Samstag bei der Jubiläums-Guitar-Night in die Vollen geht. Zunächst spielt der amerikanische Fingerstyler und Youtube-Star Adam Rafferty, bevor man eine Entdeckung machen kann: Der aus Bulgarien stammende und in Paris lebende Gitarrist Atanas Ourkouzounov und seine japanische Frau, der Flötistin Mie Ogura, verbinden Klassik und Jazz so stimmig, harmonisch und mitreißend, wie man es in dieser seltenen Besetzung noch nicht gehört hat.

Unter dem Motto "Rising Stars" folgt am Sonntag die preisgekrönte klassische Gitarristin Giulia Ballaré aus Italien, bevor die Workshop-Teilnehmer des Festivals beim gemeinsamen Auftritt zeigen, was sie gelernt haben. Danach geht es tröpfchenweise weiter. Der Initialzünder Ahmed El-Salomouny spielt mit dem Perkussionisten Gilson de Assis am 15. Juli sein "Brazil"-Programm. Am 22. Juli verschmelzen der Gitarrist Luis Borda, Oud-Spieler Roman Bunka und Ehab Abou Fakhr an der Bratsche Tango mit arabischen Klängen. Weltmusikalisch bleibt es am 30. Juli mit dem Münchner Trio des Gitarristen Paul Brändle, der aus der Mongolei stammenden Sängerin Enji Erkhem und dem Perkussionisten Simon Popp. Mit einem Tango-Programm des Festivalleiters Johannes Tonio Kreusch und seiner Frau, der Geigerin Doris Orsan, wird das Festival für dieses Jahr beendet. Und alle dürften hoffen, dass das 11. Internationale Gitarrenfestival Wertingen 2022 wieder einigermaßen "normal" über die Bühne gehen kann.

10. Internationales Gitarrenfestival Wertingen, 2. Juli bis 7. August

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: