Wie gefährlich das Radeln in München mitunter ist, lässt sich in der Fraunhoferstraße trefflich erfahren, im Wortsinne. Rechts parkt ein Auto nach dem anderen, von jedem geht die Gefahr aus, dass gleich eine Fahrertür aufgeht, über die man dann fliegt. Manchmal stehen auch noch Paketwagen in zweiter Reihe. Dem Ausweichen aber sind Grenzen gesetzt, denn einen Meter weiter links liegt ja das Trambahngleis im Boden - eine tückische Gefahr. Am ungefährlichsten wäre es für jeden Radler, wenn er zwischen den Schienen führe. Er hätte eine hupende Autokolonne hinter sich. Und auch nicht mehr Sicherheit.
Nun liegt es am Stadtrat: Er hat einen Antrag der SPD vorliegen, in der Fraunhoferstraße alle Parkplätze zu streichen, dafür zwei Radstreifen zu markieren und die Bürgersteige zu verbreitern. Es geht zwar nur um eine Straße von einem halben Kilometer Länge. Stimmt der Stadtrat aber zu, wäre dies eine Signal für die ganze Stadt, ein wegweisendes. Denn im ewigen Verteilungskampf, wer welchen Teil des öffentlichen Raums für sich beanspruchen darf, hat sich der Stadtrat bislang noch fast immer auf die Seite der Autofahrer geschlagen.
Verkehr:Münchens erster grüner Pfeil nur für Fahrradfahrer
Mit dem neuen Schild in der Isarvorstadt beginnt ein Pilotversuch. Bis Ende dieses Jahres dürfen Radler an insgesamt neun Ampeln durchgehend abbiegen.
Hier täte er an einer zentralen Stelle der Innenstadt das Gegenteil; er machte deutlich, dass er es ernst meint mit der Verkehrswende in München, die in Worten zwar gerne beschworen, mit Taten aber selten unterfüttert wird. Er nähme das Ziel ernst, dass es im Zentrum Münchens mehr Fahrräder und weniger Autoverkehr geben muss - im Sinne der von Stau und schlechter Luft geplagten Münchner, im Sinne der Lebensqualität. Und die Fraunhoferstraße ist nicht irgendeine Straße - für Radler, die aus Giesing und der Au ins Zentrum wollen, ist sie eine zentrale Achse. Und was für eine schöne wäre sie noch dazu, wäre sie von parkenden Autos befreit.
Spränge der Stadtrat hier über seinen Schatten, wäre dies auch über die einzelne Sachfrage hinaus ein strategisches Signal. Mit den Grünen, die die Idee unterstützen, könnte die SPD eine Mehrheit bekommen, auch ohne die CSU, für die das Auto stets einen höheren Stellenwert hat. Sie müssten noch ein paar Mitstreiter finden, was kein Problem sein dürfte. Und damit ist dann auch eine klare Linie für den Kommunalwahlkampf im kommenden Jahr gezogen. Denn Fälle wie die Fraunhoferstraße gibt es noch mehr in München.