Eigentlich wollte sie das Leben ihres Freundes verändern, als sie Jonathan Safran Foers Buch "Tiere essen" im Internet bestellte, nicht ihr eigenes. Er sollte über seinen Fleischkonsum nachdenken und auf Fast Food verzichten, nicht sie. Doch wie das eben so ist mit Weihnachtsgeschenken: Am Ende hat man selbst am meisten davon.
Er fasste das viel gelobte Buch gar nicht erst an, sie saß tagelang zu Hause auf der Couch und las über die grauenhaften Bedingungen in der Massentierhaltung, Tränen in den Augen. Als sie dann noch auf Videos der Tierrechtsorganisation Peta stieß und damit auf die Bilder zu den Zeilen, beschloss Claudia Renner, aus einer Vegetarierin eine Veganerin zu machen.
Zwei Jahre und 72 Tage ist das jetzt her, und man kann nicht sagen, dass Renner ihren Entschluss bereut hätte. Fragt man die 30 Jahre alte Sekretärin aus München, ob sie seitdem etwas vermisst, fällt ihr lange Zeit nichts ein, dann sagt sie: "Snickers vielleicht, und Omas Apfelstrudel mit Vanillesoße."
Veganer verzichten auf jede Art von tierischen Produkten, auf Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Eier und Honig, aber auch auf Leder und Wolle. Doch schon bei dem Wort "Verzicht" mucken sie gerne auf, gerade, wenn es um das geht, was in veganen Küchen passiert. "Ich spreche lieber von Ersatzprodukten", sagt Claudia Renner. Eier zum Beispiel ließen sich beim Backen ganz gut durch Apfelmus ersetzen, Parmesankäse durch Hefeflocken, Fleisch durch Tofu oder Seitan, Kuhmilch durch Soja- oder Mandelmilch, Hefeschmelz eigne sich hervorragend, um Lasagnen zu überbacken. "Es gibt für alles eine vernünftige Lösung", sagt Renner.
Mittlerweile sogar mehr als eine. "Vor zehn Jahren haben die Tofu-Imitate noch total fad geschmeckt", sagt die Gastronomin Sandra Forster, 38. "Heute gehst Du zu Deinem Basic-Supermarkt um die Ecke und hast 20 verschiedene Firmen, die Tofu in 20 verschiedenen Geschmacksrichtungen anbieten."