Wenn sich ein Lokal die Namenserweiterung "Das vegane Restaurant" gibt, dann kennt man sich wenigstens gleich aus: Es gibt also keine Speisen, die Fleisch, Milch oder Ei enthalten. Für viele ist das allein schon ein Schrecknis, aber man kann immer noch eins draufsetzen. Dachte sich jedenfalls Marcelinus Sturm, als er zum ersten Mal die Speisekarte des Max Pett studierte. Aus ihr lernt man nämlich, dass es im Max Pett auch keinen Alkohol gibt.
Das Restaurant beruft sich auf seinen Namensgeber, den großen Hygieniker Max Pettenkofer (1818-1901). Der sei nämlich auch Vorsitzender des Münchner "Vereins gegen den Missbrauch geistiger Getränke" gewesen. Sturm findet: Man kann's auch übertreiben. Aber wenigstens wird in der Karte nicht verschwiegen, dass Pettenkofer durch Selbstmord aus einem offenbar immer freudloser werdenden Leben schied. Man denkt da unwillkürlich: Vielleicht wäre es doch nicht so verkehrt gewesen, hätte er sich gelegentlich die eine oder andere Halbe Bier übergelegt.
Aber das sind ungehörige Gedanken, die man schnell beiseite schiebt. Denn was man so an Vorurteilen über sektiererische Karottenmümmler und blasse Asketen mitgebracht haben mag: Im Max Pett kann man sie vergessen. Nicht nur, dass man auf einen lichten Innenraum in Grün und Schwarz von japanisch anmutender Eleganz trifft.
Die heiter-gelassene Grundstimmung von Ambiente und Personal färbt offenbar auch auf die Gäste ab. Die Speisekarte ist mit drei Suppen, vier Vor- und fünf Hauptspeisen zwar recht übersichtlich, wird aber regelmäßig ergänzt durch Tages- und Wochenkarten. Gerade dort lassen sich Entdeckungen machen, etwa die Trüffelravioli mit Chicorée, Feige und Kirschtomaten in feiner Sauce (13,50 Euro): ein Geschmackserlebnis, bei dem sich die Nuancen der einzelnen Zutaten aufs Feinste verbanden.
Ähnliches lässt sich auch über die Kohlrabi-Apfel-Koriandersuppe (5,50) sagen. Der ja oft leicht aufdringliche Koriandergeschmack war keineswegs beherrschend, sondern fügte sich gut in die Gesamtkomposition ein.
Überhaupt betreibt Küchenchef Peter Ludik ein virtuoses Spiel mit Aromen und Gewürzen, aber auch mit den Erwartungen seiner Gäste. Der 58-jährige "Veganer aus Überzeugung" hat da einige Erfahrung: Nach der konventionellen Kochlehre in Wien arbeitete er zuletzt im "Prinz Myshkin" und im "Zerwirk", den beiden Vorkämpfern für vegetarische und vegane Küche in München.
Ein etwas merkwürdiger Anspruch dieser Küche besteht ja darin, klassische Fleischgerichte möglichst originalgetreu mit Grünzeug nachzubasteln. Davor ist auch das Max Pett nicht gefeit. Es gibt zum Beispiel Wiener Gulaschsuppe (5,50) und ein Puszta-Gulasch (12,80) sowie ein Sojarahmschnitzel (17,50), das mit Schnitzel und Rahm gleich zwei Bestandteile enthält, bei denen ein ordentlicher Veganer bloß "Bäh!" sagen würde.
Umgekehrt sagt das hier der Fleischfresser nicht: Das Gulasch, als Suppe wie als Hauptgericht, kam echtem Fleisch von der Konsistenz her verblüffend nahe, war genügend feurig gewürzt, doch nicht zu scharf, ließ also nichts zu wünschen übrig. Auch das Rahmschnitzel war durchaus geeignet, hartnäckige Karnivoren zu bekehren. So sie denn bereit sind, die leicht gummibärchenartige Beschaffenheit, die einem Sojaschnitzel nun mal eigen ist, in Kauf zu nehmen.
Freilich, die vegane Küche hat auch abseits solcher Sperenzchen allerhand zu bieten, vor allem Asiatisches. Etwa die feine indische Dalsuppe (5,50) oder den imposanten Ayurvedateller (20,50), unter anderem mit Gemüsecurry, Samosa, Halva, Reis und diversen Chutneys.
Wobei zu warnen ist: Die Speisen im Max Pett sind mehr als sättigend. Erfreulicherweise gibt es die meisten Gerichte auch als kleine Portion, eine angenehme Dienstleistung. Überhaupt ist der Service sehr freundlich und flexibel, und er wäre fast perfekt, wenn er noch etwas genauer wüsste, was in den Gerichten an Zutaten so drin ist.
Nun aber auch noch der Schwachpunkt: die sogenannten Weine. Da erwies es sich, dass der Alkohol nicht zwecks der Gaudi im Wein ist. Der alkoholfreie Riesling (14,80 die Flasche) müffelte müde vor sich hin, der Cabernet Sauvignon (15,80) war ein moosig schmeckender Albtraum in Rot, der mutmaßlich ebenso gut aus dem Spülbecken hätte kommen können und nicht aus der Flasche. Grauenhaft!
Die alkoholfreien Biere hingegen, allen voran das Oberhachinger Weißbier (3,80), sind sehr genießbar. Sturm empfiehlt dennoch: Sauber bleiben, die hervorragenden Fruchtsäfte genießen und notfalls im Anschluss eine Bar aufsuchen.
Max Pett - Das vegane Restaurant, Pettenkoferstraße 8, Telefon 55869119, www.max-pett.de, Montag bis Freitag 10 bis 23 Uhr, Samstag und Feiertage 9 bis 23 Uhr, Sonntag 10 bis 23 Uhr.