Wohncontaineranlage:Nutzlose Schlafplätze

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Die aufgeschichteten grünen Container an der Thalhoferstraße wurden nie bezogen. Nun sollen sie wieder abgebaut werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nach mehr als sechs Jahren ist die wegen Mängeln nie bezogene Flüchtlingsunterkunft an der Thalhoferstraße bald endgültig Geschichte. Die Stadt bereitet den Abbruch vor.

Von Lea Kramer

Es braucht keinen Spaziergang rund herum, um zu sehen, dass die Unterkunft an der Thalhoferstraße niemandem ein Obdach bietet. Der Vorplatz ist verwildert, die aufgeschichteten grünen Container verfallen immer mehr. Vor fünf Jahren hatte die Stadt den einstigen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft endgültig aufgegeben. Genauso lange warten die Anwohner der öffentlichen Grünanlage im Münchner Norden schon darauf, dass die Anlage abgebaut und der kleine Park wieder freigegeben wird. Nun scheint endlich etwas voranzugehen.

Es ist Herbst 2015. Tausende Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und Irak hatten sich von Ungarn aus zu Fuß per Bus oder Bahn nach Westen aufgemacht. Viele von ihnen kommen am Hauptbahnhof in München an und hoffen auf Asyl. Für die Stadt ist das eine Herausforderung. Sie muss schnell Schlafplätze organisieren, aber auch ständige Unterkünfte schaffen. Ein Teil eines Grünzuges im Stadtteil Milbertshofen-Am Hart - zwischen Kleingärten, Gärtnerei und Wohngebiet - wird als Standort ausgewiesen. Die Bagger rollen an, das Fundament wird gegossen, Container werden aufeinander geschichtet und sogar ein Spielplatz wird angelegt. Im Sommer 2016 sollen an die 200 Geflüchtete dort einziehen. Doch dazu kommt es nicht.

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Die Container an der Thalhoferstraße, einst als Flüchtlingsunterkunft errichtet, hat die Stadt nie genutzt. Die Nachbarn warten immer noch auf die Rückgabe der abgesperrten Grünfläche.

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Plötzlich stehen die Bauarbeiten still, weil die Stadt einen Baustopp verhängt hatte. Die dreigeschossige Wohncontaineranlage wies erhebliche Mängel auf. Es gab Probleme mit der Statik und auch die Brandschutzvorkehrungen entsprachen nicht dem städtischen Standard, wie es damals hieß. Der Generalunternehmer wurde angewiesen, nachzubessern. Er hat es bis heute nicht getan, weshalb sich die Stadt mit ihm streitet. Die Containeranlage ist durch Zaun und Vorhängeschloss abgesperrt worden. Im Verfahren dient die Anlage nämlich als Beweisstück. Da noch ein Gutachten ausstand, durfte die nie bezogene Unterkunft nicht abgebaut werden, auch wenn der Stadtrat genau das bereits 2017 beschlossen hat. Demnach soll die Grünanlage nach Ende des Verfahrens wieder hergestellt werden.

Nun bewegt sich etwas. Anwohner berichten, dass plötzlich wieder Bauarbeiter auf dem Gelände unterwegs seien. Darüber hinaus sind Schilder mit der Aufschrift "Video überwacht" angebracht worden. Das Baureferat bestätigt die Beobachtungen. "Die Beweisaufnahme ist inzwischen abgeschlossen. Das Gutachten ist fast fertiggestellt", sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Die Stadt verhandelt weiterhin mit dem Generalunternehmer, um sich doch noch außergerichtlich zu einigen. "In diesem Zusammenhang finden bereits vorbereitende Maßnahmen für den Rückbau der Container statt", sagt die Referatssprecherin.

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