U-Bahn:Für die neue U 9 soll die Bahn den Hauptbahnhof umplanen

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  • Der Stadtrat will die U-Bahnlinie, auch wenn noch viele Fragen offen sind.
  • Welche Stationen wirklich gebaut werden können, ist strittig.
  • Dennoch fließen bereits jetzt die ersten elf Millionen Euro des Milliardenprojekts.

Von Andreas Schubert, München

Die Münchner U-Bahn könnte in Zukunft auch eine neue Stammstrecke bekommen, es wäre die vierte: Der Stadtrat hat am Mittwoch den Bau der U 9 auf den Weg gebracht. Einstimmig votierten der Planungs- und Wirtschaftsausschuss in einer gemeinsamen Sitzung dafür, weitere Planungen für die neue U-Bahnlinie vorzunehmen.

Zunächst stellt die Stadt elf Millionen Euro für die Planung einer möglichen U-Bahnstation am Hauptbahnhof zur Verfügung. Die Bahn soll nun, finanziert von der Stadt, ihre Pläne für das neue Empfangsgebäude und die Stammstrecke am Hauptbahnhof überarbeiten. Sie müsste die Baugrube für den neuen S-Bahnhof zur Gleishalle hin erweitern und auch einen gemeinsamen Zugang zu S- und U-Bahn schaffen.

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Den dortigen U-Bahn-Halt will sich der Stadtrat als Option unbedingt offen halten, für den Fall, dass die U 9 irgendwann gebaut wird. Das könnte 2030 sein, oder 2035 - so genau weiß man das heute noch nicht. Denn was die Stadträte als Vorlage vor sich liegen hatten, war eine Machbarkeitsstudie, die noch ziemlich weit von konkreten Planungen entfernt ist. So ist die kursierende Kostenschätzung von drei Milliarden Euro für das gesamte Projekt nicht mehr als eine vage Zahl: Die U 9 könnte auch deutlich teurer werden.

Jetzt wird die U-Bahn-Spange zwischen Impler- und Dietlindenstraße in den Nahverkehrsplan aufgenommen, in die Kategorie "Planung/im Bau". Neue U-Bahn-Stationen könnten etwa am Esperantoplatz, dem Hauptbahnhof, den Pinakotheken, am Elisabethplatz und an der Münchner Freiheit entstehen. Welche Stationen wirklich gebaut werden können, wird die weitere Planung erst zeigen. Doch bei der Station am Hauptbahnhof muss es schnell gehen, da dort schon Ende des Jahres die Arbeiten an der zweiten S-Bahn-Stammstrecke inklusive Tiefbahnhof beginnen sollen.

Aus Sicht des Katastrophenschutzes fragwürdig

Im Stadtrat kritisierte Paul Bickelbacher (Grüne), dass das in der Machbarkeitsstudie erwähnte Zusammenlegen der U-Bahnhöfe Impler- und Poccistraße den Passagieren längere Fußwege abverlangen würde und dass ein U-Bahnhalt am Esperantoplatz, der teils unter der Theresienwiese läge, aus Sicht des Katastrophenschutzes fragwürdig sei und zudem sehr nah an der Station Goetheplatz läge. Zudem schlug er vor, schneller zu realisierende Maßnahmen prüfen zu lassen, die den Verkehr entlasten sollen, etwa neue Tramtangenten durch die Innenstadt.

Doch auch in Reihen der CSU besteht der Wunsch, die vorliegenden Pläne zu überarbeiten. Walter Zöller etwa gefällt es nicht, dass Fahrgäste, die mit der künftigen U 9 vom Westen kommen und zum Marienplatz wollen, an der Implerstraße in die U 3 umsteigen müssten und so Zeit verlören. Ingo Wortmann, Geschäftsführer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), erklärte, die vorliegende Linienführung basiere auf einer Rechnung, nach der allen Fahrgästen in Summe ein Minimum an Reisezeit entstehe. Ein Zeitverlust beim zwangsläufigen Umsteigen an der Implerstraße etwa würde durch kürzere Umsteigezeiten an anderen Stationen ausgeglichen. Und was den Esperantoplatz betrifft: Auf dem Festgelände gebe es keine Ausgänge des U-Bahnhofs, so Wortmann.

Die offiziellen Statements der Stadtratsfraktionen, die nach der Sitzung verschickt wurden, klingen jedenfalls optimistisch, dass die U 9 gebaut wird, auch wenn dazu noch so einige Beschlüsse in der Zukunft anstehen, und dass sie auf jeden Fall ein sinnvolles und notwendiges Vorhaben ist. Für SPD-Fraktionschef Alexander Reissl etwa ist die Linie U 9, wie er mitteilt, das U-Bahnprojekt mit der "höchsten Priorität". Auch CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl schreibt, die geplante U 9 stehe für eine "verkehrlich signifikante Weiterentwicklung" des Münchner Nahverkehrs.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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