Summer Week in der Unterfahrt:Ein Wikinger unter Latinos

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Spielt die Exotenrolle als deutscher Salsa-Posaunist schon im Outfit aus: Thorben Schütt. (Foto: Thomas J. Krebs)

Wie der Posaunist Thorben Schütt zum Salsa gekommen ist.

Von Oliver Hochkeppel

Beim aus Heidelberg stammenden Posaunisten Thorben Schütt deutete zunächst wenig darauf hin, dass er Musiker werden könnte: "Ich bin der erste in unserer Familie", berichtet der 32-Jährige. Immerhin durfte er schon als Knirps alle Instrumente ausprobieren und sich eines aussuchen: Er wählte die Posaune, "weil die am lautesten war". Trotz einer klassischen Grundausbildung war der Beruf damit längst nicht vorgezeichnet. Nach dem Abitur entschied sich Schütt für ein BWL- und Mathematik-Doppelstudium, für das er in München einen Platz bekam. Erst hier und während des Studiums, entdeckte er, dass ihm Musik eigentlich viel mehr Spaß macht.

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Kaum dass er den Abschluss hatte, bewarb er sich also gleich erfolgreich für den nächsten Studienplatz an der Musikhochschule: Jazz-Posaune. Dass ein Ausnahmekönner daraus hervorgegangen ist, kann man zum Beispiel bei Auftritten der Jazzrausch Bigband sehen, wo Schütt seit langem im Posaunensatz sitzt. Doch er hat noch eine andere musikalische Leidenschaft. Schon zu Beginn seines Studiums besuchte Schütt ein Salsa-Konzert - und war sofort in diese Musik verliebt. "Ich bin gleich zur Band gegangen und hab' gesagt: 'Wenn Ihr irgendwann einen Posaunisten braucht, ruft mich an!' Das haben sie auch gemacht, und dann lief es wie so oft über Kontakte und Empfehlungen."

DJ Fabrizio Zorro war so ein Kontakt. Der betreibt in Mailand ein Label und die Band La Maxima 79. Eines Tages holte er Schütt für einen Auftritt in Spanien. Seitdem ist er fest in der Band. Dass er stets aus Deutschland anreisen muss, ist kein Problem, gespielt wird sowieso in aller Welt; in gut 20 Ländern war man schon. Anders als bei uns ist Salsa in vielen Weltregionen eine große Nummer, der Sideman Schütt ist bereits millionenfach gestreamt.

Als einziger sehr blonder Deutscher unter lauter Latinos und Südländern - bei Maxima 79 wie generell in der Szene - bekam Schütt von den anderen schnell einen passenden Spitznamen verpasst: "El Vikingo de la Salsa." Einen Namen, den er gerne für sein eigenes heimisches Salsa-Projekt übernommen hat. Das hat einen höheren Jazzanteil als üblich, und so bestreitet El Vikingo de la Salsa nun eine "Jazz Summer Week" in der Unterfahrt. Eine eindrucksvolle Truppe von Afficionados hat Schütt dafür zusammengestellt: Aus der Münchner Szene kommen der venezolanische Bassist Wilbert Pepper, der stark mit Brasilien verbundene Schlagzeug-Star (und Professor) Christian Lettner, der schon in seiner New Yorker Zeit auch dem Latin-Jazz verfallene Tasten-Guru Matthias Bublath und der Perkussionist Roberto Guerra Madden. Von La Maxima 79 stoßen der Trompeter Samuele Davì - "ein Wahnsinns-Virtuose, der eine Weltkarriere haben könnte, aber lieber ein einfaches Leben in Sizilien lebt," wie Schütt erklärt - und für die beiden letzten Tage der Perkussionist Umberto Nocita dazu.

Eine Band der Extraklasse - die hierzulande schwer zu vermitteln ist, wie Schütt erklärt: "Lateinamerikanische Musik wird bei uns oft herabgestuft. Da tummeln sich jede Menge Amateure bei irgendwelchen Vergnügungsabenden. Dabei ist das eine extrem anspruchsvolle, rhythmisch komplexe Musik. Ich habe wie ein Irrer geübt und viel investiert, um gut zu sein." So gibt es El Vikingo de la Salsa vor allem deshalb, "weil es uns allen einfach riesigen Spaß macht," wie Schütt erklärt. Wovon man sich nun fünf Tage am Stück überzeugen kann.

El Vikingo de la Salsa, Di. bis Sa., 15. bis 19. Aug., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42, www.unterfahrt.de

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