Nahverkehr:MVV will niemanden bei Tarifreform benachteiligen

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Eine Überlegung der Reform ist, das Nahverkehrsnetz zu einer Zone zu machen. (Foto: Florian Peljak)
  • Der MVV will seine Tarife reformieren, also möglicherweise das System der Ringe und Zonen verändern.
  • Manche Überlegungen werden von Fahrgastverbänden kritisiert.
  • Sie fürchten eine Benachteiligung von Pendlern, die nur kurze Strecken im Netz um München zurücklegen müssen.

Von Andreas Schubert, München

Das Tarifsystem für den öffentlichen Nahverkehr soll einfacher werden. Aus den bisher 16 Zeitkartenringen sollen acht Tarifkreise werden - so viel steht bei der geplanten MVV-Tarifreform bereits fest. Überlegungen, in der ganzen Stadt München einen einheitlichen Tarif einzuführen, stoßen im Umland allerdings auf teils heftige Kritik. Alexander Freitag, der Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV), kann das nicht nachvollziehen. "Die Umsetzung einer Tarifstrukturreform, die einseitig die Fahrgäste aus Stadt oder Umland benachteiligt, halte ich für ausgeschlossen", so Freitag.

Viele Bürgermeister aus der Region fürchten, dass Pendler aus ihren Gemeinden künftig mehr zahlen müssen. Es gibt aber auch Stimmen, die das Münchner "Ein-Zonen-Modell" gutheißen. So etwa der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU): Die meisten Pendler brauchten ohnehin ein Ticket für den gesamten Stadtkern und müssten damit schon jetzt alle vier Ringe, die in der Tarifzone Innenraum gelten, bezahlen. Draufzahlen, so Löwl, müsse nur ein kleiner Teil der Pendler.

Das sieht der Fahrgastverband Pro Bahn ganz anders. "Wer nur kurze Wege in München fährt, der muss künftig zwangsweise mehr zahlen, als er braucht", sagt Pro-Bahn-Sprecher Andreas Barth. Sein Vorschlag: Sinnvoller sei es, wenn Zeitkarten künftig automatisch an Wochenenden im gesamten MVV gelten würden, oder auch eine Mitnahmeregelung gelte, wie sie in anderen Verbünden beliebt sei. Dies sei angenehm für die Fahrgäste, führe aber nicht zu einer drastischen Preissteigerung. "Dies ist ein Anreiz, für Fahrgäste, auf eine Zeitkarte umzusteigen und den öffentlichen Verkehr auch außerhalb des Arbeitsweges zu nutzen", lautet Barths Einschätzung.

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Den derzeitigen Stand der Tarifreform kritisiert er scharf: Ohne Beteiligung der Öffentlichkeit habe man sich "hinter verschlossenen Türen" geeinigt, dass "ohne Not" Bartarif und Zeitkartenzonen identisch werden müssen. Dabei gebe es verschiedene Kundengruppen mit verschiedenen Bedürfnissen. "Die beabsichtigte Vereinfachung ist daher nur scheinbar, während andererseits die Bereiche, in den es immer wieder Probleme gibt - beispielsweise bei Tarifübergang an der MVV-Außengrenze - bisher öffentlich nicht adressiert wurden", so Barth.

MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag weist all die Kritik zurück. Denn die Überlegungen zur Tarifreform seien noch längst nicht abgeschlossen. Aktuell seien noch immer mehrere Modellvarianten in der Ausarbeitung und Prüfung. "Nur eine davon sieht einen einheitlichen Preis für den gesamten Innenraum vor, andere nicht", so Freitag. Eine massive Benachteiligung der Region lasse sich nicht belegen. Im Gegenteil: Man strebe im Konsens aller Verbundpartner eine Tarifreform für alle Fahrgäste an. "Weder die Stadtbürger noch die Landkreisbürger werden bevorteilt oder benachteiligt", so Freitag.

Nach dem derzeitigen Stand zeichneten sich für die Fahrgäste in den Landkreisen rund um München mehrere Verbesserungen ab: Wenn man die Logik der acht Tarifkreise, die für Zeitkarten gelten sollen, auch auf die Einzel- und Tageskarten übertrage, würden die Fahrpreise "viel fairer". Die Preissprünge reduzierten sich deutlich, sagt Freitag. Durch das Zusammenlegen von zwei Tarifringen im Zeitkartentarif zu nur noch einem werde zudem die Anzahl der Tarifgrenzen deutlich reduziert.

Gleichzeitig vergrößere sich dadurch der Geltungsbereich und damit der Bewegungsraum für die Fahrgäste. "Viele Fahrten sind damit inklusive, zu denen man bisher nachstempeln musste oder mit dem Auto gefahren ist." Und durch die radikale Tarifvereinfachung sei der MVV-Tarif transparenter und einfacher zu nutzen, denn die Ticketangebote für Bar- und Zeitkartentarif folgten künftig der gleichen Logik, sprich: Statt Zonen für Einzelkarten und Ringe für Zeitkarten gebe es künftig nur noch Tarifkreise für alles.

Wie die MVV-Tarifreform genau aussehen wird, dürfte erst im Herbst klar sein. Am 24. November soll die Gesellschafterversammlung endgültig über Modelle, Ringe und Zonen entscheiden. Umgesetzt werden soll alles zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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