Ab Mittwoch wird gefastet. Mit einbrechenden Umsätzen müssen die Verkäuferinnen auf dem Viktualienmarkt in den kommenden 40 Tagen aber wohl kaum rechnen - ist er doch zu verlockend, der Samstagseinkauf mit anschließendem Aperol in der Frühjahrssonne. Dennoch, um den Münchnern auch ja in den Köpfen zu bleiben, tanzen die Marktfrauen auch an diesem Faschingsdienstag wieder zwischen ihren Ständen und auf der Biergarten-Bühne. Tradition ist Tradition.
Schon in den frühen Morgenstunden strömt es auf den Markt, am Ende sind es Tausende Zuschauer. Obwohl gerade Faschingsferien sind, spitzen nur vereinzelt Kinder auf den Schultern ihrer Eltern aus der Menge hervor. Hier ein Hai, da eine Hexe. Gegen 10 Uhr fährt das Prinzenpaar der Narrhalla vor - im E-Auto, standesgemäß. Kurz darauf spricht Edmund Stoiber (CSU) und wirkt dabei ein ganzes Stück zu jung. In Wahrheit steht da Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) in überzeugendem Kostüm. Neben ihm Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) als Claudia Roth (Grüne). Grüße aus dem Rathaus, Dank in alle Richtungen.
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Dann ist Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) als Hans-Jochen Vogel (SPD) an der Reihe, Dackel Waldi unter ihrem Arm. "München ist bunt! Nur eine Farbe brauchen wir in unserem Konfetti nicht - Braun." Ein Junge im braunen Bärenkostüm stutzt, den Krapfen noch im Mund. Seine Mutter kann das Missverständnis aufklären.
Der Markt rund um den Maibaum ist inzwischen rappelvoll. Jetzt führt Münchens ältester Faschingsverein seine Show auf: Die Narrhalla tanzt sich durch die Fernsehgeschichte. "Geh Spatzl", "Merci, dass es dich gibt". Ein falscher Gottschalk muss die Bühne verlassen, seine Zeit sei nun wirklich vorüber.
Endlich, um 11 Uhr, bahnen sich die Marktfrauen ihren Weg durch die Menge. Auf der Bühne präsentieren sie ihre Kostüme. Wie jedes Jahr trägt eine jede auf dem Kleid das zur Schau, was sie sonst an ihrem Stand feil bietet. Da baumeln Erdbeeren, Käse und Dichtungsringe für Einweckgläser. Den "Tanz der Marktweiber" gibt es seit mehr als 100 Jahren. Damals galten die Verkäuferinnen auf dem Viktualienmarkt zu ihrem Leidwesen als besonders grantig. Tanz und Gratis-Schnaps zur Faschingszeit sollten das ändern.
Die Konfetti-Kanone knallt, Musik setzt ein. Die Marktfrauen drehen sich gemächlich im Kreis. In Weiß Ferdls Lied "Wagen von der Linie 8" heißt es: "So wat jibt's ja nur in Bayern!" Dabei geht es natürlich um die vollgestopfte Tram. Wer München am Faschingsdienstag zum ersten Mal besucht, wird aber wohl zu einem ähnlichen Urteil kommen.