SZ-Adventskalender:"Wie sehr habe ich mich über die vielen guten Dinge gefreut"

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Nach langem Suchen hat Werner M. eine neue Wohnung gefunden - und nun bekommt er auch das lang ersehnte Fahrrad. (Foto: Catherina Hess)

Mehr als 5,4 Millionen Euro und konkrete Hilfsangebote: SZ-Leser unterstützen den Adventskalender und helfen damit Bedürftigen in und um München.

Von Monika Maier-Albang

Er wäre so gern wieder mobil, wie früher, als die Gelenke noch nicht so schmerzten. Einen Ersatz für sein kaputtes Fahrrad hat sich Werner M. deshalb gewünscht, der Mann, der erst 52 Jahre alt ist, aber an einem seltenen Gen-Defekt leidet, der Gelenkentzündungen und Hautgeschwüre zur Folge hat. Das Fahrrad möchte ein Leser ihm nun schenken. Und von dem Geld, das zudem gespendet wurde, sind locker Fahrradtaschen und ein paar Möbel drin, die M. auch dringend braucht.

Alexander G., ein junger Mann mit Querschnittslähmung, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen Ausflug in den Europapark Rust, wird die logistisch komplizierte Reise voraussichtlich im Juli antreten können. Und dann ist da noch Elisabeth Winter, eine 86-jährige Münchnerin, die von Grundsicherung lebt und von ihrem Herzenswunsch erzählt hatte: Rindsbackerl essen! Sie hat gleich mehrere Angebote bekommen von Lesern, die sie dazu einladen möchten.

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Manchmal sind die Hilfsangebote der Leser sehr konkret, meistens helfen die Leser mit Geld - beides ist willkommen. Und für das soziale Gefüge der Stadt wichtig. Denn der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung hilft nicht nur denen, die in den Artikeln im Lokalteil und in den Landkreis-Ausgaben vorgestellt werden; viele Menschen in Not und soziale Einrichtungen im Großraum München profitieren das ganze Jahr über von der Großzügigkeit der SZ-Leser.

Und die haben in diesem Jahr, dem 70. seit Gründung des Hilfswerks, wieder einen beeindruckenden Betrag gespendet: Mehr als fünf Millionen Euro, exakt 5 445 037,36 Euro wurden zwischen dem 1. September 2018 und dem 2. Januar 2019 auf das Konto des SZ-Adventskalenders überwiesen. Das sind 108 244 Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2017 - und "ein absolut großartiges Ergebnis", wie die Geschäftsführerin des Hilfswerks, Anita Niedermeier, sagt.

Niedermeier und ihre Kollegin Martina Linke haben die vergangenen Wochen Spendeneingänge entgegengenommen, bereits Geld an Bedürftige ausgezahlt und werden noch bis Ostern wieder, wie schon im vergangenen Jahr, etwa 3000 Lebensmittelpakete verteilen lassen. Die erleichtern vor allem älteren Menschen mit geringer Rente den Alltag. "Ich muss von sieben Euro am Tag leben nach Abzug aller Fixkosten. Diese Spende ist für mich eine Hilfe, da ich den Kauf von weiteren Lebensmitteln für eine Zeit aufschieben kann", schreibt etwa Karin W. in einem Dankesbrief. Und Maria K. formuliert es so: "Potz Blitz - wer sollte mir ein Paket senden??!!! Ich gehöre zur Trümmerfrauen-Generation, ergo: bescheiden. Wie sehr habe ich mich über die vielen eßbaren/guten Dinge aus dem Paket gefreut."

Momentan sitzen die beiden Adventskalender-Mitarbeiterinnen vor einem Berg von Anträgen. "Zwei Ordner voll", sagt Niedermeier. "Das ist viel Arbeit, aber eine schöne." Kurz vor Weihnachten noch hat das SZ-Hilfswerk, dessen Verwaltungskosten komplett der Süddeutsche Verlag trägt, dem Katholischen Männerfürsorgeverein drei VW-Busse übergeben. Die Autos werden in Wohngruppen in Oberschleißheim, an der Waakirchner Straße und dem Haus an der Kyreinstraße zum Einsatz kommen. Dort wohnen ehemals obdachlose Männer, die mit den Bussen nun Ausflüge unternehmen können. Der Evangelische Jugendhilfeverbund konnte für zwei Wohngruppen in Ludwigsfeld, in denen Kinder betreut werden, die zu ihrem Schutz von daheim ausziehen mussten, Schränke, Betten, Schreibtische kaufen. "Das ist eine sehr hilfreiche, sehr gute Kooperation mit dem SZ-Adventskalender", sagt Bereichsleiter Robert Schweder.

Dass der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung weiter in der Stadt und der Region helfen kann, ist das Verdienst der Leser. "Wir haben einige sehr großzügige Privatleute und Firmen als Großspender, die uns treu bleiben, weil sie von unserer Arbeit überzeugt sind", sagt Anita Niedermeier. Die Münchner Notare gehören dazu, die in einer privaten Sammelaktion 50 000 Euro zusammengebracht haben. Der Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt München hat 4100 Euro überwiesen - nach einer Weihnachtsversteigerung in der "Halle 2" in Pasing, bei der unter anderem eine Horoskop-Maschine und ein Kondomautomat neue Besitzer fanden. Beim Haareschneiden der Meisterschule der Friseure kamen 3400 Euro zusammen.

Große Resonanz bei den Lesern fanden auch in diesem Jahr die Musik-Veranstaltungen, zu der Bands, Liedermacher und Orchester eingeladen hatten. In Gauting beispielsweise gab der Musiker Stefan Noelle ein Benefizkonzert, in Dachau im Ludwig-Thoma-Haus spielten die "Grizzlies" unter Sascha Seelemann auf. Im Alten Speicher in Ebersberg sangen die Mitglieder des Grafinger Jugendorchesters gemeinsam mit ihren Freunden aus Südafrika. Ein Klassiker bereits ist das Familienkonzert mit Rufus Beck in der Philharmonie. Und zuletzt hatte am 30. Dezember das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seinem Chefdirigenten Mariss Jansons bei einem Festkonzert den Herkulessaal gefüllt - und das Publikum begeistert.

© SZ vom 07.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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