SZ-Adventskalender:Zara Su träumt von einem Autogramm von Xavier Naidoo

Acht Geschichten über ganz verschiedene Wünsche - und wie der SZ-Adventskalender hilft, sie zu erfüllen.

Autogramm von Xavier Naidoo

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(Foto: Catherina Hess)

Ihren Papa wieder zu treffen, das ist der größte Wunsch von Zara Su und Miran-Efe. Nachdem ihre Eltern sich getrennt haben, ist der Vater ins Ausland gezogen. Seit einem Jahr haben die Achtjährige und ihr fünfjähriger Bruder ihn nicht mehr gesehen. Finanziell ist die Situation seitdem auch sehr schwierig. Die Mutter musste sich mit ihren Kindern in München eine kleine Wohnung suchen. Mittlerweile hat sie sich im neuen Viertel gut vernetzt und andere Frauen kennengelernt. "Wir helfen uns gegenseitig", sagt sie. Möbel und Spielzeug tauschen sie untereinander aus oder kaufen sie auf dem Flohmarkt. Lebensmittel holt sie bei der Tafel. Trotzdem reicht das Geld oft nicht. Der Vater unterstützt seine Kinder finanziell nicht. Der Mutter ist es wichtig, dass ihre Kinder sich gesund ernähren. Einfach ist das nicht. Frisches Obst und Gemüse kann sie oft nicht kaufen. "Man muss sehr viel rechnen, bei jedem Einkauf." In Phasen, in denen es besonders schwierig wird, singt die Mutter gemeinsam mit Zara Su und Miran-Efe Lieder des deutschen Sängers Xavier Naidoo. Er ist ihr großer Star. Jedes Jahr schenkt sie ihrer Tochter und ihrem Sohn ein Lied von Xavier Naidoo zum Geburtstag. "Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen", beginnt Zara Su zu singen. Es ist eines der Lieder. Der zweitgrößte Wunsch der Kinder ist es, einmal auf ein Konzert von Xavier Naidoo zu gehen. Und ihren Star persönlich zu treffen, ein Autogramm von ihm zu bekommen. "Das wäre so toll. Das würde ich nie vergessen", sagt Zara Su.

Ein Wochenende Urlaub

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(Foto: Catherina Hess)

Sebastian ist zu einem Kindergeburtstag eingeladen. "Aber ich kann doch nicht ohne Geschenk kommen", sagt der Neunjährige. "Die anderen Kinder kaufen Geschenke für 20 Euro." Er weiß schon, dass das eine Summe ist, die seine Eltern niemals dafür aufbringen könnten. "Das schaffen wir nicht", sagt seine Mutter. "Mein bester Freund kauft sogar immer Geschenke für 30 Euro", fügt Sebastian noch hinzu. Sein bester Freund war auch schon auf der Zugspitze, erzählt der Junge. Und in den Ferien in Italien. Sebastian war noch nie mit seiner Familie im Urlaub. Nur seinen Großvater besuchen sie manchmal. Sebastians Fußballverein kostet zehn Euro im Monat. Das ist so viel, dass seine Eltern schon viel hin- und herschieben müssen, damit sie das Geld aufbringen können. Sie leben in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung, die Eltern schlafen auf einer Ausziehcouch. Die Mutter kann nicht arbeiten, weil sie krank ist, und von dem, was der Vater verdient, kann die vierköpfige Familie in München kaum leben. Sebastian und seine Schwester Vanessa würden sehr gerne einmal mit ihren Eltern in den Urlaub fahren. Auch wenn es nur für ein Wochenende ist.

Lerncomputer und Sportkurs

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(Foto: Catherina Hess)

"Wir möchten, dass unsere Kinder einen guten Beruf erlernen", sagt die Mutter. Sie und ihr Mann setzen alle Hoffnungen in ihre vier Kinder. Die 32-jährige Mutter arbeitet in einer Bäckerei, ihr Mann hat gleich zwei Jobs, in einer Pizzeria und einer Bäckerei. Trotzdem reicht das Geld kaum für den teuren Alltag in München. Die sechsköpfige Familie lebt in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Eltern kommen aus Afghanistan, die beiden jüngeren Kinder sind in München geboren. Der 13-jährige Sohn besucht die Realschule, er möchte Abitur machen und studieren. Er spricht vier Sprachen fließend: Persisch, Türkisch, Usbekisch und Deutsch. Seine Eltern würden ihm gerne Nachhilfe in Deutsch und Physik ermöglichen, doch dafür reicht das Geld nicht. "Wir würden ihm gerne helfen, aber wir können nur ein bisschen lesen und schreiben", sagt die Mutter. Wenn er Hausaufgaben am Computer schreiben soll, ist das immer ein Problem. Die Familie hat keinen. Seine zehnjährige Schwester würde zudem gerne einen Kurs in Taekwondo belegen wie ihre Freundin. Doch auch dafür reicht das Geld nicht. "Und ich wünsche mir ein Auto", sagt der Fünfjährige.

Schreibtisch

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(Foto: Catherina Hess)

"Manchmal werde ich sehr traurig, wenn ich sehe, was ich meinen Kindern alles nicht ermöglichen kann", sagt Laila S. (Name geändert). Seit der Vater nicht mehr zu Hause lebt, ist die finanzielle Situation sehr schwierig. Laila S. zieht ihre drei Kinder alleine groß, Unterstützung hat sie nicht, ihre Familie lebt nicht in Deutschland. Als sie kürzlich so krank war, dass sie ihre Kinder morgens nicht in den Kindergarten und in die Schule bringen konnte, hat sie eine Nachbarin um Hilfe gebeten. Laila S. bewirbt sich immer wieder auf Stellenangebote. "Doch als alleinerziehende Mutter von drei Kindern habe ich keine Chance", sagt sie. Ihr Sohn besucht einen Hort, doch der ist einige Kilometer von der Grundschule entfernt. Seine Mutter muss ihn jeden Mittag von der Schule abholen und zum Hort bringen. Für ihre zweijährige Tochter wartet sie noch auf einen Krippenplatz. Das Geld ist immer knapp, ein Kinderbett ist kaputt, für den Winter fehlen ihr noch Matschhosen, Jacken und warme Schuhe. Der älteste Sohn hat keinen Schreibtisch, an dem er seine Hausaufgaben machen könnte.

Puppe und Kinderbetten

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(Foto: Catherina Hess)

Arianna wünscht sich zu Weihnachten eine Puppe, die sie an- und ausziehen kann. Ihre Mutter Sabine Becker (Name geändert) wünscht sich ein Bett für ihre dreijährige Tochter und die beiden Schwestern. Schön wäre ein gebrauchtes Hochbett, sagt sie, damit in der engen Wohnung etwas mehr Platz ist. Jetzt schlafen die drei jüngeren Mädchen gemeinsam mit ihrer Mutter auf zwei Matratzen, die auf dem Boden liegen. Becker hat die Matratzen mit Klebeband zusammengebunden, damit sie nachts nicht immer auseinanderrutschen. "Man muss erfinderisch sein", sagt Becker. Über den Esstisch hat sie einen Zettel gehängt. "Handyabgabe 21 Uhr" steht dort. Und darunter: "Respekt und guter Ton allen gegenüber". Daneben hat sie ein kleines Herz gemalt. Es ist nicht leicht, fünf Kinder in einer kleinen Wohnung alleine aufzuziehen. Vor zwei Jahren erkrankte der Vater der Kinder plötzlich, er musste mehrere Monate in die Klinik, kann bis heute nicht zu Hause wohnen. Sabine Becker hat sich Hilfe gesucht, sich ans Jugendamt gewandt, an eine Erziehungsberatungsstelle, hat Therapien und Unterstützung dankbar angenommen. "Wir sind eine Familie, wir lieben uns", sagt sie. "Aber seit mein Mann krank ist, haben wir völlig den Boden unter den Füßen verloren." Eine ihrer Töchter hat kein Fahrrad, die Kinder brauchen warme Winterschuhe und Winterjacken. Sie weiß oft nicht, wie sie das alles finanziell stemmen soll. Und sie hat immer Angst vor unvorhergesehenen Kosten. Wenn was kaputt geht, bringt das die gesamte Haushaltsplanung durcheinander. Es ist ein ständiger Stress. "Unserer größter Herzenswunsch ist, dass wir irgendwann wieder eine ganz normale Familie sein dürfen", sagt die Mutter.

Trainingsgeräte

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(Foto: Catherina Hess)

Vor drei Jahren floh Javid Mohammad Dust nach Deutschland. Der 25-jährige Afghane spricht mittlerweile fließend Deutsch, macht eine Ausbildung zum Physiotherapeuten - und er hat in München ein eigenes Projekt auf die Beine gestellt. "Menschfit" hat er die Initiative genannt. Vor einem Jahr kam er auf die Idee. Aus Gesprächen mit anderen Geflüchteten wusste Dust, dass viele von ihnen unter Stress und Belastungen leiden. Sie aber oft keinen Zugang zu präventiven und gesundheitlichen Maßnahmen haben. Dust hat daher angefangen, ehrenamtlich kostenfreie Sport- und Entspannungskurse anzubieten, wie Wirbelsäulengymnastik und autogenes Training. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Gesundheit nicht vom eigenen Wohlstand abhängen sollte", sagt er. Dust hat im Iran ein Studium der Sportwissenschaften abgeschlossen, er macht nun neben seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten noch Fortbildungen. Und er plant anschließend noch den berufsbegleitenden Masterstudiengang Sportphysiotherapie zu absolvieren. Die ersten Menschfit-Kurse sind ein Pilotprojekt, Dust bietet sie zunächst in dem Wohnprojekt in Berg am Laim an, in dem er auch lebt. Die Stadt stellt ihm dafür einen Raum zur Verfügung. Vor einem Monat hat er mit den ersten drei Kursen begonnen, weitere sind geplant. Er hat auch Chigong- und Yoga-Lehrer sowie Osteopathen gewonnen, die sich dort ehrenamtlich engagieren wollen. Ihm fehlen für die Kurse allerdings noch einige Trainingsgeräte wie Gymnastikbälle, Therabänder und Fausthanteln. Langfristig möchte Dust sein Projekt ausweiten und für alle Münchner öffnen, die sich solche Kurse nicht leisten können.

Bücher und Nachhilfe

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(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Zwei kleine Zimmer, fünf Betten, ein Tisch. Seit drei Jahren wohnt die Familie in der Gemeinschaftsunterkunft. Und sie ist zufrieden. "Uns geht es gut. Wir brauchen nichts", sagen die Eltern. Sie seien so glücklich, dass sie in Sicherheit sind. Sie wünschen sich nur einen Reisepass, um in Deutschland bleiben zu können. Vater, Mutter und die Kinder sind Kurden und kommen aus Syrien. Sie berichten von Diskriminierungen, die sie tagtäglich in ihrem Heimatland erlebt haben. Als der damals 13-jährige Sohn als Soldat eingezogen werden sollte, floh die Familie. "Wir danken Deutschland, wir danken München", sagen sie immer wieder. Der Vater steht um 3 Uhr morgens auf und arbeitet bei der Post, danach besucht er einen Deutschkurs. Die Mutter möchte, wenn sie ihren Deutschkurs abgeschlossen hat, sich eine Arbeit suchen: "Putzen, kochen, waschen - egal was", sagt sie. Der zweite Sohn möchte später einmal Medizin studieren. Der älteste Sohn absolviert ein Berufsvorbereitungsjahr. Er würde anschließend gerne Polizist werden. Er und sein Bruder wünschen sich Bücher und Nachhilfe für die Schule, um besser lernen zu können (Symbolbild).

Sprachassistent

Melanie Schröder kann ihre Kinder nur noch alle zwei Wochen treffen. Und dann auch nur in Begleitung einer anderen Person. Schröder erkrankte vor etwa drei Jahren (der Name ist zum Schutz ihrer Kinder geändert). Zunächst konnte sie immer schlechter sehen, schließlich stellten die Ärzte einen Gehirntumor fest. Mittlerweile ist sie vollständig erblindet, hat zahlreiche Chemotherapien hinter sich und lebt alleine in einer kleinen Münchner Erdgeschosswohnung. Ihre heute vier, sieben und 13 Jahre alten Kinder musste die Mutter in ein Kinderheim geben, weil sie sie nicht mehr selbst versorgen kann. Die Krankheit hat sie körperlich so stark beeinträchtigt, dass jeder Schritt für sie sehr beschwerlich ist. Sie hat ständig Schmerzen und kann das Haus nicht mehr alleine verlassen. Schröder muss mit wenig Geld auskommen, arbeiten kann sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht. Der Vater der Kinder kümmert sich nicht und unterstützt die Familie auch finanziell nicht. Die Mutter würde ihren Kindern gerne etwas zu Weihnachten schenken. Und sie wünscht sich für sich selbst einen Sprachassistenten. Das Gerät könnte ihr im Alltag helfen, auch alleine in ihrer Wohnung besser zurechtzukommen.

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