SZ-Adventskalender:"Es ist schön, Menschen zu helfen"

Lesezeit: 2 min

Jonas M. wünscht sich sehnlichst ein Lastenfahrrad. Das würde ihm das Einkaufen für seine kleine Familie deutlich erleichtern und wäre schön für Ausflüge mit der Tochter. (Foto: Michael Gstettenbauer/Imago)

Jonas M., 43, war als junger Mann drogenabhängig und in der Folge schwer krank. Inzwischen ist er glücklicher Familienvater, kümmert sich um hilfsbedürftige Nachbarn und arbeitet in einem Seniorenheim. Wenn nur die finanziellen Sorgen nicht wären.

Von Karin Kampwerth

Trotz aller Dramen im Leben von Jonas M. überwiegt am Ende das Glück. M. war ein ungewolltes Kind, hatte keinen Kontakt zu seinen Eltern. Wenigstens die Großeltern nahmen sich seiner an. Doch deren Erziehung war streng, statt Geborgenheit gab's Gebote. "Tu dies nicht! Mach jenes!" - was Großväter und Großmütter vermutlich sagen, wenn sie mit einem Kind überfordert sind, das einem das eigene Kind ungefragt überlassen hat.

Als Jugendlicher geriet M. auf der Suche nach Anerkennung an die falschen Freunde, rutschte in die Drogenabhängigkeit, wurde kriminell und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Von hier an zog das Glück in sein Leben ein.

15 Jahre ist das alles her. Genauso lange ist er clean. M., damals schon 28, fand zum ersten Mal in seinem Leben Menschen, die an ihn glaubten und ihm eine Zukunft als Teil der Gesellschaft zutrauten. "Ich hatte wirklich viel Unterstützung", erinnert sich der inzwischen 43-Jährige, und man spürt die Dankbarkeit dafür, dass er einen Bewährungshelfer und einen Suchtberater gefunden hat, die ihm halfen, seinem bis dahin verkorksten Leben eine gute Wendung zu geben. Wobei M. zu Recht auch stolz auf sich selbst sein darf, denn "von den Drogen wegzukommen, das muss man auch wirklich wollen", sagt er. Den Rahmen dafür schufen die beiden Sozialarbeiter. Sie schickten den jungen Mann zur Therapie in eine Einrichtung nach Pfaffenhofen.

Jonas M. kennt genügend Leute, die die Sucht nicht überlebt haben

Dass er es dort geschafft hat, sich von den Drogen loszusagen, verdankt M. auch seiner grundsätzlich positiven Lebenseinstellung. "Man muss nach vorn schauen", sagt er. Er kenne genügend Leute, die diese Zeit nicht überlebt hätten. Aber M. hatte Zukunftspläne, wollte in seinem Beruf als Maler arbeiten, eine Familie gründen. Doch dem Schicksal ging das offenbar zu schnell. Er erkrankte schwer, musste sich einer großen Operation an der Lunge unterziehen, seine Träume platzten - vorerst.

M. rappelte sich wieder auf, lernte 2016 seine Lebensgefährtin kennen. Die Beziehung gab ihm neuen Lebensmut und die Kraft, unabhängig von sozialen Leistungen zu werden. Seine Betreuer vom Jobcenter loben seine Anstrengungen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, was trotz intensiver Bemühungen von M. bislang leider nicht gelungen sei. "Als Maler kann ich wegen meiner Lunge ja nicht mehr arbeiten", sagt M. Doch jetzt zeigt sich auch hier ein Licht am Ende des Tunnels. Der 43-Jährige ist im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit, oder wie es auch heißt, einem Zwei-Euro-Job, in einem Seniorenheim der Caritas als Alltagsbegleiter tätig und hofft, im nächsten Jahr übernommen zu werden.

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Man könnte fast sagen, hier fand M. nicht nur einen neuen Beruf, sondern auch eine Berufung. "Es ist schön, Menschen zu helfen", schwärmt er von seiner Arbeit, "ich habe bereits meine Großeltern gepflegt." Und in dem Haus, in dem er wohnt, habe er sich gerne um eine 92-jährige Mitbewohnerin gekümmert, deren Sohn auch schon 73 war.

Auch privat läuft es gut, vor einem Jahr wurde er Vater einer Tochter. Nun sind M. und seine Lebensgefährtin auf der Suche nach einem Kita-Platz, damit auch sie wieder arbeiten kann. Was die beiden aber bedrückt, sind die hohen Kosten für Lebensmittel und Energie. Etwas zu sparen ist nicht möglich. Schon gar nicht für ein Lastenfahrrad, das sich M. sehnlichst wünscht, um Einkäufe zu erledigen und mit der kleinen Tochter Ausflüge zu machen.

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