Wohnungssuchende müssen jeden Tag ganz stark sein. Der Blick ins Onlineportal Immobilienscout24 geht für sie durchaus als Mutprobe durch: Wie weit kann ich nach unten scrollen, bevor mein Tag verdorben ist?
Kleine Stichprobe: Exklusive Dachterrassenwohnung, Sendlinger Straße, 25 Euro monatliche Kaltmiete pro Quadratmeter. Erstbezug in Perlach, 18,50 Euro kalt. 19 Euro kalt in Moosach. Ganz zu schweigen von möblierten Wohnungen von Anbietern wie Mr. Lodge.
Man fragt sich: Auf welchem Planeten liegt dieses Immobilienscout-München eigentlich? Und wie gehen diese Preise mit dem Mietspiegel zusammen? Der weist nämlich für 2017 eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 11,23 Euro aus.
"Wenn man den Mietspiegel mit dem vergleicht, was man auf Portalen wie Immobilienscout sieht, dann vergleicht man Äpfel mit Birnen", sagt Göran Kauermann. Er ist Statistik-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität und seit 2013 an der Auswertung der Daten für den Mietspiegel beteiligt.
Auf Immobilienscout herrsche "nachvollziehbarerweise ein viel höheres Mietpreisniveau". Auf dem Portal, so Kauermann, stünden ja nur die Wohnungen, die nicht unter der Hand vergeben werden. Und die Wohnungen, die länger stehen bleiben, seien jene, die so teuer sind, dass sie keiner haben will.
Und so ist es ja in München: Wenn jemand auszieht, stehen schon Freunde oder Bekannte Schlange, die einziehen wollen. "Viele Wohnungen landen gar nie auf dem Markt", sagt Kauermann. In den Befragungen für den Mietspiegel haben die Interviewer von Kantar TNS, ehemals TNS Infratest, in diesem Jahr zum ersten Mal abgefragt, wie die Mieter an ihre Wohnung gekommen sind.
Bei den Mietern mit neuen Verträgen (bei denen das Mietverhältnis in den letzten vier Jahren begonnen hat und noch keine Mieterhöhung erfolgt ist), zeigte sich folgende Verteilung: 52 Prozent haben ihre Wohnung über eine Internetplattform gefunden, 31,8 Prozent über Freunde, Bekannte oder Kollegen. Der Rest wurde über Makler, Zeitungsinserate oder auf anderen Wegen fündig.