Politik im Landkreis Starnberg:Gemeinden rüsten sich für die Ankunft weiterer Geflüchtete

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Wo früher Ballfreunde die Minigolfschläger schwangen, sollen demnächst Menschen in Containern untergebracht werden. (Foto: Nila Thiel)

In Tutzing, Wörthsee und Feldafing sollen Container-Unterkünfte für Vertriebene entstehen. Die drei Gemeinden hatten in den vergangenen Jahren keine längerfristigen Asylunterkünfte gestellt.

Von Linus Freymark und Viktoria Spinrad, Feldafing/Herrsching/Tutzing/Wörthsee

Weil immer mehr Geflüchtete in Bayern ankommen, soll auf dem Areal des alten Tutzinger Minigolfplatzes eine Containeranlage mit Platz für bis zu 108 Menschen entstehen. Das wurde im Tutzinger Hauptausschuss am Dienstag bekanntgegeben. "Wir müssen damit rechnen, dass wir im Februar oder März die Flüchtlinge vor die Tür gestellt bekommen", sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW). Es solle deshalb so schnell wie möglich gehen.

Konkret sollen zwischen Seestraße und Johannishügel zwei Anlagen mit insgesamt 18 Wohneinheiten entstehen, in denen jeweils sechs Menschen in drei Doppelzimmern leben können. Zudem sind Sozialräume für Deutschunterricht und den Helferkreis eingeplant sowie eine Fahrradabstellanlage, Lagercontainer und Stellplätze für die Security. Die Minigolfanlage steht seit Jahren leer. Im Gespräch waren auch der Hartplatz oberhalb des Würmseestadions sowie der Platz an der BRK-Zwergerlalm. Beide Standorte wurden vom Landratsamt aber abgelehnt.

Zwischen 2015 und 2016 waren auf dem alten Tutzinger Volksfestplatz bis zu 128 Geflüchtete untergebracht. Anwohner monierten Dreck, Lärm sowie Flirtereien mit den Mädchen aus einem anliegenden Schutzhaus. (Foto: Landratsamt Starnberg)

2015 hatte Tutzing eine Zeltanlage auf dem Volksfestplatz für 128 Geflüchtete errichtet, sie wurde 2016 wieder abgebaut. Weil Tutzing danach als eine der wenigen Gemeinden im Landkreis keine Erstaufnahmeeinrichtung hatte, ist man hier nun "in die Pflicht genommen", wie es Greinwald formulierte - genau wie die Verantwortlichen in Feldafing und Wörthsee. In den beiden Gemeinden sollen jeweils bis zu 150 Geflüchtete untergebracht werden, heißt es vom Landratsamt. Und das möglichst schnell.

"Wir fahren auf Sicht bis zum 30. April", sagt Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU) über die Zukunft des Deutschlandtickets. (Foto: Georgine Treybal)

"Es ist höchste Eile geboten", sagte Landrat Stefan Frey am Mittwoch. Turnhallen sollen diesmal vermieden werden. "Das ist keine Art, Menschen unterzubringen", so Frey. Während die Unterbringung der Ukrainer zu einem Drittel - 2023 insgesamt 2,3 Millionen Euro - vom Kreishaushalt getragen werden muss, sollen die neuen neuen Unterkünfte ausschließlich vom Freistaat getragen werden. Erwartet werden vor allem Menschen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Afrika.

"Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber wir ziehen alle an einem Strang"

In Feldafing entscheidet der Gemeinderat am kommenden Dienstag über die Container. Als Standort für die Unterkunft ist das Gemeindegrundstück an der Traubinger Straße vorgesehen. Über weitere Schritte konnte Bürgermeister Bernhard Sontheim (BGF) vor der Sitzung noch keine Informationen mitteilen. In Wörthsee sollen die Container laut Bürgermeisterin Christel Muggenthal (parteilos) auf der Blumenwiese in der Etterschlager Straße nahe der Autobahn und der Staatstraße 2348 aufgestellt werden. Auch dieses Areal gehört der Gemeinde. Geeignete private Grundstücke hätten nicht für eine Verpachtung zur Verfügung gestanden, so Muggenthal. Dennoch ist sie mit der nun gefundenen Lösung zufrieden. Denn die Verkehrsanbindung sei "optimal", erklärte die Bürgermeisterin.

In Herrsching scheinen die Unstimmigkeiten zwischen Bürgermeister Christian Schiller (parteilos) und dem örtlichen Helferkreis derweil ausgeräumt: Die Ehrenamtlichen hatten gefordert, die bestehenden Container an der Goethestraße zu belassen, bis mit den Bauarbeiten für das neue Klinikum begonnen wird. Schiller hatte das zunächst abgelehnt. Nach Gesprächen sollen die Container nun weiter betrieben werden, der Gemeinderat wird den entsprechenden Beschluss wohl bald absegnen. "Ich bin sicher, dass das dann auch erfolgen wird", sagte Schiller am Mittwoch.

In der Tutzinger Gemeinderatssitzung am Dienstag, 17. Januar, soll es seitens der Leiterin des Fachbereichs 35 (Asyl, Integration und Migration) weitere Details geben. Derweil laufen beim Tutzinger Helferkreis bereits die Vorbereitungen für etwaige Zuweisungen durch die Bezirksregierung an. Hier gibt es aus der Zeit von 2015 und 2016 noch einen Verteiler mit 300 Personen. Die potenziellen Helfer sollen nun in den kommenden Wochen angeschrieben werden. Als Vorteil sieht Koordinatorin Claudia Steinke auch die gewachsenen Verbindungen mit Rathaus und Landratsamt. "Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber wir ziehen alle an einem Strang", sagt sie.

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