Friedhöfe:Tutzing will muslimische Grabstätten einrichten

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Auf dem Tutzinger Waldfriedhof - hier der neue Ruhewald - könnten auch bis zu 20 Grabstätten nach islamischen Vorstellungen eingerichtet werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Hauptausschuss stimmt für die Einrichtung von 20 islamischen Grabstätten auf dem Waldfriedhof. Damit würde Tutzing Vorreiter.

Von Linus Freymark, Tutzing

Wird es in Tutzing demnächst muslimische Grabstätten geben? Eventuell könnte es bald soweit sein - zumindest wenn es nach dem Haupt-, Finanz- und Werkausschuss des Gemeinderates geht: Das Gremium plädierte am Mittwoch einstimmig dafür, die Friedhofssatzung so anzupassen, dass auf dem Waldfriedhof bis zu 20 Grabstätten nach islamischen Vorstellungen eingerichtet werden könnten. Einen entsprechenden Antrag wird die Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg nun erarbeiten und in der nächsten Sitzung dem Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen.

Dörrenberg begründete ihren Vorstoß damit, dass es in der Region bislang keine Möglichkeiten für Muslime gebe, sich nach ihren religiösen Vorstellungen bestatten zu lassen. "Das finde ich eigentlich menschlich kaum erträglich", sagte Dörrenberg. Erst recht nach der Aufhebung der Sargpflicht in Bayern müsse man für Muslime, von denen viele hier geboren sind und die oft einen Großteil ihres Lebens hier verbracht haben, eine entsprechende Option geschaffen werden. Im Gegensatz zu traditionellen Beerdigungen im Sarg wird bei muslimischen Beerdigungen der Leichnam in weiße Tücher gewickelt. Jeder Mensch habe das Recht darauf, sich nach seinen religiösen Riten beerdigen zu lassen, sagte Dörenberg. Zudem dürfe es bei der Wahl des Ortes, in dem der- oder diejenige bestattet werden möchte, keine religiös begründeten Einschränkungen geben. Auch Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) unterstützte Dörrenbergs Vorschlag: "Es ist zeitgemäß, allen Menschen aus unserer Gemeinde die Möglichkeit zu geben, hier beerdigt zu werden", sagte sie der SZ. Gerade bei den Themen Tod und Beerdigung müsse man sensibel sein und versuchen, den verschiedenen Interessensgruppen so weit wie möglich entgegenzukommen.

Elisabeth Dörrenberg (CSU), Zweite Bürgermeisterin von Tutzing. (Foto: Privat)

Als Ort für die muslimischen Grabstätten schlug Dörrenberg den Waldfriedhof vor - vor allem aus praktischen Gründen. Denn nach islamischem Glauben sollten Grabstätten in wenig bebauten Gebieten liegen, zudem müssen die Gräber nach Mekka ausgerichtet sein. Mekka ist die heiligste Stadt des Islams als Geburtsort des Propheten Mohammed und des Glaubens selbst. Diese Möglichkeit gibt es zwar bereits in Gilching, allerdings sind dort keine Bestattungen nach islamischen Vorstellungen möglich. Auch deshalb ist die Nachfrage in Gilching äußerst gering. Tutzing wäre somit die erste Gemeinde im Landkreis Starnberg, die sowohl die entsprechenden Grabvorrichtungen schaffen würde als auch eine Bestattung nach den Riten des Islams ermöglichen würde. Die Friedhofssatzung des Waldfriedhofs müsste dafür nur in wenigen Punkten geringfügig angepasst werden, die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich offen dafür.

An eine zentrale Grabstätte für den gesamten Landkreis ist in Tutzing nicht gedacht

In der anschließenden Debatte kam der Einwand auf, dass die Tutzinger Friedhöfe hauptsächlich für Tutzinger Bürger vorgesehen sei. Dies müsse dann auch in diesem Kontext gelten, womit die Vorstellung vieler Muslime, eine zentrale Grabstätte für mehrere Gemeinden oder gar den ganzen Landkreis errichten zu können, wohl an den deutschen Friedhofssatzungen scheitern dürfte. Auch Dörrenberg konnte dieser Argumentation folgen. Man sei nicht zuständig für alle, sagte sie.

Die Durchführung der Bestattungen nach islamischem Ritus sei dagegen gut praktikabel, so Dörrenberg. Viele Bestatter hätten genügend Kenntnisse, die Waschungen und sonstigen Rituale durchzuführen. Nun muss Dörrenbergs Antrag nur noch den Gemeinderat passieren - und dann könnte es auf dem Tutzinger Waldfriedhof tatsächlich bald eine muslimische Grabstätte geben.

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