Umweltschutz:Der Friedhof wird zum Biotop

Umweltschutz: Frühjahrsboten: Krokusse und andere Frühblüher wurden neu gepflanzt.

Frühjahrsboten: Krokusse und andere Frühblüher wurden neu gepflanzt.

(Foto: Leonhard Simon)

Mehr Nahrungsangebot für Tiere und möglichst wenig Plastik: In Gröbenzell werden umweltfreundliche Maßnahmen realisiert. Vorgeschlagen wurden sie von Mitgliedern von Bund Naturschutz, SPD und Rathausverwaltung gleichermaßen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat vor bald drei Jahren überraschend viele Befürworter hinter sich versammelt. Spätestens damals gelangte das Insektensterben ins allgemeine Bewusstsein. Seither entstehen überall Blühwiesen und Insektenhotels. Auch am Friedhof Gröbenzell bemüht man sich, den für das gesamte Ökosystem so wichtigen Tieren mehr Lebensraum zu geben. Unklar freilich ist, ob das etwas mit dem Volksbegehren zu tun hat, da viele Gröbenzeller schon lange auf Natur und Umweltschutz achten.

Von der Rathausverwaltung über den Bund Naturschutz bis hin zur SPD haben jedenfalls viele das selbe Ansinnen : Der Friedhof soll seinen Charakter als parkähnliche Anlage mit großem Erholungswert beibehalten. Und nebenbei mehr Raum für Insekten, Vögel, Fledermäuse und andere Tiere bieten. Außerdem wurde der Pachtvertrag für den Grablichtautomaten gekündigt. In Zukunft sollen auf dem Friedhof nämlich keine Kerzen in Plastikhüllen mehr verkauft werden.

Umweltschutz: Alternative gesucht: Auf dem Gröbenzeller Friedhof sollen bald keine Grablichter mehr in Plastikhüllen verkauft werden.

Alternative gesucht: Auf dem Gröbenzeller Friedhof sollen bald keine Grablichter mehr in Plastikhüllen verkauft werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Allerdings ist man in dieser Frage noch auf der Suche nach einem neuen Anbieter, wie Theresia Pain vom Sachgebiet Umwelt der Gemeinde Gröbenzell erklärt. Larissa Holmer, Gemeinderätin und Vize-Vorsitzende des Bund Naturschutz in Gröbenzell, ergänzt, dass man derzeit noch nach Kerzen ohne das Erdöl-Produkt Paraffin suche. Fest steht jedenfalls, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wird und der nächste Anbieter ein umweltfreundlicheres Angebot machen muss.

Im vergangenen Frühjahr 2021 haben Mitglieder des Bund Naturschutz, Erwachsene und Kinder, Frühlingsblüher auf einem Baugrundstück im Gröbenzeller Norden ausgegraben und in der Wiese unter der Birkenallee vor dem Friedhof wieder eingepflanzt. In stundenlanger Handarbeit haben die Ehrenamtlichen Knollen und Zwiebeln von Schneeglöckchen, Winterlingen, Märzenbechern und Elfen-Krokussen gerettet, unter anderem auf dem Grundstück an der Bahnhofstraße, wo inzwischen ein neues Wohnhaus entsteht.

Umweltschutz: Neue Heimat: Die Winterlinge am Eingang des Friedhofes wurden in mühevoller Handarbeit von Mitgliedern des Bundes Naturschutz auf Gröbenzeller Baugrundstücken ausgegraben und an ihrem neuen Standort wieder eingesetzt.

Neue Heimat: Die Winterlinge am Eingang des Friedhofes wurden in mühevoller Handarbeit von Mitgliedern des Bundes Naturschutz auf Gröbenzeller Baugrundstücken ausgegraben und an ihrem neuen Standort wieder eingesetzt.

(Foto: Leonhard Simon)

Wie Pain erläutert, spart das nicht nur das Geld für den Einkauf der Blumenzwiebeln. Die Gröbenzeller Zwiebeln haben außerdem den Vorteil, dass sie an die Verhältnisse im Ort angepasst sind. Und auch die heimischen Insekten sind bestens mit den oft seit Jahrzehnten in Gröbenzeller Gärten blühenden Blumen vertraut. Alle Arten vermehren sich an geeigneten Standorten von selbst. "Es sind Sorten, die mit dem Klima und den Bedingungen zurecht kommen." Gekaufte Zwiebeln stammten oft aus niederländischen Gewächshäusern, seien wenig nützlich für Insekten und blühten oft auch nur eine Saison. Nahe dem Eingangs von der Friedenstraße aus ist insektenfreundliche Bepflanzung geplant; dort soll auf Antrag der SPD eine neue Urnengemeinschaftsanlage entstehen.

Ebenfalls vom Bund Naturschutz kam die Anregung, Vogel- und Fledermausnistkästen sowie Insektenhotels zu installieren - wie Pain einwirft, kamen von der SPD und der Rathausverwaltung ähnliche Vorschläge. Jedenfalls hängen bereits zwölf selbstreinigende Nistkästen mit unterschiedlich großen Einfluglöchern für Fledermäuse und Vögel wie Kohlmeisen oder Stare an Bäumen im Friedhof. Auch die ersten Insektenhotels, gebastelt von der BN-Kindergruppe und dem Verein Dachauer Moos, wurden schon angebracht. Darüber hinaus will der örtliche Bund Naturschutz Mustergräber mit insektenfreundlicher Bepflanzung schaffen, ein Beet mit Heilpflanzen anlegen und in einem Schaukasten am Eingang des Friedhofs Umweltinformationen ausstellen.

Umweltschutz: Neue Heimat: Für Fledermäuse und Vögel wurden Nistkästen angebracht.

Neue Heimat: Für Fledermäuse und Vögel wurden Nistkästen angebracht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nutzen für die Umwelt bringt Pain zufolge auch das neue Konzept fürs Mähen und den Umgang mit Totholz. Freilich müsse die Umstellung "immer zur Nutzung des Friedhofs passen", betont sie - das auf zwei Mal im Jahr reduzierte Mähen ist auf den Bereich um den Teich beschränkt, bei den Gräber wird wesentlich häufiger gestutzt . Allerdings störten sich auch an der behutsamen Anpassung manche Friedhofsbesucher. "Es gibt immer wieder Kritik", berichtet sie. Ebenso an der noch recht neuen Praxis auf dem Friedhof, "dass man im Winter nicht alles vom Beet abräumt". Hohle Pflanzenstängel können Insekten ein Heim für den Winter bieten, ähnlich ist es mit Laubhaufen für Igel. Theresia Pain hofft, dass die zunehmend insekten- und umweltfreundlichere Pflege der Friedhofsvegetation Nachahmer in Gröbenzeller Gärten findet. "Vielleicht kann das den ein oder anderen überzeugen, seinen Garten auch mal so zu gestalten."

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