Tierschutz in Andechs:Retter der Kitze

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Die Bauern im Ortsteil Machtlfing haben neuartige Geräte angeschafft, um den Rehnachwuchs vor den Mähmaschinen zu bewahren. Im Sommer sollen damit auch Wildschweine verscheucht werden.

Von Blanche Mamer, Andechs

Sie sehen aus wie längliche Lampions, die im hohen Gras auf langen Stäben stehen. Die auf den ersten Blick seltsamen Geräte sollen akustische- und Lichtsignale geben und damit Rehe aufscheuchen, die auf der Weide unterwegs sind. 40 dieser Geräte haben die Machtlfinger Landwirte gekauft und rund 4000 Euro investiert. Sprecher Hubert Sontheim hofft, dass die "Rehkitzretter KR01" von Naturtech-Oberland dazu beitragen, dass keine Kitze mehr unters Messer der Mähmaschinen kommen und dabei tödlich verletzt werden.

Es sei eine einfache, aber geniale Erfindung, sagt der Landwirt. Die Geräte, die eine Firma in Penzberg produziert, werden über einen Akku gespeist und können unterschiedlich programmiert werden, um ihre abschreckende Wirkung zu behalten. Sie schalten sich bei Dämmerung ein und sind die ganze Nacht über aktiv. Die Geräte signalisieren den Geißen, dass der Platz nicht sicher ist und sie ihre Babys aus der Fläche herausnehmen und woanders hinbringen müssen. Die Muttertiere haben dazu 30 Minuten Zeit; solange dauern die Pausen zwischen den Signalen.

40 dieser Geräte haben die Machtlfinger Bauern gekauft. Jedes von ihnen strahlt auf eine Fläche von etwa drei Hektar aus. (Foto: Nila Thiel)

Die ersten Geräte sind bei den Landwirten, die mit dem Grasschnitt beginnen, installiert worden. Bürgermeister Georg Scheitz (CSU) war dabei und lobte die Initiative. "Über unsere Whatsapp-Gruppe kann jeder Landwirt signalisieren, dass er noch ein oder zwei Geräte zusätzlich braucht. Ein Gerät hat einen Wirkungskreis von zirka drei Hektar", sagt Sontheim. Jeder Bauer habe fünf bis sechs Geräte bekommen. Da nicht alle am selben Tag mit der Mahd beginnen, sollten die erworbenen Rehkitzretter ausreichen.

Landwirte-Sprecher Hubert Sontheim, Benno Huber und der neue Bürgermeister Georg Scheitz installieren die "Rehkitzretter". (Foto: Nila Thiel)

Bisher hatten sich die Machtlfinger Landwirte vor der ersten Grasmahd im Mai mit Stecken und blauen Plastiktüten beholfen, um die Rehgeißen abzuschrecken. Doch diese Hilfen hatten keine anhaltende Wirkung. Auch wenn das Knistern der improvisierten Scheuchen die Muttertiere verschreckte, zeigte sich bald ein Gewöhnungseffekt. Die Rehe lernten, dass von den seltsamen Gebilden keine Gefahr drohte. Wobei es in den vergangenen Jahren nicht mehr so viele verletzte Rehe gegeben hab, sagt Sontheim. Das liege am Klima. Wegen der sonnigen Frühjahre sei schon mit dem Grasschnitt begonnen worden, bevor die Geißen geworfen hätten.

Die akustischen Geräte funktionierten zu 80 bis 100 Prozent, heißt es vom Hersteller. Wenn man am Morgen nach einem Einsatz des KR01 die Wiese mit Drohnen überprüfe, würden in der Regel keine Kitze entdeckt. Das zeitaufwendige und teilweise auch schwierige Einfangen und Heraustragen der Kitze entfalle somit.

Die Geräte können aber auch noch anders eingesetzt werden, nämlich in den Maisfeldern als Abschreckung gegen Wildschweinrotten. Das braucht eine andere Programmierung, sodass die Geräusche und die Lichtsignale die Wildschweine so verschrecken, dass sie die Felder meiden. "Wir wollen das im Spätsommer ausprobieren", sagt Sontheim.

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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