Historisches Erbe:Prächtige Geschichte

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Auf einem historischen Gemälde im Museum Starnberger See ist das Prunkschiff der höfischen Flotte, der "Bucentaur", dargestellt. (Foto: Repro: Franz Xaver Fuchs)

In Berg, Starnberg und am Ammersee werden am "Tag des offenen Denkmals" diverse Führungen angeboten.

Von Sabine Bader, Starnberg

Denkmäler sind immer einen genauen Blick wert, besonders wenn historisch Interessierte im Rahmen einer Führung mehr darüber erfahren können. "Zum Tag des offenen Denkmals" am kommenden Sonntag, 10. September, lädt die Kunsthistorikerin Claudia Wagner zu Führungen in Berg und Starnberg ein. Los geht es um 11 Uhr in der Votivkapelle im Berger Schlosspark. Besucher können den reich ausgestalteten Sakralbau, der sonst nur durch ein Portalgitter betrachtet werden kann, eingehend bestaunen. Und Claudia Wagner wird 45 Minuten lang mehr über die Gedächtniskapelle für König Ludwig II. von Bayern und dessen Leben erzählen. Die Kapelle ist zwischen 10 und 15 Uhr für Besucher geöffnet, der Eintritt ist frei.

Der historische Bucentaur-Stadl auf dem Gelände des Bayerischen Yacht-Clubs in Starnberg. (Foto: Bestand Schober, Stadtarchiv Starnberg.)
Im Bucentaur-Stadl waren die Prachtschiffe der Wittelsbacher untergestellt. (Foto: Bestand Schober, Stadtarchiv Starnberg)

Um 14 Uhr treffen sich die Besucher mit Wagner am Nepomukweg in der Kreisstadt. Dort öffnet der Bayerische Yacht-Club in Starnberg seine Pforten. Interessierte dürfen das Gelände betreten, was sonst Clubmitgliedern vorbehalten ist. Zu dessen Gründungsmitgliedern zählen Hugo Kustermann, Edgar Hanfstaengl und Angelo Knorr; sie waren begeisterte Segler und genossen den Starnberger See in ihrer Freizeit sehr.

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Die Besucher können auf den Club-Gelände auch einen Blick in den Bucentaur-Stadl, auf das Starthäusl und das Schiffmeisterhaus werfen. Die Kunsthistorikerin Wagner wird nicht nur über die Historie des Club-Geländes sprechen, sondern den Gästen im Bucentaur-Stadl etliches über die höfische Schifffahrt auf dem Starnberger See erzählen, über den "Bucentaur", die "Carolina", den "Tristan" und den "Delphin", der jetzt im Museum Starnberger See ausgestellt ist. "Das waren alles Schiffe, die in diesem Stadl standen," sagt Wagner.

Die Kunsthistorikerin Claudia Wagner hält Führungen zum "Tag des offenen Denkmals". (Foto: Arlet Ulfers)

Danach geht es zum historischen Seebahnhof mit seinem Wartesaal, der auch besucht werden kann. Claudia Wagner geht dann mit ihrer Gruppe an der Villa Harffen an der Theresienstraße hinter dem Hotel Bayerischer Hof vorbei. In der Villa wohnten laut Wagner einst die ersten Pächter des Bayerischen Hofs. Auch auf die neben dem Hotel gelegene Villa Bayerlein, in der heute die Volkshochschule untergebracht ist, will Wagner eingehen, bevor es zur Villa Linprun geht. Sie liegt neben dem Katholischen Pfarrhof in einer riesigen Parkanlage. In dem Gebäude lebte von 1846 an der Mediziner Karl von Linprun. Er war Arzt von Prinz Karl, dem Bruder von König Ludwig I..

Der Prinz lebte in der Starnberger Villa Almeida an der Weilheimer Straße und wollte seinen Arzt in seiner Nähe wissen. Wagner geht davon aus, dass Linprun den Prinzen gut betreut hat, denn dieser starb erst mit 80 Jahren nach einem Sturz von einem Pferd. Im Mausoleum Prinz Karl an der Andechser Straße in Söcking ist er bestattet. Das im Stil einer byzantinischen Grabkapelle entworfene Monument stammt von Daniel Ohlmüller, dem Architekten der Münchner Mariahilfkirche. Es kann am Sonntag ebenfalls von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Von 14 bis 14.30 Uhr wird die Parkpflegerin und Landschaftsarchitektin Almuth Boedecker einen Einblick in die Pflanzenwelt im Umgriff des historischen Bauwerks geben.

Um 10 und um 15 Uhr führen Mitglieder der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte durch die Villa Rustica in Leutstetten. Mitarbeiter des Museum Starnberger See werden Besuchern zwischen 12 und 18 Uhr Details zum Lochmannhaus erzählen.

Auch am Ammersee werden am Sonntag Führungen angeboten. Im Künstlerhaus Gasteiger in Holzhausen bei Utting präsentiert Kastellanin Helga Schraidt von 14 bis 17 Uhr das Domizil der Künstler und erzählt als Witwe des Neffen von Mathias Gasteiger Anekdoten von dem Künstlerpaar. Francesca Rappay spielt klassische Violin- und Akkordeonmusik, Ramsar-Gebietsbetreuer Christian Niederbichler führt durch den artenreichen Landschaftspark.

Im Radom bei Raisting können Technikräume besichtigt werden. (Foto: Georgine Treybal)

Im Dießener Schacky-Park findet am Denkmalstag um 11 Uhr eine Führung mit "Geschichten zur Geschichte" statt, Treffpunkt ist am Eingang an der Vogelherdstraße. Um 15 Uhr beginnt am Monopteros ein Konzert von Schein-Eilig: Das "Oriental-Folk-Funk"-Trio interpretiert unkonventionell internationale Folklore sowie Tanz- und Filmmusik. Die Band wurde 2019 mit Fraunhofer-Volksmusik-Preis ausgezeichnet.

Im Radom bei Raisting werden von 14 bis 17 Uhr ausnahmsweise auch die Technikräume gezeigt. Im Ort zeigen Bauherr und Architekt am Beispiel des " Schmalzerhofs", wie ein 200 Jahre alter Bauernhof saniert und genutzt werden kann; das Anwesen an der Sölber Straße 4 ist dazu von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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