SZ-Adventskalender:So helfen die SZ-Leser mit ihren Spenden im Landkreis

Lesezeit: 3 min

Martina Brandt von der Heilpädagogischen Tagesstätte, Michael Fischer und Schulleiterin Ricarda Friderichs (von links) freuen sich über das neue Wasserbett im Snoezelen-Raum. Hier können die knapp 100 geistig behinderten Schulkinder zur Ruhe kommen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Franziskusschule in Starnberg schafft ein neues Wasserbett für den Snoezelen-Raum an. Fast alle der 100 Schüler nutzen die Therapie.

Von Carolin Fries, Starnberg

Jahr für Jahr unterstützt der SZ-Adventskalender bedürftige Menschen im Landkreis dabei, sich längst notwendige Anschaffungen leisten oder sich einmal einen kleinen Wunsch erfüllen zu können. Auch soziale Einrichtungen erhalten Geld, um Aufgaben zu finanzieren, die sie sich nicht oder nur schwer leisten können. In den kommenden Wochen werden die Lokalredaktionen der Süddeutschen Zeitung über Einzelschicksale und soziale Projekte berichten.

Zum Auftakt ein Blick zurück auf das, was das Spendenhilfswerk der SZ im vergangenen Jahr Dank der großen Spendenbereitschaft ihrer Leser leisten konnte. Insgesamt 6,6 Millionen Euro sind bei der 69. Spendenaktion eingegangen, davon ist ein Teil auch in den Landkreis Starnberg geflossen. So wurde zum Beispiel die Franziskusschule der Lebenshilfe in Starnberg bei der Ausstattung eines sogenannten Snoezelen-Raums unterstützt. Die Starnberger SZ hat die Einrichtung zuletzt noch einmal besucht.

SZ-Adventskalender
:Vom Ofen bis zum Bett

Wie das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung notleidende Menschen im Fünfseenland im vergangenen Jahr unterstützt hat.

Von Carolin Fries

Michael Fischer kann es kaum erwarten, aus den Schuhen zu kommen. Als es dem 14-Jährigen endlich gelungen ist, die starren Klettverschlüsse zu öffnen und die stützenden Sandalen abzustreifen, lässt er sich rücklings auf das komplett in weiß gehaltene Wasserbett fallen und kuschelt sich in die Lagerungskissen. Er spürt das sanfte Schaukeln und die Wärme, ein breites Grinsen breitet sich auf dem Gesicht des Siebtklässlers der Starnberger Franziskussschule aus. Endlich kann er sich hier wieder ein- bis zweimal in der Woche zwischen den Unterrichts- und Therapiestunden etwas entspannen. Vorübergehend war der Raum monatelang geschlossen, das alte Wasserbett war defekt. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung hat die Neuanschaffung im vergangenen Jahr ermöglicht.

"Am liebsten wäre ich jeden Tag hier", sagt der Bub und lässt den Blick durch den Raum schweifen. Alles in dem kleinen Zimmer ist weiß, die Wände, Schränke und Kissen. Ein Lichtervorhang beleuchtet das Zimmer sanft in wechselnden Farben. Der Entspannungsraum mit der Nummer 090 im Erdgeschoss der Franziskusschule ist eine Oase zum Krafttanken, die nicht nur Michael schätzt: Knapp 100 geistig behinderte Kinder aus dem Landkreis werden hier unterrichtet und erhalten obendrein notwendige Therapien.

Etwa 70 Schüler besuchen nach der Schule die Heilpädagogische Tagesstätte. Und die meisten von ihnen nutzen den Snoezelen-Raum, so die korrekte Bezeichnung. Snoezelen ist ein von zwei Zivildienstleistenden in den Niederlanden 1978 zusammengestelltes Fantasiewort, welches sich aus den niederländischen Verben "snuffelen" (kuscheln, schnuffeln) und "doezelen" (dösen) zusammensetzt. In der ruhigen Atmosphäre werden Menschen Ängste genommen, und sie fühlen sich geborgen. Inzwischen hat sich die Idee dieser Entspannungsform weltweit auf über 30 Nationen ausgebreitet.

In der Franziskusschule wollen fast alle snoezeln. Davon zeugt der Belegungsplan an der Tür: Täglich ist der Raum therapiebegleitend gebucht, Lücken nutzen die Lehrer während der Unterrichtszeiten, etwa wenn Schüler eine Auszeit brauchen. Und das ist häufig der Fall: "Gerade die Kinder, die auch eine körperliche Behinderung haben, schätzen den Raum", sagt Schulleiterin Ricarda Friederichs. Spastiken würden sich schnell lösen, die Muskeln entspannen. Doch auch, wenn ein Kind emotional angespannt und aufgeregt ist, komme es hier gut zur Ruhe.

Auf dem beheizten Bett können Beschwerungssäcke und Decken zum Einsatz kommen, um das Gefühl der Geborgenheit zu verstärken. Auch Massagebälle und Bürsten stehen den Begleitpersonen bereit, um ihre Schützlinge körperlich zu stimulieren. Optisch gibt es keine Reize, bei Bedarf läuft lediglich leise Musik, welche auch an das Bett angeschlossen werden kann. "So wird die Musik für den Körper spürbar", sagt Friederichs. Die Musikanlage hat die Schule aus Elternspenden finanziert. "Ich bin so froh, dass wir den Raum jetzt wieder nutzen können", sagt sie. "Das Multisensorische, das so ein Raum bietet, ist toll." Auch wenn das freiwillige Angebot für die Schule ein Kraftakt war, weil sich der Bezirk Oberbayern nicht an der Finanzierung beteiligt hat.

Komplett fertig ist der Entspannungsraum in der Franziskusschule allerdings noch nicht. Kaum war das neue Bett installiert, ist das Rollo zum Verdunkeln des Raums kaputt gegangen. Derzeit sind die Fenster nur provisorisch mit einer Folie abgeklebt, davor hängt ein weißer Vorhang. Und auch eine Lichtanlage über dem Bett fehlt noch. "Das ist leider alles sehr teuer", klagt Schulleiterin Friederichs. Die Kosten seien aus dem Schuletat nicht zu stemmen.

Deshalb hat sie sich zur weiteren Ausstattung des Raums erneut an den SZ-Adventskalender gewandt. Während eine funktionierende Abdunkelung zur Grundausstattung gehört, würden Lichteffekte das Zimmer noch einmal erheblich aufwerten. Aktuell müssen Michael und seine Mitschüler auf eine leere weiße Holzplatte in Wolkenform schauen, die über dem Bett schwebt. Eine Lehrkraft hat die Lampe vor Jahren in Eigenregie gebastelt. Inzwischen funktionieren die Leuchtdioden jedoch nicht mehr.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: