SZ-Adventskalender:Vom Ofen bis zum Bett

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Annelies Schmauz (oben) an ihrem alten Gasofen. Inzwischen hat sie einen Elektroherd, mit dem sie auch backen kann. (Foto: Arlet Ulfers)

Wie das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung notleidende Menschen im Fünfseenland im vergangenen Jahr unterstützt hat.

Von Carolin Fries, Starnberg

Oft sind es die kleinen Dinge, die sich bedürftige Menschen nicht leisten können: ein neues Bett, ein Kühlschrank, Theaterkarten. Doch gerade diese Dinge erhöhen die Lebensqualität, helfen Krankheiten zu lindern oder die Sorgen für einen Tag zu vergessen. Einigen Menschen und Institutionen im Landkreis konnte der SZ-Adventskalender im vergangenen Jahr einen Wunsch erfüllen - ein Rückblick.

Ein märchenhafter Nachmittag

Susanne Tietjens betreut alleinerziehende Mütter in der Beratungsstelle der ökumenischen Hilfe in Gilching und leitet seit 21 Jahren das angegliederte Mutter-Kind-Haus. Dabei trifft die Sozialpädagogin auf viele Kinder, "aufgeweckte, wissbegierige kleine Wesen", wie sie erzählt. Doch meist hätten die Eltern in ihrer akut schwierigen Situation für deren individuellen Belange weder Geld noch Energie. Deshalb hat Tietjens im vergangenen Jahr Geschwister im Alter von zehn und zwölf Jahren in die Germeringer Stadthalle begleitet. Die zwei wollten sich "Schneewittchen on Ice" ansehen, ein Märchen auf Kufen. Die alleinerziehende Mutter hatte dafür kein Geld übrig und obendrein wenig Verständnis. Den Wunsch der Kinder nach einem märchenhaften Nachmittag in der Vorweihnachtszeit erfüllte deshalb der SZ-Adventskalender.

Ein paar Tage Urlaub

Das Glück war vollkommen, bis sich die Krankheit ins Leben der Familie K. schlich. Bei Mutter Elisabeth wurde ein Tumor im Bein diagnostiziert, da war sie gerade mit ihrem dritten Kind schwanger. Zwei Jahre lang ging es ständig bergauf und bergab, im Herbst vergangenen Jahres starb Elisabeth K. und Vater Robert stand plötzlich alleine mit den Kindern da - vollkommen erschöpft und heillos überfordert. Um der Familie nach der auch finanziell belastenden Zeit eine Auszeit zu gönnen, ermöglichte der SZ-Adventskalender in den Weihnachtsferien ein paar Tage Urlaub in einem Familienhotel.

Ein richtiges Bett

Fünf Mal wurde Karin B. an der Wirbelsäule operiert, drei Mal am Magen, ein Mal an der Schilddrüse. Obendrein leidet die 70-Jährige an einer Hautkrankheit. Der Hausarzt rät zu einer guten Matratze, doch die Seniorin hat noch nicht einmal ein richtiges Bett. Sie schläft auf dem Sofa, weil die Grundsicherung für Neuanschaffungen kaum Geld lässt. Das hat sich im vergangenen Jahr dank Spenden aus dem SZ-Adventskalender geändert.

Eine Waschmaschine

Eine medikamentös bedingte Depression hat Peter M. letztlich komplett aus der Bahn geworfen. Der an Multiple Sklerose erkrankte Gautinger wurde von seiner damaligen Lebensgefährtin vor die Tür gesetzt, konnte die Unterhaltszahlungen für die drei gemeinsamen Kinder nicht aufbringen, stand plötzlich bei der Tafel um Essen an. Inzwischen hat der 46-Jährige die Insolvenz überstanden, krankheitsbedingt aber kann er keinem geregelten Beruf nachgehen. Weil er keine eigene Waschmaschine besaß, musste er immer zum Waschsalon, auch wenn die Beine schmerzten. Hier hat der SZ-Adventskalender Abhilfe geschaffen.

Ein neuer Ofen

Kuchen gab es für Annelies Schmauz aus Gauting lange Zeit nur einmal im Monat, beim Seniorentreff der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Zuhause traute sich die fitte 90-Jährige nicht zu backen - der alte Ofen in der Küche lief mit Gas, das war ihr zu gefährlich. Einmal wieder einen Ofen nutzen zu können, das war für die Seniorin ein Traum. Doch Geld für einen Elektroherd hatte sie nicht, dafür waren die Rücklagen zu gering. Nach einem Bericht in der Starnberger SZ erklärte sich ein regionaler Küchenausstatter bereit, einen neuen Ofen zu spendieren. So gab es für Annelies Schmauz nach vielen Jahren erstmals wieder selbstgebackene Plätzchen zum Weihnachtsfest.

Ein Dach über dem Kopf

Die Wärmestube für Obdachlose am Starnberger Bahnhof liegt zu abseits, um bewusst wahrgenommen zu werden. Ein schlichter Container in der Nähe des Park & Ride-Parkplatzes, in dem täglich sechs bis acht Menschen für ein paar Stunden eine warme Bleibe und die nötigste Versorgung finden. Ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Starnberg, die der Caritas das Grundstück mietfrei zur Verfügung stellt, und welches der SZ-Adventskalender vor 20 Jahren finanziell unterstützt hat. Wer hier herkommt, lebt auf der Straße und holt sich bei Sozialpädagogin Simone Christenn den Hartz-IV-Tagessatz in Höhe von 13,63 Euro ab, frühstückt, duscht. In der Regel schlafen die Klienten in der wohligen Wärme bereits nach einer Tasse Kaffee und dem Frühstück an den Tischen ein. Für die Obdachlosen ist die Wärmestube ein geschützter Raum, in dem sie sich nicht rechtfertigen müssen. Hier gibt es alles, was sie brauchen; lediglich im Sommer fehlte ein stabiler Sonnenschutz, um auch den Außenbereich für gemeinsame Aufenthalte nutzen zu können. So hat der SZ-Adventskalender der Wärmestube einen stabilen Pavillon bezahlt.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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