Konkurrenz um Nistplätze:Storch bricht sich beim Luftkampf das Genick

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Beringt die jungen Störche in einem Nest über Raisting: Clemens Krafft, der sich seit Jahren um den Storchen-Nachwuchs kümmert. (Foto: Treybal)
  • Durch Starkregen im Mai haben viele Storchenpaare ihre Jungen verloren oder mussten sich neue Nistplätze suchen.
  • In Raisting wurde ein Storchenpaar von neuankommenden Störchen angegriffen - das Männchen brach sich im Kampf das Genick, Weibchen und Jungen wurden aus dem Nest geworfen.
  • Die Schutzgemeinschaft Ammersee (SGA) stellt für gefährdete Störche Stahlkörbe als Nisthilfen auf, weil die Tiere ihr Sozialverhalten am besten in freier Wildbahn entwickeln.

Von Armin Greune, Raisting

Der Dauerregen im Mai und die immer härtere Konkurrenz um Nistplätze haben Tribut gefordert: Von den neun Storchennestern am Ammersee-Südufer sind nur noch fünf mit Nachwuchs besetzt. Clemens Krafft lässt sich mit der ausfahrbaren Feuerwehrleiter zu den Horsten in Raisting befördern, insgesamt sechs Jungvögel kann er heuer beringen.

Seit 2011 markiert er einmal jährlich die neu geschlüpften Vögel. Nur 2014 musste er zweimal anrücken, weil gleich 16 Weißstörche flügge wurden. 2013 hingegen erfroren bis auf ein Küken in Fischen alle im Starkregen.

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Kampf um Nistplätze - ohne Rücksicht auf die Jungen

Auch 2015 verloren zwei Paare witterungsbedingt ihre Jungen, schon zuvor hatten Störche in Fischen aus unklarer Ursache die Brut abgebrochen. Dramatische Szenen spielten sich gegenüber der Raistinger Kirche ab: Am 21. Mai wurde das Paar, das seit Monaten die Nisthilfe dort besetzt hatte, von Neuankömmlingen angegriffen.

"Das brütende Männchen stürzte im Luftkampf ab und brach sich dabei das Genick", berichtet Reinhard Grießmeyer, Vorstand der Schutzgemeinschaft Ammersee (SGA), die das Weißstorch-Hilfsprojekt betreut. Das neue Paar vertrieb auch das Weibchen, warf die beiden hilflosen Jungen der Vorgänger aus dem Nest und bezog das begehrte Quartier an der Kirche.

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Wird er angenommen? Der langjährige Storchenhorst auf dem "Huberwirt" wird abgerissen, ein daneben platzierter soll künftig Brutstätte für die Jungvögel sein. Damit die Störche ihn auch annehmen, haben sich die Vogelschützer einiges einfallen lassen.

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Inzwischen ist Krafft vom Einsatz auf der Leiter wieder auf festen Boden angelangt: Die Beringung der zwei Küken auf dem Dach an der Lichtenaustraße hat keine Minute gedauert. Josef Dreher, Vize-Feuerwehrkommandant aus Dießen, und der Vizevorsitzende der SGA sind ein gut eingespieltes Team.

Wie Störche füreinander sorgen - zumindest in freier Wildbahn

Die Jungen machen es Krafft aber auch leicht, die Manschetten mit Registriernummern an ihren Kniegelenken zu befestigen und stellen sich instinktiv tot. Beim Casting für "Das hässlichste Entlein" dürften sie im Moment gute Chancen haben: Ihr gerupftes Aussehen ist darauf zurückzuführen, dass sich gerade der Flaum zum Gefieder mausert.

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Noch drei Mal fährt Krafft im Korb auf und ab: Auf einem Hofdach an der Bahn erhalten zwei Jungstörche ihre Kennzeichen, in einem Horst im Gewerbegebiet und auf einer Kiefer je einer. Das Paar auf dem Baum war nicht auf einen von der SGA zur Verfügung gestellten Stahlkorb angewiesen und hat sein Nest völlig selbständig gebaut.

Auch das Sozialverhalten dieser Störche sei weiter entwickelt, sagt Grießmeyer: "Sie tränken ihre Jungen und spenden ihnen Schatten." Bei aus Zuchtstationen stammenden Vögeln seien diese Instinkte meist verkümmert. Hoffnung macht ihm auch ein Paar, das nur 50 Meter vom Horst an der Kirche entfernt ohne Nisthilfe auf dem Pfarrhaus einen Horst gebaut hat. Erst am 10. Mai hat es mit der Brut begonnen - gut möglich, dass Krafft in ein paar Wochen also nochmals zum Beringen nach Raisting kommen muss.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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