Forstinning:Die Störche ziehen um

Wird er angenommen? Der langjährige Storchenhorst auf dem "Huberwirt" wird abgerissen, ein daneben platzierter soll künftig Brutstätte für die Jungvögel sein. Damit die Störche ihn auch annehmen, haben sich die Vogelschützer einiges einfallen lassen.

Von Carolin Fries, Forstinning

Nun heißt es abwarten. Und hoffen. Eigentlich sollte alles klappen, sagt Richard Straub, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Dann werden die zwei Störche, die aktuell in ihrem Horst auf dem Kamin des "Huberwirts" in Forstinning brüten, noch in diesem Sommer den nur 30 Meter weiter liegenden neuen Horst anfliegen. Dann hätten sich die Mühen gelohnt und das Umsiedelungsprojekt der Störche wäre ein Erfolg.

Es ist nicht die leichteste Aufgabe, die sich Straub damit gestellt hat und er weiß das. Doch das Storchenpaar muss umziehen, denn der Huberwirt wird im kommenden Jahr abgerissen - und damit das langjährige Domizil des Forstinninger Storchenpaares. Für Ersatz ist seit Montag gesorgt: Ein 15 Meter hoher Holzmast, mehrfach verleimt und separat imprägniert, steht nun fest einbetoniert neben einer Kastanie.

Forstinning: Der Horst thront 15 Meter über dem Boden.

Der Horst thront 15 Meter über dem Boden.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Satte 700 Kilogramm wiegt der Mast, dagegen kommt der daraufliegende Horst mit 100 Kilogramm regelrecht filigran daher. Richard Straub selbst hat das Gitterwerk aus verzinktem Eisen zusammen mit Richard Hörl in Handarbeit mit Weiden- und Haselästen umflochten. Das Nest selbst mit einem Durchmesser von etwa eineinhalb Metern haben die Männer zusätzlich mit Stroh ausgestattet. "Wir haben alles gemacht, was möglich ist", sagt Straub. Sogar eine Theorie hat er, wie das Umsiedelungsprogramm starten soll. "Die Jungvögel werden mit der Zeit anstrengend, die Eltern kommen kaum noch zur Ruhe und suchen sich deshalb gerne einen hoch gelegenen Platz, um die Jungvögel zu beobachten", sagt Straub.

Da müsste der etwas höher und größer gelegene Horst den Elternstörchen als Ferienwohnung eigentlich gerade recht kommen. "Wir haben es ihnen besonders schmackhaft gemacht, indem das neue Zuhause näher am Moos und damit an der Nahrungsquelle liegt", sagt Straub.

Aktuell allerdings haben die Störche ganz andere Dinge im Kopf und beileibe weder Zeit noch Nerven für einen Umzug: Die Brutzeit hat begonnen.

Straub vermutet, dass bereits ein oder zwei Eier im Hort liegen. Anders als in Markt Schwaben wird der Horst in Forstinning nicht von einer Kamera überwacht. Das Storchenmännchen kommt ursprünglich aus Isny im Allgäu und überwintert jedes Jahr in Forstinning und der Umgebung. Das Weibchen war bis 2013 jedes Jahr in wärmere Gefilde gezogen, 2014 allerdings blieb auch sie erstmals im kalten Bayern. Mit ihnen blieben auch die drei gemeinsamen Jungstörche im Schwabener Moos.

Sie sind dem Horst freilich längst entwachsen und nächtigen laut Straub auf hoch gelegenen Plätzen jeglicher Art: Kirchtürme etwa, Kamine und gerne auch Telefonmasten. In zwei Jahren etwa werden sie geschlechtsreif und beginnen, einen Horst zu gründen. Spätestens dann müssen sich die Eltern verbindlich für den Zweitwohnsitz entschieden haben. Laut Straub handelt es sich wahrlich um ein Luxusobjekt: Wenn die Kastanie Laub trägt, wirkt der Horst wie ein auf die Baumkrone aufgesetztes Nest.

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