NEPOMUK:Hocken und zocken

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Ein Schafkopf geht immer in der Starnberger Wachhütte: Andreas Weger, Peter Frey, Stadtpfarrer Andreas Jall, Landrat Stefan Frey und Susanne Weger (von links). (Foto: Privat)

Wachsamkeit ist für einen Seegeist oberstes Gebot - besonders wenn er an einer Maibaum-Wachhütte vorbeikommt.

Von Eurem Nepomuk, Starnberg

Ich hab' es bisher noch niemandem erzählt: Aber Monopoly ist Schuld daran, dass aus mir kein Spieler geworden ist. Jetzt werdet ihr sagen: "Das ist auch gut so. Sonst hättest Du sicher Haus und Hof verzockt." Recht habt ihr. Wer weiß, was für ein Hallodri aus mir geworden wäre. Oder, was noch weit schlimmer wäre: Ich hätte vielleicht angefangen, nächtelang "Mensch ärgere Dich nicht", "Halma" oder "Kniffel" zu spielen. Die ganze Bandbreite der nutzlosen Gesellschaftsspiele rauf und runter zu würfeln.

So gesehen muss ich Monopoly noch dankbar sein, denn es hat das Schlimmste verhindert, mit seinen blöden Straßen, die man weder mit Spielgeld kaufen noch mit Plastikeigenheimen und Hotels bebauen will. Von den Bahnhöfen ganz zu schweigen: Denn da fährt, wie wir wissen, sowieso meist weder ein Zug noch eine S-Bahn ab - zumindest nicht pünktlich. Der einzig erträgliche Platz auf dem Spielfeld ist ohnehin das Gefängnis. Da hat man wenigstens kurz seine Ruhe.

Apropos Ruhe. Letztens geh' ich abends nichts ahnend an der Wachhütte in Starnberg vorbei, nur um zu kontrollieren, ob der neue Maibaum noch brav da liegt, wo er hingehört. Da muss ich feststellen: Beim Maibaum ist zwar alles okay, aber drinnen geht's hoch her.

Der Wassergeist Nepomuk sieht und hört alles im Landkreis. (Foto: Bernd Schifferdecker)

Klar, da hocken sie und zocken: Die Typen kenn' ich alle - und ihr auch. Es sind Landrat Stefan Frey, sein Bruder Peter und deren Freunde Susanne und Andreas Weger sowie - ich staune - Stadtpfarrer Andreas Jall, der die Karten zur nächsten Schafkopf-Runde schon hochhält. Die sind ja drauf! Dabei haben sie doch was Wichtiges zu bewachen. Soviel ich gehört habe, Leute, soll der Landrat an dem Abend sogar den Sparstrumpf seines älteren Sohnes mit in die Wachhütte genommen haben, weil er daheim kein Kleingeld zur Hand hatte. Zum Glück soll der Junior dabei sogar noch ein feines Geschäft gemacht haben, dann sein Vater hatte den ganzen Abend ein unverschämt gutes Blatt.

Und wenn ihr jetzt wissen wollt, warum der Starnberger Maibaum an diesem Abend nicht geklaut wurde, obwohl die Dauer-Diebe aus Unterbrunn sicher schon in den Startlöchern standen: An den vier Zockern aus der Wachhütte lag es jedenfalls nicht. Ich hab' natürlich aufgepasst, ist doch Ehrensache!

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